The Paper Tigers
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The Paper Tigers

The Paper Tigers
„The Paper Tigers“ // Deutschland-Start: 24. März 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit ihren jungen Jahren kennen sich Danny (Alain Uy), Hing (Ron Yuan) und Jim (Mykel Shannon Jenkins) schon, trainierten zusammen die hohe Kunst des Kampfes, genossen unter dem Namen „The Three Tigers“ großen Ruhm. Niemand konnte sie schlagen. Doch das ist lange her, aus den agilen und schlagkräftigen Tigern sind übergewichtige, träge Hauskatzen geworden, die mit diversen persönlichen Problemchen zu kämpfen haben und die sich voneinander entfremdet haben. Als ihr ehemaliger Meister stirbt und ihnen der Vorfall irgendwie eigenartig vorkommt, beschließen sie, sich noch einmal zusammenzutun und gemeinsam der Sache auf den Grund zu gehen. Wurde ihr einstiges Idol womöglich doch ermordet? Und wenn ja, wer könnte dahinterstecken?

Humor ist, wenn man trotzdem altert

Irgendwann sind alle mal an der Reihe: Der eigene Körper mag nicht mehr so, wie man es selbst will. Die Knie knacken bedrohlich, wenn man sich hinkniet. Das Aufstehen dauert immer länger. Die Geschwindigkeit lässt nach. Und hat man vielleicht das eine oder andere Glas zu viel getrunken, braucht es das ganze Wochenende, um wieder fit zu werden. Oder das, was in dem Alter noch als fit durchgeht. Das ist prinzipiell eine eher traurige Erfahrung, lädt aber doch auch dazu ein, aus dem Ganzen eine humorvolle Beschäftigung mit den lästigen Wehwehchen zu machen. The Paper Tigers ist ein Beinspiel für eine derart humorvolle Beschäftigung, wenn es drei Kämpfer von einst noch mal wissen wollen. Denn anders als bei späten Filmen von in die Jahre gekommenen Martial-Arts-Stars – siehe Donnie Yen in den späteren Ip Man Teilen – wird hier nicht kaschiert, dass die Fähigkeiten nachlassen. Im Gegenteil: Der Film geht offensiv damit um, macht dies zum Thema.

Das ist sicherlich nicht der feinsinnigste Humor. Wenn der Film sich beispielsweise über das Gewicht von Hing lustig macht, ist das nicht die hohe Kunst der Komik. So etwas kann auch schnell geschmacklos und billig werden. Glücklicherweise ist The Paper Tigers aber keine dieser Komödien, bei denen das Dicksein als solches Anlass für Spott ist. Vielmehr handelt es sich nur um eines von mehreren Beispielen, wie die Männer von einst in die Jahre gekommen sind und dass ihr Leben nicht ganz den Weg einschlug, den sie eigentlich eingeplant hatten. Statt ruhmreicher Kämpfe stehen nun ungeliebte Job an, beispielsweise der Verkauf von Versicherungen. Auch privat hat das alles nicht so funktioniert, wie es sollte.

Martial-Arts-Hommage mit Augenzwinkern

Aber das bedeutet ja nicht, dass deswegen alles schlecht sein muss. Und so erzählt Regisseur und Drehbuchautor Quoc Bao Tran in seinem Langfilmdebüt davon, wie drei Männer im mittleren Alter sich noch einmal zusammenreißen und über sich hinauswachsen. Das ist immer schön, tut ein bisschen in der Seele gut. Wer schaut nicht gern dabei zu, wie es vermeintliche Versager allen noch mal zeigen? The Paper Tigers ist deshalb keine wirkliche Parodie auf das Martial-Arts-Genre, sondern eine augenzwinkernde Verneigung. Da werden Klischees aufgenommen, wird ein bisschen damit gespielt, aber nicht völlig auseinandergenommen. Tran, der früher selbst Kampfsport betrieb, liebt diese Filme dafür zu sehr, liebt deren Ästhetik und Themen.

Tatsächlich gibt es eine Reihe von Szenen, bei denen The Paper Tigers auch als „echter“ Martial-Arts-Film durchgehen würde. Am wichtigsten sind natürlich die Kampfszenen. Die sind zwar nicht übermäßig zahlreich, aber doch offenkundig von jemandem in Szene gesetzt, der sich in dem Bereich auskennt. Es macht durchaus Spaß mitanzusehen, wie die drei sich durch die Gegend kämpfen, mit mal mehr, mal weniger Erfolg. Dazu gibt es Anspielungen und Verweise, die sich an Fans des Genres richten. Das ist unterhaltsam, auch weil die drei Hauptdarsteller mit großem Willen zur Selbstironie an die Arbeit gehen. Gleiches gilt für Matthew Page, der als konkurrierender Kämpfer mit viel Lust an der Übertreibung zur Karikatur eines Möchtegernmeisters wird.

Geschichte? Welche Geschichte?

Während das alles für gute Laune sorgt, sollte man von der Geschichte nichts erwarten. Sie als dünn zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. Zwischendurch darf man sich sogar fragen, ob es da überhaupt eine gibt. Die gelegentlichen Versuche, für ein bisschen mehr Tiefe zu sorgen, etwa durch ein Familiendrama, ist letztendlich ebenso wenig ernstzunehmen wie der Rest. Die eigentlich emotionale Komponente einer späten Selbstfindung, Rückbesinnung und Wiederfindung einer Freundschaft, verpufft mehr oder weniger wirkungslos. Dafür ist die Actionkomödie, die auf dem Fantasia Film Festival 2020 Premiere feierte, sehr sympathisch. Man leistet den drei Jungs, die eigentlich keine Jungs mehr sein sollten, gerne dabei Gesellschaft, wie sie in Erinnerungen schwelgen, ihren Körpern noch einmal Höchstleistungen abverlangen und in guter alter Tradition für die Ehre kämpfen.

Credits

OT: „The Paper Tigers“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Quoc Bao Tran
Drehbuch: Quoc Bao Tran
Musik: Daniel L.K. Caldwell
Kamera: Shaun Mayor
Besetzung: Alain Uy, Ron Yuan, Mykel Shannon Jenkins, Jae Suh Park, Joziah Lagonoy, Matthew Page

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The Paper Tigers
Fazit
„The Paper Tigers“ begleitet drei in die Jahre gekommene Martial-Arts-Kämpfer, die den Tod ihres Meisters rächen wollen. Der Film verneigt sich dabei vor dem Genre, tut dies aber mit viel Humor. Das ist sympathisch, immer wieder unterhaltsam und sieht besser aus, als man es erwarten konnte. An die Geschichte sollte man jedoch keine nennenswerten Erwartungen haben.
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