White Hell – Eiskalte Jagd Les Survivants
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White Hell – Eiskalte Jagd

„White Hell – Eiskalte Jagd“ // Deutschland-Start: 23. Juni 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit dem Tod seiner Frau ist Samuel (Denis Ménochet) ziemlich aus dem Tritt geraten. Immer wieder hat er Streit mit seiner kleinen Tochter, die ebenso mit der Situation zu kämpfen hat wie er. Als er übers Wochenende in seine kleine Hütte fahren will, die in den italienischen Alpen liegt, gibt er sie erst einmal bei seinem Bruder hat. Dafür hat er bald anderweitig Gesellschaft: Plötzlich steht die Afghanin Chehreh (Zar Amir-Ebrahimi) vor ihm, die illegal nach Europa eingewandert ist und nun weiter nach Frankreich möchte. Zwar will Samuel damit eigentlich nichts zu tun haben, erklärt sich dann aber doch dazu bereit, der Fremden zu helfen. Das wiederum ist Justine (Victoire Du Bois), Victor (Oscar Copp) und Stefano (Luca Terracciano) ein Dorn im Auge, die alles daran setzen, Immigranten und Immigrantinnen wieder aus dem Land zu werfen und dabei auch nicht vor brutaler Gewalt zurückschrecken …

Jagd auf illegale Einwanderer

Man kannte diese Geschichten vor allem aus den USA: Bewaffnete Männer, die Jagd auf alle machen, die es wagen, über die Grenzen kommen zu wollen. Inzwischen sind solche Vorfälle aber auch in Europa keine Dystopie mehr. Die schockierenden Zustände auf hoher See, wo regelmäßig Menschen ertrinken, sind Alltag geworden. Gleiches gilt für den Zulauf für rechte Parteien, vom Süden bis nach Skandinavien. Ganz klar: Fremdenfeindlichkeit ist wieder salonfähig geworden. Insofern ist White Hell – Eiskalte Jagd auf erschreckende Weise aktuell. Denn dort wird mit Gewehr und Hund Jagd auf eine Frau gemacht, deren Verbrechen darin besteht, dass sie in einem anderen Land ein besseres Leben erhofft. Bei einer Frau aus Afghanistan ist das mehr als verständlich, wie verheerend dort die Lage ist, ist bekannt.

Das ist dem mörderischen Trio egal. Ihnen geht es nicht um Argumente, auch nicht um konkrete Personen. Vielmehr sind Fremde zu einem Symbol dafür geworden, dass es bei ihnen selbst schlecht läuft. Richtig viel verrät White Hell – Eiskalte Jagd nicht über die drei Figuren, weder im Hinblick auf die Persönlichkeit, Herkunft oder Motivation. Es schimmert lediglich durch, dass die Gegend vor die Hunde geht, die Leute fortgehen, weil Perspektiven fehlen. Das ist nicht viel. Wer von dem Film tiefgründige Analysen oder Kommentare zur gesellschaftlichen Lage erwartet, der wird dann doch eher enttäuscht. Überhaupt ist der Inhalt eher dünn. Das Szenario ist über weite Strecken lediglich ein Anlass dafür, dass es überhaupt zu einer Menschenjagd kommt. Das hier ist schließlich kein Drama, sondern ein Genrebeitrag, dessen oberstes Ziel die Erzeugung von Spannung ist.

Stimmiges Setting mit einem starken Hauptdarsteller

Das gelingt Regisseur und Co-Autor Guillaume Renusson dafür durchaus. Von Anfang an herrscht eine unheilvolle Atmosphäre. Noch bevor klar ist, worum es in dem Film überhaupt gehen wird, weiß man bereits, dass da etwas Böses geschehen wird. Lange spielt der Franzose mit dem ominösen Gefühl, erst in der zweiten Hälfte wird es dann konkreter. White Hell – Eiskalte Jagd wandelt sich dann, der Titel nimmt es vorweg, zu einem Survivalthriller, bei dem die beiden Hauptfiguren irgendwie dem Trio entkommen müssen. Einfach ist das nicht, so ganz ohne Ausrüstung. Chehreh ist ohnehin schon erschöpft, der lange Weg hat sie viele Kräfte gekostet. Hinzu kommt die unwirkliche Gegend, wenn sie sich durch die schneebedeckten Berge kämpfen müssen. Das wäre schon ohne Verfolger anstrengend gewesen.

Das Setting ist dann auch der eine Grund, weshalb sich der französische Thriller lohnt. Ob sie nun durch die lebensfeindliche Natur stapfen oder in den menschenleeren Gebäuden unterwegs sind, da wird schon einiges für die Augen geboten. Außerdem ist da noch Denis Ménochet. Der Charakterdarsteller, der zuletzt in François Ozons Peter von Kant einen in den Abgrund taumelnden Regisseur mimte, ist auch im Genrekino eine gute Besetzung. Er bringt die notwendige Intensität mit, die es für eine schweigsam veranlagte Figur wie Samuel braucht. Auch wenn White Hell – Eiskalte Jagd sicherlich ambitionierter hätte sein können bei dem Thema und der Figurenzeichnung, ist das Ergebnis in der Summe sehenswert und ein bitterer Blick auf ein sich abschottendes Europa.

Credits

OT: „Les Survivants“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Guillaume Renusson
Drehbuch: Guillaume Renusson, Clément Peny
Musik: Robin Coudert
Kamera: Pierre Maillis-Laval
Besetzung: Denis Ménochet, Zar Amir-Ebrahimi, Victoire Du Bois, Oscar Copp, Luca Terracciano

Bilder

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White Hell – Eiskalte Jagd
fazit
„White Hell – Eiskalte Jagd“ erzählt von drei Leuten, die in einer abgelegenen Gegend Jagd auf illegale Immigranten und Immigrantinnen machen. Das geht nicht sonderlich in die Tiefe, weder im Hinblick auf die Geschichte noch die Figurenzeichnung. Das stimmungsvolle Bergsetting und ein intensiver Denis Ménochet machen den französischen Thriller dennoch sehenswert.
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