Big George Foreman
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Big George Foreman

Big George Foreman
„Big George Foreman“ // Deutschland-Start: 30. November 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt/Kritik

George Foreman war in einer Zeit aktiv, als das Schwergewichtsboxen noch eine echte Sensation war. Um den Boxsport im Allgemeinen steht es ja schon länger nicht sonderlich gut bestellt. Viele möchten diesen Umstand Jake Paul (Untold: Jake Paul the Problem Child) und Konsorten in die Schuhe schieben. Das ist aber eine zu undifferenzierte Betrachtungsweise. Diese Internetgestalten sind nicht die Ursache, höchstens eine Nebenwirkung. Abgesehen davon sind ihre „Zirkuskämpfe“ kein modernes Phänomen (modern ist eher die Häufigkeit davon), selbst Muhammad Ali hat 1976 bei so etwas mitgemischt. Der Hauptgrund für den Niedergang ist jedoch, dass es dem Sport mittlerweile schlicht an großen Namen und wichtigen Kämpfen mangelt. Außerdem hat er in den letzten Jahren zwei herbe Niederlagen einstecken müssen.

In welchem Sport kann denn ein amtierender, ungeschlagener Weltmeister, der uns als der beste seiner Generation, wenn nicht aller Zeiten verkauft wird, in Bedrängnis geraten, wenn er gegen einen absoluten Amateur antritt? 2016 gewann Floyd Mayweather zwar in der zehnten Runde durch TKO gegen Conor McGregor (McGregor Forever), aber hatte bis dahin so seine Probleme. Letzten Oktober erst wurde Tyson Fury (Zuhause bei den Furys) von Francis Ngannou über zehn Runden lang vorgeführt, konnte nach der vollen Distanz nur dank Fehlleistungen des Ringrichters sowie fragwürdiger Scorecards den Sieg für sich beanspruchen. McGregor und Ngannou waren zwar jeweils MMA-Champion in der UFC und konnten in ihrem Sport auch sonst einige beachtliche Erfolge vorweisen, trotzdem hatten sie keinerlei Erfahrung als professionelle Boxer.

Ehrung eines beachtlichen Boxers

Foreman jedenfalls war ein beachtlicher Boxer. Einer, dem ein Biopic gebührt. Das dachte sich wohl auch George Tillman Jr., der Big George Foreman mitschrieb und inszenierte. Wie in seinem 2009 erschienenen Film Notorious B.I.G. zeigt er zu Beginn die Kindheit des Protagonisten. Auch diesmal bringt das mehr Probleme mit sich, als dass es sich gelohnt hätte. Konnte das seinerzeit wenigstens noch damit erklärt werden, dass der Sohn seinen Vater spielen durfte, kann das hier kaum verteidigt werden. Der junge George (Austin David Jones) wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, aber weder wird klar, warum diese Szenen unbedingt im Film sein mussten, noch sind sie sonderlich gut umgesetzt. Die Lage ist wohl so schlimm, dass die Mutter (Sonja Sohn) ihren Kindern nur einen einzigen Hamburger servieren kann, den diese sich teilen müssen. Wie kann George da übergewichtig sein?

Khris Davis (Space Jam: A New Legacy) ist optisch schon recht nahe am Original dran und liefert auch eine überzeugende Performance ab. Sullivan Jones als Muhammad Ali stiehlt hier jedoch die Show, was auf irgendeiner Metaebene sicher passend ist, für den Film selbst aber eher nicht. Insgesamt ist die schauspielerische Leistung in Big George Foreman eher durchwachsen. Am Hauptcast gibt es vielleicht nicht zu viel auszusetzen, aber manche der Nebenrollen hätten eventuell anderweitig besetzt werden sollen.

Holprig erzählt

Ansonsten ist Big George Foreman leider größtenteils ein Abklappern der einzelnen Stationen. Der Zuschauer wird ein wenig an die Hand genommen und durch Foremans Leben geführt. Dabei handelt es sich nicht um eine kontinuierliche Reise, sondern eher um einen Hürdenlauf, bei dem bestimmte Stellen übersprungen werden. Das hat weniger kosmetische Gründe, wie es angesichts der Tatsache, dass Foreman selbst mitproduzierte, leicht zu vermuten wäre. Es scheint eher ein Zeitproblem zu sein, weil wohl möglichst viel in die 129 Minuten gepackt werden sollte, die der Film für sich in Anspruch nimmt. Das macht die Sache zuweilen holprig. Beim Militär etwa wird Foremans Aggressivität bemerkt und er dem Boxen näher gebracht. Trotz seines Talents ist es aber natürlich noch zu früh, um an den Olympischen Spielen 1968 teilzunehmen. Schnitt: Foreman gewinnt die Goldmedaille im Boxen bei den Olympischen Spielen 1968. Der Film zeigt uns zwar, dass Foreman außergewöhnlich ist, aber er bereitet uns das nicht erzählerisch auf.

Den Kampfszenen werden Boxfans mehr abgewinnen können als reine Filmfans. Frei choreographierte Boxkämpfe in rein fiktionalen Filmen sind oft darauf getrimmt, mitreißender zu sein als reale Begegnungen im Ring. Ohne jetzt einen der Kämpfe noch einmal angeschaut zu haben, scheint sich in Big George Foreman schon sehr an der jeweiligen Vorlage orientiert worden zu sein. Gerade das ikonische Ende vom so genannten Rumble in the Jungle wirkt minutiös nachgestellt. Auch die Schläge selbst scheinen von einer rohen Authentizität zu sein. Das wiederum macht das Ganze aber eben etwas weniger filmisch.

Credits

OT: „Big George Foreman“
AT: „Big George Foreman: The Miraculous Story of the Once and Future Heavyweight Champion of the World“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: George Tillman Jr.
Drehbuch: Frank Baldwin, George Tillman Jr.
Musik: Marcelo Zarvos
Kamera: David Tattersall, John Matysiak
Besetzung: Khris Davis, Forest Whitaker, Robert Cicchini, Jasmine Mathews, Sullivan Jones, Lawrence Gilliard Jr., John Magaro, Sam Trammell, Sonja Sohn, Matthew Glave, Erica Tazel, Dwayne Barnes, Deion Smith, K Steele, Austin David Jones

Bilder

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Big George Foreman
Fazit
"Big George Foreman" zeichnet das Leben des außergewöhnlichen Boxers nach. Dabei wird sich leider eher von Station zu Station gehangelt, statt sich dem Erzählfluss hinzugeben. Für Fans von Big George sicher ein Muss, müssen reine Filmliebhaber hier nicht unbedingt reinschauen.
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