Hartwig Seeler Gefährliche Erinnerung TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
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Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung

Hartwig Seeler Gefährliche Erinnerung TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung“ // Deutschland-Start: 11. Mai 2019 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Seit dem Unfalltod seiner Frau steckt Hartwig Seeler (Matthias Koeberlin) in einer schweren Krise. So wird er noch immer von den Erinnerungen an sie heimgesucht und auch von den Fragen, für die er keine Antwort bekommt. Seinen Dienst bei der Polizei hat er in Folge quittiert und schlägt sich stattdessen als Privatdetektiv durch. Bei seinem neuesten Job soll er für Felix Kepler (Michael Wittenborn) dessen Tochter Evelyn (Caroline Hellwig) ausfindig machen, die eines Tages spurlos verschwunden ist. Seine Suche führt ihn anschließend auf eine kleine kroatische Insel, wo sich Evelyn einer mysteriösen Selbstfindungsgruppe angeschlossen hat. Dabei macht Seeler die Bekanntschaft von Amanda (Friederike Becht), die bald auch in ihm etwas auslöst …

Ein Krimi-Veteran auf neuen Wegen

Wenn es darum geht, einen Mord aufzuklären, dann ist Matthias Koeberlin immer dafür zu haben. In Lutter und Kommissar Marthaler spielte er die jeweiligen Titelfiguren, die sich der Verbrechensbekämpfung verschworen haben. Einem größeren Publikum ist er zudem durch Die Toten vom Bodensee bekannt, bei der er ebenfalls eine der Hauptrollen hat und einen Polizisten spielt. Auf mehr als 20 Titel kam er allein mit diesen drei Krimireihen. Und zumindest beim Bodensee scheinen noch einige weitere Filme zu kommen. Das hinderte aber offensichtlich weder ihn noch das öffentlich-rechtliche Fernsehen daran, darüber hinaus noch eine weitere Krimireihe aus dem Boden zu stampfen. Mit Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung ging es los, erneut übernahm er die Hauptrolle und verkörperte die Titelfigur. Dieses Mal spielt er zwar einen Ex-Polizisten, der jetzt als Privatdetektiv arbeitet. Die Unterschiede halten sich aber in Grenzen.

Deutlich relevanter ist da schon, dass die Filme viel Wert auf den psychologischen Aspekt legen. Und wie wir alle wissen, bedeutet psychologisch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dass jemand ganz viele Traumata mit sich herumschleppt. Grundsätzlich ist das erst einmal nicht verkehrt. Gerade ein Beruf wie der des Polizisten ist dazu prädestiniert, Wunden in sich zu tragen, die irgendwann den ganzen Menschen vergiften. Nur dass das Trauma gar nichts mit dem Beruf zu tun hat. Dass Seeler früher Polizist war, spielt in Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung auch nicht wirklich eine Rolle. Zumal die plausible Erklärung fehlt, weshalb sein Trauma die Arbeit als Polizist verhindert, die eines Privatdetektivs jedoch ermöglicht. Offensichtlich sollte nur der Eindruck erweckt werden, dass diese Erfahrung sein ganzes Leben verändert hat, ohne zu viel verändern zu wollen.

Konzeptlos, unglaubwürdig und schlecht gespielt

Die eigentlichen Probleme liegen aber weniger in dem anfänglichen Szenario. Es ist vielmehr die Ausarbeitung desselben und die konkrete Geschichte, mit der sich Regisseur und Drehbuchautor Johannes Fabrick (Stumme Schreie) deutlich überhebt. Das Trauma des Protagonisten zu nutzen, um anschließend von Traumata auf der Insel zu reden, mag grundsätzlich noch plausibel sein. Nur ist bei Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung irgendwann nicht mehr klar, wovon der Film denn überhaupt handeln will. Anfangs wird noch der Eindruck erweckt, es ginge hier um ein Geheimnis, das gelüftet werden muss. So wie bei Krimis immer irgendwas aufgeklärt wird. Dieser Aspekt verschwindet mit der Zeit jedoch fast völlig. Dann und wann wird etwas angedeutet, was doch noch zu einem Kriminalfall führen könnte. Aber auch das wird sofort wieder abgewürgt, stattdessen ist Drama angesagt.

Das darf man natürlich machen, zumal es unzählige Beispiele dafür gibt, dass sich Drama und Krimi gut kombinieren lassen. Dann sollte die Geschichte aber nicht derart umständlich und unglaubwürdig konstruiert sein. Da wird vieles mal angeschnitten, aber nicht zu Ende gedacht, irgendwie passiert ständig etwas, ohne dass es einen wirklichen Grund dafür gibt. Hinzu kommt, dass leider auch das Ensemble mit der Aufgabe überfordert ist, aus dem Ganzen etwas Sinnvolles zu machen. Da sind schon so manche Szenen dabei, bei denen man sich fragt, was schlimmer sind: die Dialoge oder die Leute, die diese aufsagen. So löblich es prinzipiell ist, einmal das Krimigenre etwas anders anzugehen und eine neue Richtung einzuschlagen: Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung macht nicht unbedingt Mut, diesen Weg weiter verfolgen zu wollen. Wer dennoch Hoffnung hatte, wurde eines Besseren belehrt: Der zweite Jahre später veröffentliche zweite Teil Ein neues Leben hat den schwachen Ersteindruck bedauerlicherweise bestätigt.

Credits

OT: „Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Johannes Fabrick
Drehbuch: Johannes Fabrick
Musik: Manu Kurz
Kamera: Helmut Pirnat
Besetzung: Matthias Koeberlin, Friederike Becht, Caroline Hellwig, Michael Wittenborn, Michaela Caspar, Lasse Myhr

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Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung
Fazit
„Hartwig Seeler: Gefährliche Erinnerung“ versucht eine neue Richtung beim Krimi einzuschlagen, bei dem das psychologische Element überwiegt. Das klang interessant, das Ergebnis ist es nicht. Die krude Geschichte um eine Selbstfindungsgruppe hat kein klares Ziel. Die streckenweise schwachen schauspielerischen Leistungen machen die Sache auch nicht besser.
Leserwertung16 Bewertungen
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