Barbie 2023 Film
© Warner Bros.

Barbie

„Barbie“ // Deutschland-Start: 20. Juli 2023 (Kino) // 26. Oktober 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Für Barbie (Margot Robbie) könnte das Leben in Barbieland nicht schöner sein. Sie hat ihr absolutes Traumhaus in Pink, hat die vielen anderen Barbies, mit denen sie jeden Abend verbringt. Und so ist jeder Tag der beste Tag. Bis sie plötzlich übers Sterben nachdenkt, was nicht nur sie schockiert, sondern auch alle anderen. In Barbieland wird schließlich nicht gestorben. Als ihre Füße zudem ganz seltsam sind, bleibt ihr nichts anderes übrig, als zur seltsamen Barbie (Kate McKinnon) zu gehen. Diese hat auch einen Rat für sie: Barbie muss in die reale Welt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei kann sie auf die Unterstützung von Ken (Ryan Gosling) zählen, der sich in ihrem Cabrio versteckt hat und schon seit Langem auf eine Möglichkeit wartet, Barbie seine Liebe und seinen Wert zu beweisen. Doch das mit der realen Welt stellt sich als schwieriger heraus als gedacht, zumal der CEO von MATTEL (Will Ferrell) die Puppe so schnell wie möglich wieder loswerden will …

Das Ende einer unmöglichen Reise

Keine Puppe dürfte weltweit bekannter sein als Barbie. Die 1959 von Ruth Handler entworfene Plastikschönheit gibt es in unzähligen Varianten, ist trotz der vielen Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte eine unverkennbare Marke geworden. Kein Wunder also, dass es unzählige animierte Filme und Serien mit ihr gibt, Barbie – Die Magie der Delfine schaffte es 2017 sogar bei uns in die Kinos. Und doch schienen die Pläne, eine tatsächliche Spielfilmvariante aus dieser Vorlage zu basteln, zum Scheitern verurteilt zu sein. So begannen bereits 2009 erste Planungen, die aber kein Ergebnis brachten. Erst zwei Studiowechsel später nahm das Projekt an Fahrt auf. Auch bei der Besetzung und der Regie gab es diverse Änderungen, die typische Entwicklungshölle, in der Filme immer mal wieder landen. Insofern waren Zweifel angesagt, ob es überhaupt noch einen Film geben würde. Und vor allem: Ob er etwas taugen würde.

Beide Fragen dürfen inzwischen mit Ja beantwortet werden. Und auch kommerziell sieht die Zukunft golden-rosa aus, nicht wenige erwarten, dass Barbie nach Der Super Mario Bros. Film der erfolgreichste Film des Jahres sein wird. Das ist auch deshalb überraschend, weil am Ende Greta Gerwig auf dem Regiestuhl Platz nahm. Die ursprünglich als Schauspielerin bekannt gewordene Indie-Ikone hat zwar mit ihren ersten beiden Regiearbeiten Lady Bird und Little Women viel Zuspruch erfahren, die zwei Filme waren jeweils für mehrere Oscars nominiert. Sie spielten auch ordentlich Geld ein. Dennoch, Blockbuster waren die beiden Werke kaum. Bei ihrem dritten Anlauf versucht sie dann auch, die Anforderungen an einen Kassenerfolg mit ihren eigenen Themen zusammenzubringen. Mainstream mit Hirn sozusagen. Sie will zudem gleichzeitig Fans der Puppen und Menschen, die diese aus verschiedensten Gründen hassen, gemeinsam ins Kino locken.

Massenware und satirischer Anspruch

Eine solche Gratwanderung kann furchtbar danebengehen und zu einem bösen Absturz führen. Tatsächlich funktioniert die Mischung hier aber ausgesprochen gut. So gibt es in Barbie eine Reihe von Elementen, die bei der breiten Masse für Unterhaltung sorgen werden. Da wären die knallbunten Kulissen, an denen man sich kaum sattsehen kann. Wenn Barbie in die Welt der Menschen überwechselt, kommt es visuell wie auch inhaltlich zu starken Kontrasten. Das kann sehr komisch sein, Gerwig und ihr langjähriger Partner Noah Baumbach, der mit ihr auch das Drehbuch geschrieben hat, verwenden einen ganz klassischen Fish-out-of-Water-Humor. Schließlich haben die beiden zum Leben erwachten Puppen keine Ahnung, wie die reale Welt funktioniert, was zu einer Reihe schön alberner Szenen führt. Das funktioniert auch wegen der Besetzung famos. Dass Margot Robbie (Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn) eine perfekte Barbie abgeben würde, konnte man sich vorher gut vorstellen. Eine echte Überraschung ist hingegen Ryan Gosling (La La Land), der als minderbemittelter Ken eine Spielfreude zeigt, die man von dem Kanadier so gar nicht kennt.

Doch diese eher leichte Form der Unterhaltung verbinden Gerwig und Baumbach mit einer Reihe ernsterer Inhalte. Da geht es um die Rolle der Frau, das Thema Selbstverwirklichung, Schönheitsideale oder auch Kommerz und Kapitalismus. Ein ganzes Arsenal kleiner Pfeilchen verschießen die zwei – manche sind versteckter, andere dafür umso expliziter. Auch wenn man sich hier und da drüber streiten kann, ob das nicht zu viel oder zu wenig ist, so hat Barbie tatsächlich für alle etwas zu bieten. Der Hype mag in den letzten Monaten fast schon nervig groß gewesen sein, das Endergebnis nicht ganz auf dem Niveau von Gerwigs ersten beiden Filmen. Und doch ist der US-Amerikanerin ein Crowdpleaser gelungen, der tatsächlich sehr bekannt und dabei einmalig ist. Der bewährte Elemente aufgreift, beispielsweise an The Lego Movie erinnert, gleichzeitig aber ein Film ist, den man im Anschluss kaum wieder vergisst und der mit Sicherheit weit über den aktuellen Erfolg hinaus seinen Platz finden wird.

Credits

OT: „Barbie“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Greta Gerwig
Drehbuch: Greta Gerwig, Noah Baumbach
Musik: Mark Ronson, Andrew Wyatt
Kamera: Rodrigo Prieto
Besetzung: Margot Robbie, Ryan Gosling, America Ferrera, Ariana Greenblatt, Will Ferrell, Rhea Perlman, Kate McKinnon, Michael Cera

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Barbie
fazit
Die Skepsis war zuvor groß, lange schien das Projekt zum Scheitern verurteilt zu sein. Nun ist „Barbie“ da und ist tatsächlich ein Ereignis. Auch wenn der Film nicht ganz dem übermenschlichen Hype gerecht wird, macht er viel Spaß und schafft dabei, eine ganze Reihe von Widersprüchen zu vereinen. Da trifft knallbunte Optik auf existenzielle Gedanken, ein einfacher Fish-out-of-Water-Humor auf satirische Momente. Das Ergebnis ist sehenswert, allein schon für Ryan Gosling, der als minderbemittelter Ken zahlreiche Glanzauftritte hat.
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