Creed III: Rocky’s Legacy
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Creed III: Rocky’s Legacy

„Creed III: Rocky’s Legacy“ // Deutschland-Start: 2. März 2023 (Kino) // 25. Mai 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Nachdem er als Boxer alles erreicht hat, ist für Adonis Creed (Michael B. Jordan) die Zeit gekommen, die Handschuhe an den Haken zu hängen und sich mehr um seine Familie zu kümmern: seine Frau Bianca (Tessa Thompson), Tochter Amara (Mila Davis-Kent) sowie seine Adoptivmutter Mary Anne (Phylicia Rashad), die sich von einem Schlaganfall erholt. Dabei hat er dem Boxen nicht völlig den Rücken zugekehrt. So ist er hinter den Kulissen sehr aktiv und kümmert sich beispielsweise um die Karriere des jungen Felix Chavez (Jose Benavidez), der die Zukunft des Boxsports sein könnte. Umso größer ist die Überraschung bei Adonis, als er mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird: Damian (Jonathan Majors). Dieser war in jungen Jahren sein bester Freund und ebenfalls ein großes Boxtalent – bis er wegen eines Zwischenfalls im Gefängnis landete. Vor Kurzem aus diesem entlassen, möchte er endlich die Chance bekommen, die ihm viele Jahre verwehrt geblieben ist …

Alles beim neuen Alten

Irgendwann ist es immer so weit und die nächste Generation übernimmt das Ruder. Das trifft bei Creed III: Rocky’s Legacy gleich doppelt zu. Handelten Creed und Creed II noch davon, wie die Boxlegende Rocky Balboa zum Mentor von Adonis Creed wird und ihm den Weg an die Spitze ebnet, rückt nun Creed selbst in diese Funktion. Einen Wechsel gibt es aber auch auf dem Regiestuhl: Erstmals nimmt dort Michael B. Jordan Platz und gibt damit allgemein sein Debüt als Regisseur. Wer deshalb aber denkt, dass es bei dem neuen Teil zu nennenswerten Änderungen kommt, einem wirklichen Neustart, der sieht sich getäuscht. Stattdessen zeigt sich Jordan als Traditionalist, was an manchen Stellen sehr gut funktioniert, an anderen dafür weniger.

Gelungen sind auf jeden Fall die Kämpfe. An einer Stelle gehen zwar mit Jordan ein wenig die Pferde durch, wenn der Auftritt im Ring ein bisschen sehr surreale Anmutungen annimmt. Doch das ist die Ausnahme, die meisten Kämpfe sind schön wuchtig geworden und halten die Balance aus Stilbewusstsein und Gewalt. Letzteres gilt besonders, wenn Damian in Creed III: Rocky’s Legacy in den Ring steigt. Jonathan Majors, der gerade mit Ant-Man and the Wasp: Quantumania bereits seine Qualitäten als Antagonist gezeigt hat, zeigt erneut, warum er gerade einer der Shooting Stars schlechthin ist. Wenn er vor seinen Gegner steht, hat das etwas sehr Animalisches. Und auch Bedrohliches: Seine Figur demonstriert mehrfach, dass er bereit ist, zum Äußersten zu gehen, um seine Interessen durchzudrücken. Gnadenlos nutzt er Schwächen aus, mögen sie körperlich oder psychologischer Natur sein. Seine ungezügelte Brutalität steht in einem starken Kontrast zu einem betont beherrscht auftretenden Adonis.

Ambivalenter Antagonist

Dennoch, ein reiner Antagonist ist Damian eigentlich nicht. Vielmehr kristallisiert sich heraus, dass er eine ziemlich tragische Gestalt ist. Das ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es natürlich immer vorzuziehen, wenn der Gegenspieler kein reiner Böser ist, sondern etwas mehr Tiefgang vorzuweisen hat. Es führt aber auch dazu, dass man in Creed III: Rocky’s Legacy nicht so wirklich gegen ihn ist. Selbst wenn Adonis später – so viel Tradition muss sein – doch noch mal einen Endspurt hinlegt und gegen seinen alten Freund antritt, liegen die Sympathien eher beim Underdog, der sich aus dem Gefängnis heraus an die Spitze kämpft. Zwar versucht das Drehbuch, ihm eine sehr böse Seite auf den Leib zu schreiben, damit der Kampf und das Daumendrücken für Adonis gerechtfertigt ist. Das funktioniert aber nicht so wirklich, da es nicht sonderlich glaubwürdig eingebaut wurde.

Allgemein ist der Inhalt an vielen Stellen fragwürdig. So ist die Entscheidung von Adonis, sein Box-Comeback anzukündigen, ebenso wenig plausibel begründet wie die Reaktion von Bianca. Die spricht sich anfangs noch dezidiert gegen Gewalt aus, ändert dann aber spontan ihre Meinung. Das passt nicht zum Charakter und sorgt nur für Verwunderung. Geradezu ärgerlich ist sogar, wie im späteren Verlauf mal wieder auf höchst manipulative Weise eine dramatische Zuspitzung eingebaut wird. Das ist schon ziemlich billig. Kritikpunkte gibt es bei der Geschichte also mehr als genug, wer in der Hinsicht Ansprüche mitbringt, ist bei Creed III: Rocky’s Legacy im falschen Film. Wer da großzügig ist bzw. sein kann, darf sich aber auf packende Kämpfe und ein fantastisches Ensemble freuen. Als Regiedebütant macht Jordan damit eine gute Figur und neugierig auf weitere Werke – dann aber hoffentlich mit einem besseren Drehbuch.

Credits

OT: „Creed III“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Michael B. Jordan
Drehbuch: Keenan Coogler, Zach Baylin
Musik: Joseph Shirley
Kamera: Kramer Morgenthau
Besetzung: Michael B. Jordan, Tessa Thompson, Jonathan Majors, Wood Harris, Florian Munteanu, Phylicia Rashad, Mila Davis-Kent, Jose Benavidez

Bilder

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Creed III: Rocky’s Legacy
fazit
Das Regiedebüt von Michael B. Jordan ist geglückt. Von einer seltsam surrealen Szene einmal abgesehen gefällt „Creed III: Rocky’s Legacy“ durch schick inszenierte Kämpfe und ein fantastisches Ensemble. Inhaltlich muss man seine Ansprüche hingegen zu Hause lassen, wenn vieles nicht plausibel ist und man sich dabei erwischt, hier trotz allem dem Antagonisten die Daumen zu drücken.
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