Kryger bleibt Krüger Das Erste ARD TV Fernsehen
© ARD Degeto/Olaf R. Benold

Kryger bleibt Krüger

Kryger bleibt Krüger Das Erste ARD TV Fernsehen
„Kryger bleibt Krüger“ // Deutschland-Start: 18. Januar 2020 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte Paul Krüger (Horst Krause) mit Krygovice nichts mehr am Hut. Zwar wurde er damals in dem tschechischen Grenzort geboren. Doch er hatte als 5-Jähriger diesen damals in den Kriegswirren mit seiner Mutter zurücklassen müssen. Für den Berliner gab es keine wirkliche Verbindung mehr – bis die Bürgermeisterin (Jana Hora-Goosmann) des Ortes bei ihm auftaucht. Diese verrät ihm, dass seine Tante Vera gestorben ist und ihm die Familienbrauerei hinterlassen hat. Und so macht er sich gemeinsam mit seinen Freunden Bernd (Fritz Roth) und Ecki (Jörg Gudzuhn) auf den Weg in das verschlafene Provinzstädtchen. Tatsächlich erklärt er sich dazu bereit, das Erbe anzutreten. Die Sache hat nur einen Haken: Sein Bruder Emil (Christian Grashof) muss zustimmen. Und den hat er seit Jahrzehnten schon nicht mehr gesehen …

Die Weltreise geht weiter

So ganz weiß man bei Horst Krause ja nie, wo seine Rollen aufhören und sein wahres Leben beginnt. So dreht der inzwischen über 80-Jährige noch immer Filme für die Dorfkomödien, in denen er seine Paraderolle mit dem Namen Horst Krause spielt – zuletzt Krauses Zukunft. Parallel ist er aber auch Paul Krüger, Titelfigur der ARD-Filmreihe. Der hat nicht nur einen ähnlichen Nachnamen, auch bei der Charakterzeichnung gibt es Übereinstimmungen. Der größte Unterschied ist noch der, dass Krause – die Figur – in seiner kleinen Gemeinde bleiben möchte, wo wir seinen Alltag erleben, während es Krüger in die weite Welt hinauszieht. Beim Debüt Krüger aus Almanya ging es 2015 in die Türkei, bei den Folgefilmen standen Griechenland und Österreich auf dem Programm.

Im vierten und bislang letzten Film Kryger bleibt Krüger verschlägt es den Berliner Rentner nach Tschechien. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Urlaubskomödie, wie man das meinen könnte. Schon bei den Vorgängern drehte sich alles um die Familie. Das ist dieses Mal nicht anders. Während es zuletzt aber um die Zukunft ging, bedeutet diese Reise in erster Linie eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Die ist einerseits sehr persönlich, wenn es um eigene Wurzeln geht. Schließlich lebte Krüger selbst als Kind hier. Und auch wenn er selbst danach keinen Bezug mehr zu dem Ort hatte, er nicht einmal die Tante kannte, die ihm und seinem Bruder die Brauerei hinterlassen hat: Krygovice ist ein Teil von ihm, so wie vermutlich Westpreußen ein Teil Krauses ist. Aus dem wurde er zusammen seiner Mutter vertrieben, ähnlich wie es seiner Figur erging.

Mehr rührend als komisch

Die schönsten Momente von Kryger bleibt Krüger sind dann auch, wie sich der Protagonist auf diese Zeitreise einlässt und den Versuch wagt, sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Das ist anfangs ein wenig schwierig und sogar anstrengend, da beide absolute Dickköpfe sind. Die Situation ist derart verfahren, dass ein normales Gespräch unmöglich erscheint. Für das Publikum bedeutet das, dass es hier eine Weile warten muss, bis es überhaupt versteht, was genau da los ist. Erst nach und nach kommt es zu der gewünschten Annäherung und damit zu einer Auseinandersetzung mit den Schmerzen und der Trauer, welche die Familie geprägt hat. Und nicht nur ihre Familie: Der Film ist eine Erinnerung an das Leid, welches der Krieg seinerzeit gebracht hat und der auch bis weit übers Kriegsende hinaus wirkt. Damit verbunden sind Themen wie Heimat, Entfremdung und Identität.

Richtig komisch ist das nicht. Auch wenn der Film offiziell als Komödie verkauft wird, so ist er wie so viele Freitagabend-Titel der ARD kaum dazu geeignet, einen zum Lachen zu bringen. Tatsächlich sind die Szenen, in denen Regisseur und Co-Autor Marc-Andreas Bochert das versucht, die schwächsten des Films. Zum Glück sind diese Szenen aber in der Minderheit. Ansonsten ist Kryger bleibt Krüger ein doch irgendwie rührender Titel mit einem höheren Wohlfühlfaktor und schrulligen alten Männern. Wer also auf der Suche ist nach anderthalb Stunden voll von Versöhnung, der kann hier einen Blick riskieren. Auch wenn Krause immer Variationen derselben Figur spielt, es funktioniert doch ganz gut.

Credits

OT: „Kryger bleibt Krüger“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Marc-Andreas Bochert
Drehbuch: Marc-Andreas Bochert, Ulla Ziemann
Musik: Stefan Maria Schneider, Sebastian Lang
Kamera: Andreas Höfer
Besetzung: Horst Krause, Christian Grashof, Fritz Roth, Jörg Gudzuhn, Raphael Keric, Johana Munzarova, Jana Hora-Goosmann, Linda Chang

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Kryger bleibt Krüger
Fazit
In „Kryger bleibt Krüger“ verschlägt es den Protagonisten dieses Mal nach Tschechien, wo er sich mit seiner eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen müssen. Die schönsten Szenen sind dann auch die, bei denen es um die Begegnung mit der eigenen Vergangenheit geht. Die Versuche der Komik darf man hingegen getrost ignorieren.
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