Dracula in Pakistan
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Dracula in Pakistan

Dracula in Pakistan
„Dracula in Pakistan“ // Deutschland-Start: 15. Februar 2008 (DVD)

Inhalt / Kritik

Nach einem fehlgeschlagenen Experiment, mit welchem er eine Kur gegen den Tod finden wollte, ist Professor Tabini (Rehan) zu einem Vampir geworden, der nun schon sehr viele Jahre in seinem Labor und dem dazugehörigen Anwesen haust und nachts auf der Suche nach dem Blut der Lebenden ist. Eines Tages kommt ein weiterer Forscher ins Haus des Erfinders, Doktor Aquil Harker (Asad Bukhari), der auf der Durchreise ist und Zuflucht sucht. Von Tabini, der sich mittlerweile Dracula nennt, wird er in Empfang genommen, froh, endlich wieder einmal einen Forscherkollegen begrüßen zu dürfen. Doch so ganz wohlfühlt sich Harker in der Gesellschaft des Hausherren nicht. Auf seinen Erkundungstouren durch das Haus macht er dann auch eine schreckliche Entdeckung, die ihn fast das Leben kostet, denn eine geheimnisvolle Schöne versucht ihn zu verführen, wird jedoch von Dracula schließlich zurückgehalten, der sein wahres Ich zeigt.

Parallel macht sich die Familie Harkers derweil Sorgen um den Doktor, besonders sein Bruder Bhaiya (Habib) und seine Verlobte Shabnam (Deeba). Während sein Bruder Nachforschungen anstellt, findet er im Schloss Draculas die Wahrheit heraus, was mit Aquil tatsächlich passiert ist und welches Grauen er wohl durchmachen musste.

Internationale Aspirationen

Nach der Teilung Indiens im August 1947 in Indien und Pakistan dauerte es eine ganze Weile, bis sich beide Länder wirtschaftlich wie auch politisch stabilisiert hatten. In ihrem informativen Essay über die pakistanische Filmindustrie, insbesondere das Horrorgenre, zeigen die Autoren Ali Khan und Ali Nobil Ahmad auf, dass gerade die 1960er und 1970er Jahre eine Blütezeit für das Kino des Landes waren, in dem sich vielen Genres etablieren konnte, wobei viele Produktionen nicht nur auf ein lokales Publikum zugeschnitten waren, sondern durchaus einen internationalen Anspruch hatten. So auch Dracula in Pakistan oder Zinda Laash, wie der Film im Original heißt, von Regisseur Khwaja Sarfraz, dem die Ehre zuteilwurde als erster Horrorfilm Pakistans sowohl beim Sitges Fantastic Film Festival wie auch dem Neuchatel International Festival of Fantastic Film gezeigt zu werden.

Nicht nur filmhistorisch ist Zinda Laash eine Entdeckung, denn Sarfrazs Film steht zugleich symbolisch für die Adaption eines bekannten Stoffes auf die kulturelle Landschaft Pakistans, speziell des Islams. Während parallel in Großbritannien die bekannten Hammer Studios ihre Verfilmungen mit Christopher Lee und Peter Cushing sehr erfolgreich vermarkten konnten, kam Zinda Laash in einer Zeit heraus, in welcher das Kinopublikum wahrlich hungrig war nach Geschichten um den bekannten Blutsauger. Das Drehbuch Sarfrazs und Naseem Rizwanis bleibt dabei interessanterweise sehr nah an der Vorlage, verweist aber zugleich auf Versatzstücke aus bekannten Verfilmungen des Stoffes, hauptsächlich jene aus dem Jahre 1958. Zugleich findet man nicht nur bei Aspekten wie den Kostümen die Kultur Pakistans vertreten, denn auch beim Status der Familie oder den Bildern von Männern und Frauen finden sich starke Verweise, wenn beispielsweise die Figur von Aquils Bruder stärker in den Vordergrund rückt und in gewisser Weise die Rolle des Professor Helsings erfüllt. Auch die zahlreichen Tanz- und Gesangseinlagen sind typisch für die lebhafte Filmlandschaft Lollywoods.

Islam und Vampire

In Zinda Laash vermischen sich die für die Vorlage typischen Gothic-Elemente mit denen einer vom Islam geprägten Kultur. Bereits im Vorspann wird auf Allah als Herr über Leben und Tod Bezug genommen, was jemanden wie Tabani nicht nur als Vampir, sondern zugleich in seinem Streben nach einem Gegenmittel für den Tod zu einem Außenseiter macht, der sich gegen die Ordnung stellt. Auch die lange Diskussion, die Aquils Bruder mit Shabnams Eltern über die bevorstehende Gefahr und seinen grausigen Fund im Schloss Draculas führt, zeigen deutliche Verweise auf den Islam, genauer gesagt auf dessen Sichtweise von Leben und Tod.

Ästhetisch sind beide Aspekte, der pakistanischen Kultur wie auch des Gothic, mehr als präsent, und wechseln sich teils sehr schnell ab, wenn beispielsweise ein Szenenwechsel vom Schloss des Grafen hin zum Haus Shabnams stattfindet.

Credits

OT: „Zinda Laash“
Land: Pakistan
Jahr: 1967
Regie: Khwaja Sarfraz
Drehbuch: Khwaja Sarfraz, Naseem Rizwani
Musik: Tassaduq Hussain
Kamera: Nabi Ahmed, Raza Mir
Besetzung: Asad Bukhari, Habib, Deeba, Rehan, Nasreen, Zareen Panna

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Dracula in Pakistan
Fazit
„Dracula in Pakistan“ oder „Zinda Laash“ ist eine wahre Entdeckung für Fans des Horrorgenres, schon alleine wegen seiner filmhistorischen Bedeutung. Khwaja Sarfraz gelingt eine Verfilmung, welche die Gothic-Elemente der Vorlage bedient, aber zugleich nahe an der Kultur und Religion Pakistans ist, was erzählerisch wie auch ästhetisch einen gewissen Reiz hat.
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