Salam Rest in Peace TV Fernsehen ZDFneo Mediathek
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Heimaterde

Salam Rest in Peace TV Fernsehen ZDFneo Mediathek
„Salam – Rest in Peace“ // Deutschland-Start: 20. August 2022 (ZDFneo) // „Heimaterde“ // Deutschland-Start: 14. August 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Ismael Boulasmoum (Yassine Quaich), von den anderen nur Smile genannt, ist nicht unbedingt der große Gewinnertyp. Nur mühselig hält er sich über Wasser. Bei seinem besten Kumpel Jean-Baptiste (Ward Kerremans) – kurz JB –, mit dem er sich eine Wohnung teilt, sieht es nicht besser aus. Jetzt scheint endlich aber auch ihm einmal das Glück zu winken: Sein Vater Omar (Ben Hamidou) überträgt ihm die Hälfte seines Bestattungsunternehmens, die andere geht an seine Schwester Nadia (Ahlaam Teghadouini) und deren Mann Rachid (Saïd Boumazoughe). Deren Spezialität: die marokkanische Bevölkerung in Belgien in die Heimat zu führen, da sie nur in deren Erde begraben sein möchte. Da kommen sie auf eine neue Geschäftsidee: Was, wenn man die Erde nach Belgien importieren und die Begräbnisse vor Ort organisieren würde?

Das Geschäft mit dem Tod

Zwei Geschwister, die gemeinsam ein vom Vater überlassenes Bestattungsinstitut führen? Da ist es nahezu unmöglich, nicht an Six Feet Under zu denken. Mehr als 60 Folgen lang durften wir dort zwei ungleichen Brüdern folgen, die sich beim täglichen Geschäft mit dem Tod mit dem eigenen Leben auseinandersetzen mussten. Dafür gab es überragende Kritiken und eine Reihe von Preisen, bis die Serie 2005 nach fünf Staffeln ein Ende fand. Es ist schon ein schweres Erbe, welches Salam – Rest in Peace da antritt. Wobei der Vergleich der belgischen Serie mit dem vermeintlichen US-Vorbild ein wenig hinkt. Denn auch wenn es offensichtliche Gemeinsamkeiten gibt, darunter ein Tod zu Beginn der Folge, so ist die Ausrichtung insgesamt dann doch über weite Strecken eine andere.

Ein großer Unterschied ist, dass die Serie deutlich humorvoller angelegt ist als der berühmte Kollege. Klar, auch bei Six Feet Under gab es immer wieder komische Szenen, wenn die Brüder eigenwilligen Leuten begegnen. Salam – Rest in Peace, auf Netflix als Heimaterde bekannt, ist in der Hinsicht aber deutlich fokussierter, macht sehr viel häufiger irgendwelche Späße. Dafür reduziert die Serie den Dramateil. Ernste Themen gibt es dabei durchaus, wenn beispielsweise die familiären Spannungen in den Mittelpunkt rücken und es etwa um mangelnde Anerkennung geht. Doch selbst dann wird es nicht so bewegend wie die deutlich tragischeren Geschichten der HBO-Produktion. Da ist nichts dabei, was einem so nahe geht und lange nachwirkt wie damals.

Komische Beschäftigung mit Traditionen

Das bedeutet aber nicht, dass die Serie nichts zu erzählen hätte. Ein wichtiges Thema ist hier das Nebeneinander verschiedener Kulturen, wenn sich Salam – Rest in Peace der marokkanischen Community in Belgien annimmt. Das bedeutet zwangsläufig immer mal wieder etwas Culture Clash, ebenso auch eine Beschäftigung mit den eigenen Traditionen. Wenn Smile Erde aus Marokko importiert und damit die Tradition, in der Heimat begraben zu werden, ad absurdum fühlt, dann denkt man zwangsläufig über all das etwas länger nach. Die Serien macht sich dabei aber nicht unbedingt über alles lustig, was hier geschieht. Die Menschen werden ihrer Überzeugungen wegen nicht verurteilt. Auch wenn der Ton zuweilen etwas spöttisch wird, eine reine Farce ist das hier nicht.

Stattdessen wird mit vielem gespielt, etwa mit Stereotypen und Vorurteilen. Da ist beispielsweise der Nachbar, der misstrauisch beäugt wird. Smile wiederum sieht anfangs nach dem typischen Nichtsnutz aus, der dem schnellen Geld hinterherrennt. Mit der Zeit werden die Einblicke aber tiefer, man lernt ihn besser kennen. Überhaupt lebt Salam – Rest in Peace davon, wie sich einiges hier weiterentwickelt, ohne dass im Vorfeld ganz klar ist, in welche Richtung das gehen wird. In der Summe ist das alles recht unterhaltsam und zugleich cleverer, als man zunächst vielleicht meinen würde. Selbst wenn einiges in der Serie dann doch so speziell ist, dass es einem etwas fremd erscheint, bleibt man hier gern bis zum Ende der acht Folgen dran.

Credits

OT: „Grond“
Land: Belgien, Marokko, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Mathieu Mortelmans, Adil El Arbi, Bilall Fallah
Drehbuch: Zouzou Ben Chikha, Wannes Cappelle, Dries Heyneman
Musik: Faisal Chatar, Yello Staelens, Sonhouse
Kamera: Maximiliaan Dierickx
Besetzung: Yassine Quaich, Ward Kerremans, Ahlaam Teghadouini, Saïd Boumazoughe, Ben Hamidou, Charlotte De Bruyne, Tom Vermeir, Mourade Zeguendi

Bilder

Trailer

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Fazit
Wenn in „Salam – Rest in Peace“ zwei Geschwister marokkanische Erde nach Belgien importieren, um darin traditionelle Beerdigungen zu ermöglichen, dann ist das Ergebnis eine vergnügliche Auseinandersetzung mit Traditionen. Dabei liegt der Fokus mehr auf dem Humor, weswegen trotz diverser trauriger Schicksale die Serie nicht so bewegend ist, wie sie sein könnte.
Leserwertung122 Bewertungen
4.7
7
von 10