Falcon Lake
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Falcon Lake

Falcon Lake
„Falcon Lake“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Es steht Urlaub an! Und den verbringen der 13-jährige Bastien (Joseph Engel) und seine Familie in einer Hütte in einer abgelegenen Gegend von Québec. Idyllisch gelegen mit viel Wald und einem malerischen See lädt der Ort zu Entdeckungstouren ein. Dabei hat der Jugendliche nur Augen für Chloé (Sara Montpetit). Die Tochter einer befreundeten Familie ist zwar drei Jahre älter als der Junge, was ihn aber nicht davon abhält, schnell Gefühle für sie zu entwickeln. Sie selbst mag ihn zumindest, nimmt ihn mit zu den anderen Teenagern und zu den Parts, die sie feiern, fühlt sich ihm gegenüber verantwortlich. Mit ihm teilt sie auch die Geschichte eines Geistes, von dem in der Gegend immer wieder hinter vorgehaltener Hand erzählt wird …

Gelungenes Regiedebüt

Manche werden Charlotte Le Bon bereits als Schauspielerin kennen. Seit ihrem Debüt Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät im Jahr 2012 hat die Kanadierin in rund zwei Dutzend Filmen und Serien mitgespielt, darunter auch in so prominent besetzten Hollywood-Produktionen wie The Walk oder Fresh. Die Karriere der in Frankreich lebenden Darstellerin lief also alles andere als schlecht. Wie so viele andere aus ihrem beruflichen Umfeld entschied aber auch sie, dass ein Wechsel hinter die Kamera eine reizvolle Aufgabe wäre. Und so drehte sie zuerst den Kurzfilm Judith Hotel, inszenierte anschließend das Musikvideo Walk Away von MOTTRON, bevor sie mit Falcon Lake nun ihr Langfilmdebüt als Regisseurin vorlegt.

Als Vorlage schnappte sie sich die Graphic Novel Eine Schwester von Bastien Vivès und adaptierte sie für die große Leinwand. Wobei sich Le Bon, die nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch mitverantworte, nicht allzu sklavisch an diese Vorlage gehalten hat. Ebenso verzichtete sie darauf, sich selbst eine Rolle auf den Leib zu schreiben, was für andere immer wieder die Motivation für den Seitenwechsel ist. Genauer taucht sie überhaupt nicht in dem Film auf, obwohl in Falcon Lake durchaus am Rande ein paar erwachsene Frauen zu sehen sind, welche sie sich hätte zu eigen machen können. Stattdessen überlässt sie die Bühne den beiden jungen Hauptfiguren sowie den Nachwuchstalenten, welche diese darstellen dürfen.

Unheimlich einfühlsam

Das war eine gute Entscheidung. Nicht nur dass sie beim Casting ein gutes Gespür hatten, was sich vielfach auszahlt: Joseph Engel (Ein Mann zum Verlieben) und Sara Montpetit spielen sehr gut zusammen als ein Paar, das keines ist. Sie bringen die nötige Chemie mit, welche die besondere Beziehung der beiden Charaktere überhaupt erst glaubwürdig macht. Schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass eine 16-Jährige mit einem 13-Jährigen abhängt. In absoluten Zahlen mögen drei Jahre Altersunterschied nicht viel sein. Und doch sind es Welten, wie auch in Falcon Lake immer wieder spürbar ist. Wenn Bastien seinem Schwarm hinterherläuft, dann ist das für ihn immer auch ein Blick in eine Welt, die so fern ist, als wäre sie ein anderer Planet. Mindestens.

Einfühlsam begleitet Le Bon die beiden, erzählt von ersten Gefühlen und ersten Begierden. Dies kann aufregend sein, warmherzig – und manchmal etwas unheimlich. Die Geschichte um einen Geist, der umgehen soll, verleiht dem Film zuweilen etwas Märchenhaft-Unwirkliches. Falcon Lake wird aber nie zum Fantasydrama, wie man es vielleicht erwarten könnte. Dafür ist das Werk, das bei der Directors’ Night in Cannes 2022 Premiere feierte, zu nah dran an den Figuren und ihren irdischen Bedürfnissen, ihren Sehnsüchten und Träumen. Es fällt leicht, diese mit den beiden zu teilen, durch die Gegend zu streifen und dabei die eine oder andere neue Erfahrung zu machen. Neue Erkenntnisse springen dabei am Ende nicht heraus. Wohl aber ein gelungenes Debüt, das neugierig auf weitere Filmversuche der Kanadierin machen.

Credits

OT: „Falcon Lake“
Land: Kanada, Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Charlotte Le Bon
Drehbuch: Charlotte Le Bon, François Choquet
Vorlage: Bastien Vivès
Musik: Shida Shahabi
Kamera: Kristof Brandl
Besetzung: Joseph Engel, Sara Montpetit, Monia Chokri, Arthur Igual, Karine Gonthier-Hyndman, Thomas Laperrière

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 2023 Bester Erstlingsfilm Nominiert

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Falcon Lake
Fazit
„Falcon Lake“ begleitet zwei Teenager, deren Familien ihren Urlaub im ländlichen Kanada verbringen. Das bedeutet vor allem Coming of Age, verbunden mit ersten Gefühlen und Begierden. Dazu gibt es eine Atmosphäre, die irgendwie aufregend ist und doch manchmal auch unheimlich, wenn im Dunkel mehr zu lauern scheint.
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