Nacht ohne Morgen TV Fernsehen Das Erste ARD DVD kaufen Streamen online Mediathek
© WDR/Erik Lee Steingroever

Nacht ohne Morgen

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„Nacht ohne Morgen“ // Deutschland-Start: 30. November 2011 (Das Erste) // 5. Oktober 2012 (DVD)

Inhalt / Kritik

Sein Leben lang hat der Berliner Staatsanwalt Jasper Dänert (Götz George) für Gerechtigkeit gekämpft. Umso mehr schmerzt es ihn, dass der Fall um einen ermordeten 16-jährigen Jungen unaufgeklärt blieb. Bald 20 Jahre ist das her, bis heute weiß niemand, wer der Tote war und wer ihn getötet hat. Viel Zeit bleibt Dänert nicht mehr, wenn er diese Antworten will, sein eigenes Leben geht unaufhaltsam seinem Ende entgegen. Da auch seine Ehe mit Katharina (Barbara Sukowa) vor dem Aus steht, ist er fest entschlossen, die Geschichte von damals zu einem Ende zu bringen. Zu diesem Zweck bittet er die Dorfpolizistin Larissa Brandow (Fritzi Haberlandt), die den Jugendlichen seinerzeit gefunden hat, ihn bei seinen inoffiziellen Ermittlungen zu unterstützen. Die Spurensuche führt die beiden dabei tief in die Stricherszene …

Besessen von der Vergangenheit

Auch wenn Götz George im Laufe seiner langjährigen Karriere die unterschiedlichsten Rollen gespielt hat, die bekannteste dürfte bis heute die des Horst Schimanski sein. 1981 in Duisburg-Ruhrort eingeführt, gab es 29 Folgen vom Tatort mit dem unkonventionellen Kommissar. Später folgten noch einmal 17 Auftritte in der Spin-off-Serie Schimanski. Noch während Letztere lief und langsam ihrem Ende zuging, war George aber noch in einem weiteren Fernsehkrimi zu sehen. Dieser ist heute eher in Vergessenheit geraten. Dabei hat die ARD-Produktion Nacht ohne Morgen durchaus eigene Qualitäten, obwohl – oder gerade weil – die Figur des Jasper Dänert nur wenig mit der Paraderolle des beliebten Darstellers gemeinsam hat. Beide mögen sie auf der Seite des Gesetzes stehen und Verbrecher jagen, die Menschen selbst sind aber kaum zu vergleichen.

Wobei der Vergleich natürlich auch ein wenig unfair ist. Während Schimanksi seine Fernsehkarriere in mittleren Jahren begann und gemeinsam mit dem Publikum alterte, da ist Dänert beim ersten Aufeinandertreffen vom Leben gezeichnet. Und auch der Blickwinkel ist ein anderer. Natürlich musste sich der Kommissar mit der Vergangenheit auseinandersetzen, wenn es darum ging, Fälle zu lösen. Ansonsten war er aber immer jemand, der für die Gegenwart lebte. Beim Staatsanwalt außer Dienst ist das anders. Nacht ohne Morgen ist als Film besessen von der Vergangenheit, wenn es zum einen darum geht, den alten Fall noch einmal aufzurollen, aber auch im Hinblick auf den Protagonisten selbst. Für ihn geht es nicht einfach nur darum, die Akte abzuschließen. Die Geschichte ist persönlicher.

Mehr Drama als Krimi

Aus dem Grund darf man sich auch darüber streiten, ob das hier überhaupt noch ein Krimi ist. Zwar hat Drehbuchautor Karl-Heinz Käfer einen Fall eingebaut, der zum Anlass wird für die beiden Hauptfiguren, sich auf die Suche zu begeben. Und doch ist das Ergebnis mehr Drama als wirklicher Genrebeitrag. Da geht es um Themen wie Vergänglichkeit, geht es um Schuld und Sühne, wenn sich die Figuren mit schmerzenden Erinnerungen herumplagen. Nacht ohne Morgen handelt aber auch von unterdrückten Gefühlen und einem Leben, das sich im Verborgenen abspielt. Die Spurensuche führt tief in die Schatten, wobei man zwischenzeitlich nicht mehr weiß, ob dort nun Verdächtige, Opfer oder auch der Protagonist selbst leben.

Atmosphärisch ist das gut gelöst. Regisseur Andreas Kleinert (Lieber Thomas) nutzt die Vorlage, um eine sehr düstere und tragische Geschichte zu erzählen, die geprägt ist von Melancholie und der Sehnsucht nach Erlösung. Nur Spannung sollte man nicht erwarten. Der gemächlich erzählte Film setzt auf Stille und Auslassung anstatt auf eine nennenswerte Handlung. Und auch auf den Hauptdarsteller: George durfte in einem seiner letzten Filme noch einmal unter Beweis stellen, dass er durchaus ein großer Charakterdarsteller war und mehr konnte, als einen polternden Polizisten darzustellen. Wenn Dänert sich seinem Ende nähert, dann wird Nacht ohne Morgen seinem poetischen Titel gerecht. Inmitten der eisigen Landschaft, in der Nähe nur gekauft wird, schwindet die Hoffnung. Nur der Tod bringt hier noch den Frieden, den das Leben längst versagt hat.

Credits

OT: „Nacht ohne Morgen“
Land: Deutschland
Jahr: 2011
Regie: Andreas Kleinert
Drehbuch: Karl-Heinz Käfer
Musik: Daniel Dickmeis
Kamera: Johann Feindt
Besetzung: Götz George, Barbara Sukowa, Fritzi Haberlandt, Jeroen Willems

Bilder

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Nacht ohne Morgen
fazit
In einer seiner letzten Rollen durfte Götz George noch einmal zeigen, welches Talent er als Charakterdarsteller hatte. Der Film um einen sterbenden Staatsanwalt, der einen langen zurückliegenden Fall aufklären möchte, überzeugt dabei als Drama um Vergangenheitsbewältigung und die Sehnsucht nach Erlösung. Als Krimi ist „Nacht ohne Morgen“ hingegen nur wenig spannend.
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