Last Man Standing
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Last Man Standing

Last Man Standing
„Last Man Standing“ // Deutschland-Start: 3. November 1996 (Kino) // 5. November 2010 (Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In der Nähe der Grenze zu Mexiko liegt die kleine Ortschaft Jericho, in die sich der Chicagoer Gangster John Smith (Bruce Willis) verläuft, um dort für einige Tage unterzutauchen. Von dem korrupten Sheriff Ed Galt (Bruce Dern) bekommt er mitgeteilt, dass ein Streit zwischen zwei Banden die Bürger der Stadt vertrieben hat. Gegenüber stehen sich eine Bande irischer Gangster, angeführt von Doyle (David Patrick Kelly), und ein versprengter Zweig der italienischen Mafia, geleitet von Fredo Strozzi (Ned Eisenberg), die sich um die Vorherrschaft des Grenzübergangs bekriegen. Entgegen dem Rat des Gesetzeshüters, Jericho den Rücken zu kehren, lässt sich John im Hotel Joe Mondays (William Sanderson) nieder. Durch sein Geschick an der Pistole sowie seine Cleverness erhofft sich Smith einen lukrativen Zugewinn bei den beiden Familien. Auf das Angebot, ihn anzuheuern, geht Smith dann jedoch nicht ein, will er doch seinen Preis noch etwas mehr in die Höhe treiben und erhofft sich gleichzeitig, einen Vorteil bei den Italienern, deren Boss ihn, wie zu erwarten war, gleich mit Kusshand annehmen möchte. Neben den Versprechungen, mehr Geld zu bekommen und eine Wohnung, lässt sich Smith sich auch andere Annehmlichkeiten nicht entgehen, wie eine Affäre mit Strozzis Freundin Lucy (Alexandra Powers).

Die Stunden der Einnahmequelle des Fremden sind jedoch gezählt, denn nach dem Tod eines Grenzbeamten erscheint ein Texas Ranger in Jericho, der Smith vor die Wahl stellt, entweder zu fliehen oder eines der vielen Opfer zu sein, wenn er und seine Männer die Mitglieder beider Banden gnadenlos jagen werden. Zudem kündigt sich mit Hockey (Christopher Walken) das Erscheinen eines der berüchtigsten Revolvermänner im Dienste Doyles an, um den sich in Jericho schon diverse Gerüchte ranken und der, als er dann ankommt, seine Zweifel an der Echtheit Smiths sowie dessen Motive hat.

Der lange Schatten Kurosawas

Wenn man als Regisseur mit der Aufgabe konfrontiert wird, eine bekannte Vorlage neu zu verfilmen, ist dies eine Sache, aber im Falle Walter Hills war das Angebot, Akira Kurosawas Yojimbo eine Neuauflage zu verpassen, mit sehr viel Skepsis verbunden. Wie schon Sergio Leone mit Für eine Handvoll Dollar verlegte er die Handlung in die Gefilde des Neo-Westerns und zugleich in die Zeit der Prohibition, in der, zumindest wenn man nach den Gangstern der Filme zu dieser Zeit geht, jeder sich selbst der Nächste war. Last Man Standing, wie der Film dann hieß, kam leider bei den Kritikern gar nicht gut an, doch zumindest in der Folgezeit hat sich eine verschworene Gemeinde von Fans des Films gebildet, wie es bei vielen Werken Hills der Fall war.

Viele Regisseure und Autoren haben sich schon an einer Neuinterpretation von Kurosawas Film versucht, wobei die Verweise und die Parallelen zu diesem lediglich dessen Überlegenheit in allen Belangen gezeigt haben. Im Falle von Hills Version jedoch von einer bloßen Kopie zu sprechen, erscheint doch etwas zu weit zu gehen, insbesondere, weil es der Film schafft, Figuren zu zeigen, die, ähnlich wie der von Toshiro Mifune gespielte Yojimbo, sich in einem Kreislauf der Gewalt wiederfinden. John Smith, dieser Gangster mit dem Allerweltsnamen, ist ebenso Mitglied jenes Kreislaufes sowie eines jener Zahnräder, der die Maschine, die Menschen verspeist und Existenzen zerstört, antreibt. Bruce Willis spielt einen abgebrühten Verbrecher, der sich seiner eigenen Verdorbenheit wohl bewusst ist und, egal, wie oft er sich badet, doch immerzu dreckig wirkt. Er ist weder ein Rächer mit Prinzipien, wie es Clint Eastwoods Mann ohne Namen war, noch ein Samurai, der nach einem bestimmten Kodex handelt, sondern eben ein Mensch ohne jegliche Moral, was zu der staubtrockenen Atmosphäre des Filmes beiträgt, aber genauso zu der Überraschung des Zuschauers, als Smith doch noch so etwas wie einen Rest an Anstand in sich entdeckt, wo man doch nur Gier und Verachtung vermutet hatte.

Es war einmal in Texas

Diese staubtrockene Atmosphäre und der ernste Ton waren es auch, was die Kritik an Last Man Standing auszusetzen hatte. Doch genau dieser Ton macht nicht nur das Gesamtwerk eines Walter Hill, von Ein stahlharter Mann bis hin zu Shootout – Keine Gnade aus, es ist zudem ein notwendiger Bestandteil der beiden Genres, an die Hills Film sich anlehnt, der Gangsterfilm und der Western. Nicht nur die Hauptfigur ist verdorben, auch die Welt an sich scheint nur aus Gier und Machtbesessenheit zu bestehen, einem System, in dem Obsessionen und Leidenschaften schnell das Leben eines Menschen entscheiden können, was Smith am eigenen Leibe erfahren muss. Zugleich ist Last Man Standing, wie schon The Warriors oder Straßen in Flammen, eine Geschichte, die sich durch Überhöhung auszeichnet, weniger durch Realismus und dabei Momente beinhaltet, welche eher an einen Comic erinnern, wenn beispielsweise eines der ersten Opfer Smiths durch die Luft gewirbelt wird oder es eine übertriebene Anzahl von Schüssen braucht, bis jemand dann das Zeitliche segnet. Zudem sind die Charaktere, allen voran der von Christopher Walken gespielte Hickey, mehr Comicfiguren als realistische Helden, was dem Sehvergnügen bei Last Man Standing jedoch keinen Abbruch tut.

Credits

OT: „Last Man Standing“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Walter Hill
Drehbuch: Walter Hill
Musik: Ry Cooder
Kamera: Lloyd Ahern
Besetzung: Bruce Willis, Christopher Walken, Alexandra Powers, David Patrick Kelly, Karina Lombard, Bruce Dern, Ned Eisenberg, William Sanderson

Trailer

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Last Man Standing
Fazit
„Last Man Standing“ ist eine staubtrockene Mischung aus Western und Actionfilm. Walter Hill mag das Rad nicht neu erfinden, doch inszeniert einen unterhaltsamen, schauspielerisch wie atmosphärisch durchaus sehenswerten Film, der besonders Genrefans begeistern dürfte.
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