Creed II
© Warner Bros.

Creed II: Rocky’s Legacy

Creed II DVD
„Creed II“ // Deutschland-Start: 24. Januar 2019 (Kino) // 31. Mai 2019 (DVD/Blu-ray)

Adonis Creed (Michael B. Jordan) erboxt sich zwar endlich den Schwergewichtsweltmeistergürtel, diese Errungenschaft verblasst aber beinahe im Vergleich zum Ja-Wort seiner Freundin Bianca (Tessa Thompson). Bevor Adonis das alles aber so richtig auskosten kann, taucht ein neuer Herausforderer auf: Viktor Drago (Florian Munteanu), der Sohn von Ivan Drago (Dolph Lundgren), welcher vor über 30 Jahren Adonis‘ Vater bei einem Boxkampf im Ring tötete …

Nicht nur Superhelden-, auch Kampffilme leben zu einem Gutteil von ihrem Bösewicht. Niemand will sehen, wie Creed in den Ring spaziert, irgendein halbes Hemd in der ersten Minute umboxt und nach Hause geht, ohne einen einzigen Tropfen Schweiß vergossen zu haben. Die Überwindung eines schier unüberwindbaren Hindernisses macht die ganze Sache erst interessant, und gerade dieses Element war immer integraler Bestandteil der Rocky-Filme. Wenn Viktor Drago nicht der beste „Bösewicht“ der Rocky-Reihe sein sollte, so ist er zumindest der Top-Anwärter für den Titel. Das fängt bereits beim Optischen an: Florian Munteanu ist ein Panzer. Bei 1,94 m Körpergröße, 111 kg Körpergewicht und praller Muskulatur ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass der Deutsch-Rumäne nicht nur im Film, sondern auch im echten Leben Profiboxer ist. Da der gebürtige Bayer zudem kaum Text, dafür einen gnadenlosen Blick drauf hat, wirkt er umso bedrohlicher.

Glaubwürdige Figuren auf beiden Seiten des Rings
Das untermauert zusätzlich die Beziehung zu Ivan Drago und macht aus Munteanu einen glaubwürdigen Sohn des Hünen. Das Erscheinungsbild alleine ist schon die halbe Miete, doch darüber hinaus ist der Charakter von Viktor gut ausgearbeitet, mit nachvollziehbarer Hintergrundgeschichte, die angenehmerweise komplett ohne forcierte Flashbacks erzählt wird. Iin einer Sportsendung werden zwar während der Promophase kurz Ausschnitte der Kämpfe Rocky beziehungsweise Apollo gegen Ivan Drago gezeigt, aber das ist schlichtweg Realismus und somit etwas ganz anderes. Aber nicht nur Viktor Drago macht eine Charakterentwicklung durch, auch Dolph Lundgrens Figur bekommt mehr Tiefe. Der Film ermöglicht es dem Publikum somit mühelos, die Motivation der beiden zu verstehen und zwischendurch könnte sich der ein oder andere durchaus dabei erwischen, wenigstens heimlich Viktor anzufeuern.

Creed II: Rocky’s Legacy ist nicht nur ein guter Film, er schafft es – unter anderem aufgrund des eben Angesprochenen – darüber hinaus, Rocky IV retrospektiv zu verbessern. Generell entfacht das Werk von Regisseur Steven Caple Jr. Lust, sich erneut mit der gesamten Rocky-Reihe auseinander zu setzen. Das ist insoweit eine angenehme Überraschung, als dass Caple Jr. nicht nur in die Fußstapfen von Vorgänger-Regisseur Ryan Coogler treten musste, welcher aufgrund der Dreharbeiten zu Black Panther ausstieg, sondern in seinem Portfolio neben einigen Kurzfilmen und Serienfolgen gerade einmal einen mittelmäßigen Spielfilm vorzuweisen hat. Den achten Film in einem Franchise zu drehen ist selbst mit günstigeren Voraussetzungen keine einfache Aufgabe, Creed II beweist, dass sie gut bewältigt wurde.

Ein würdiger Nachfolger
Vor Creed: Rocky’s Legacy muss sich der zweite Teil auch überhaupt nicht verstecken. Die Kampfszenen sind im Allgemeinen besser choreographiert, das Schauspiel ist durch die Bank weg auf konstant hohem Niveau, auch der Soundtrack ist besser. Insbesondere I Will Go To War ist ein fantastischer Song, den Tessa Thompson (zumindest intradiegetisch) live performt, während er zum Ring geht. Der einzige Makel daran ist, dass er mit 96 Sekunden viel zu kurz geraten ist.

Ein paar Subplots führen nirgendwo hin, was die Türen für ein weiteres Sequel öffnet. Nach acht Filmen ist es aber langsam wirklich mal gut, vor allem da in Creed II schon einiges gezielt auf Abschied getrimmt zu sein scheint und der Zuschauer seinen Frieden mit der Saga machen kann. Die Geschichte ist auserzählt und ein dritter Creed-Film wird kaum noch mit etwas Interessantem aufwarten können. Es sei denn natürlich, der Sohn von Paulies Roboter erscheint auf der Bildfläche und fordert Adonis heraus …



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"Creed II: Rocky's Legacy" ist Pflichtprogramm für jeden Fan der Rocky-Reihe, aber auch Leute außerhalb dieser Zielgruppe kann er mit herausragenden Kampfszenen und Schauspiel überzeugen. Wer sich nicht bereits zur Vorbereitung die ersten sieben Teile angeschaut hat, wird nach der Sichtung vermutlich Lust darauf bekommen.
8
von 10