Love Is Not an Orange

Love Is Not An Orange

Love Is Not an Orange
„Love Is Not An Orange“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Mit dem Ende der 1980er kamen viele Änderungen auf einmal zusammen, vor allem aber das Ende des Konfliktes zwischen Ost und West, und damit eine Chance für viele Menschen und Kulturen, einen neuen Weg zu gehen. In Moldawien war das Ende der Sowjetunion geprägt von einer Bewegung, welche die Unabhängigkeit des Landes einforderte, die politisch einen Neubeginn bedeutet, aber wirtschaftlich bald ihre dunkle Seite zeigen sollte in Form einer Krise, die das Land und ihre Bewohner bis heute prägt. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage sahen viele Familien sich in einer unaushaltbaren Notlage, sodass es zu einer Arbeitsmigration, vor allem nach Europa, kam. Vor allem viele Frauen gingen nach Italien, Deutschland oder andere Länder und ließen ihre Familien zurück in Moldawien, wo die Großeltern oder ihre Ehemänner weiter für die Kinder sorgten, während das Geld zu deren Ernährung pünktlich jeden Monat überwiesen wurde. Viele Kinder sahen deswegen ihre Mütter nur sporadisch, während diese von ihren Familien mit Film- oder Tonbandaufnahmen auf den neuesten Stand gebracht wurden, wie es bei ihren Kindern in der Schule läuft und wie diese aufwachsen.

Diese Umstände bilden das Fundament von Otilia Babaras Dokumentation Love Is Not An Orange, welcher derzeit im Programm der DOKLeipzig vertreten ist. Anstatt jedoch auf beispielsweise Interviews zurückzugreifen, lässt Babara jene Videoaufnahmen sprechen, welche die Mütter von ihren Familien erhalten haben. Mittels einer sporadisch eingesetzten Erzählerstimme, die speziell den zeitgeschichtlichen Kontext liefert oder über die emotionale Lage der Menschen in den Aufnahmen berichtet, sprechen die Bilder weitestgehend für sich. In gewisser Weise ist dabei ein sehr spezieller Familienfilm entstanden, der eben dieses Konzept im Zusammenhang mit einer wirtschaftlichen Not zeigt und einer geografischen Trennung, die allen Beteiligten psychisch einiges abverlangte.

Der Blick auf Schaufenster

Aber es sind nicht nur die Videoaufnahmen und was sie zeigen, die im Vordergrund stehen in Love  Is Not An Orange. Immer wieder ist es der Konsum oder vielmehr die Akkumulation von Waren, die für die Familien eine Rolle spielt, wobei die Männer, Frauen und Kinder mit großen Augen auf die Prospekte eines Supermarktes aus Italien schauen und sich über die Erschwinglichkeit der Waren wundern, die es bei ihnen daheim nur zu Wucherpreisen gibt. Über die Geschenke und die Anhäufung dieser Waren wird eine Wahrheit transportiert über diese Phase der Trennung, eine von vielen in Babaras Dokumentation, die sich öfters wiederholt, aber dennoch zum Nachdenken anregt.

Darüber hinaus ist die Perspektive interessant, die Babara wählt. Die Heimvideos, welche per definitionem eher die Idylle zeigen sollen, verweisen immer wieder und auf subtile Weise auf die Lücke in der Familie, die fehlende Mutter, die derweil in Europa versucht, Anschluss zu finden, aber außerhalb ihrer Arbeit nur auf die Auslagen der Schaufenster blickt, nach dem nächsten Geschenk suchend, was als Ersatz für die fehlende körperliche Nähe sein soll.

Credits

OT: „Love Is Not An Orange“
Land: Belgien, Moldawien, Niederlande, Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Otilia Babara
Drehbuch: Otilia Babara

Filmfeste

DOK Leipzig 2022

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Love Is Not An Orange
fazit
„Love Is Not An Orange“ ist ein Dokumentarfilm über Familie und Trennung. Regisseurin Otilia Babara erzählt mittels Videoaufnahmen von Menschen, die aufgrund materieller Not getrennt leben und dennoch versuchen, den Kontakt zueinander nicht abreißen zu lassen.
Leserwertung1 Bewertung
8.9