Der Grinch 2000

Der Grinch (2000)

Der Grinch 2000
„Der Grinch“ // Deutschland-Start: 23. November 2000 (Kino) // 15. Oktober 2015 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Weihnachten steht vor der Tür und damit die schönste Zeit des Jahres – zumindest wenn es nach den Bewohnern und Bewohnerinnen von Whoville geht. Nur einer kann damit nichts anfangen: der Grinch (Jim Carrey). Mehr noch, die grüne Kreatur hasst Weihnachten und würde alles dafür tun, das Fest irgendwie zu verderben. Während der Rest des Ortes mit dem auf einem nahegelegenen Berg lebenden Außenseiter auf Kriegsfuß steht, macht die sechsjährige Cindy Lou Who (Taylor Momsen) zufällig die Bekanntschaft des einsiedlerischen Griesgrams. Im Gegensatz zu den anderen ist sie davon überzeugt, dass in ihm etwas Gutes steckt und die anderen ihn falsch einschätzen. Tatsächlich hat der Grinch seine Gründe, warum er ist, wie er ist. Und so beschließt Cindy, ihn nach all den Jahren wieder in der Gemeinschaft zu integrieren – was nicht bei allen auf Gegenliebe stößt …

Ein aufgemotzter Klassiker

Als Dr. Seuss 1957 sein Kinderbuch Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat veröffentlichte, hätte er kaum ahnen können, welchen Erfolg er damit haben würde. Die Geschichte um eine sonderbare Kreatur, die unbedingt allen das Weihnachtsfest verderben möchte, dabei aber die Schönheit des Festes erkennt, traf einen Nerv. Und tut es bis heute. Seine Kritik an der Kommerzialisierung von Weihnachten ist heute ein Klassiker, der sowohl in der geschriebenen Fassung wie auch durch den Zeichentrickfilm Die gestohlenen Weihnachtsgeschenke von 1966 ein fester Bestandteil der US-amerikanischen Popkultur wurde. Hierzulande nahm man eher weniger Notiz davon, weshalb für viele die Verfilmung von 2000 die erste Begegnung mit Seuss’ kleiner Weihnachtsgeschichte war.

Wobei der Film auch nur bedingt mit der Vorlage zu vergleichen ist. Da das Buch recht kurz war und auch die Zeichentrickadaption mit einer Laufzeit von 25 Minuten überschaubar blieb, brachte das die Herausforderung mit sich: Wie sollen wir die Geschichte auf die übliche Spielfilmlänge von mehr als anderthalb Stunden bringen? Zu diesem Zweck erweiterte Der Grinch das Original beträchtlich. Neu ist beispielsweise eine Vorgeschichte, die aufzeigt, weshalb der Grinch Weihnachten eigentlich so hasst und damit das Gute in ihm betont. Auch eine Liebesgeschichte wurde eingefügt, bei dem die Titelfigur und der spätere Bürgermeister der Stadt um dasselbe Mädchen stritten. Besagter Bürgermeister Augustus MayWho (Jeffrey Tambor) ist dann auch der eigentliche Antagonist, der als Kontrast für den unverstandenen und eigentlich netten Grinch dient.

Kommerzielle Kommerzkritik

Solche späteren Umdeutungen einstmals böser Kreaturen sind heute keine Seltenheit mehr. Disney machte das später beispielsweise bei Maleficent: Die dunkle Fee und Cruella ganz ähnlich. Bei Der Grinch geht damit eine noch andere Umdeutung einher. War es bei Seuss ausschließlich der grüne Griesgram, der die Bedeutung von Weihnachten lernen muss, da sind beim Film – mit Ausnahme von Cindy – alle auf dem Holzweg. Sie alle müssen erst verstehen, dass es bei Weihnachten nicht um Geschenke geht, sondern den Geist der Weihnacht. Stärker noch als das Original wird der Stoff bei Regisseur Ron Howard zu einer Gesellschaftskritik. Problematisch dabei ist jedoch, dass der Film selbst so sehr auf Kommerzialität und billige Manipulation getrimmt war, etwa in den kitschigen Momenten, womit die Aussage nicht sonderlich glaubwürdig ist.

Ebenfalls etwas zwiespältig ist der Humor. Auf der einen Seite ist Jim Carrey natürlich eine Idealbesetzung für die Figur. Der Komiker mit dem ausdrucksstarken Grimassengesicht wurde für solche überzogenen Figuren geboren, wie er von Die Maske bis Sonic the Hedgehog 2 unter Beweis stellte. Gleichzeitig verkommt Der Grinch dadurch aber auch immer wieder zum reinen Effektspektakel, das unbedingt ganz viel auftischen will und dabei das eigene Herz unter Ballast begräbt. Das Ergebnis ist ein zwar streckenweise unterhaltsamer Film, der auch dank eines seinerzeit gigantischen Budgets viel fürs Auge bietet und sicherlich zu den aufwendigsten Weihnachtsproduktionen gezählt werden muss. Zu den besten zählt sie damit aber nicht. Hinter der Hochglanzhektik fehlen der Charme und die Freude.

Credits

OT: „How the Grinch Stole Christmas“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Ron Howard
Drehbuch: Jeffrey Price, Peter S. Seaman
Vorlage: Dr. Seuss
Musik: James Horner
Kamera: Don Peterman
Besetzung: Jim Carrey, Taylor Momsen, Jeffrey Tambor, Christine Baranski, Bill Irwin, Molly Shannon

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2001 Bestes Make-up Rick Baker, Gail Rowell-Ryan Sieg
Beste Kostüme Rita Ryack Nominiert
Bestes Szenenbild Michael Corenblith, Merideth Boswell Nominiert
BAFTA 2001 Bestes Make-up/Haare Rick Baker, Kazu Hiro, Toni G, Gail Rowell-Ryan, Sylvia Nava Sieg
Golden Globes 2001 Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) Jim Carrey Nominiert
Goldene Himbeere 2001 Schlechtestes Remake oder Fortsetzung Nominiert
Schlechtestes Drehbuch Jeffrey Price, Peter S. Seaman Nominiert

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Der Grinch (2000)
fazit
„Der Grinch“ ist eine in mehrfacher Hinsicht aufwendige Adaption des bekannten Kinderbuchs um einen grünen Griesgram, der Weihnachten zu lieben lernt. Während der gewohnt ausdrucksstarke Jim Carrey völlig in seiner Rolle aufgeht und auch daneben einiges fürs Auge geboten wird, lässt die stark aufgemotzte Geschichte an Charme vermissen und ist bei aller Kommerzkritik selbst zu kommerziell.
Leserwertung1 Bewertung
0
6
von 10