Guess Who’s Coming to Dinner Rat mal wer zum Essen kommt
© Columbia Pictures

Rat mal, wer zum Essen kommt

Inhalt / Kritik

Guess Who’s Coming to Dinner Rat mal wer zum Essen kommt
„Rat mal, wer zum Essen kommt“ // Deutschland-Start: 21. März 1968 (Kino) // 13. Juni 2013 (DVD/Blu-ray)

Als die 23-jährige Joanna Drayton (Katherine Houghton) von ihrem Urlaub in Hawaii zurückkehrt nach San Francisco, ist sie nicht nur erholt, sondern überglücklich, denn sie ist in Begleitung ihres Verlobten Dr. John Wade Prentice (Sidney Poitier), der auf der Insel zu einem Symposium geladen war. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick und Joanna kann es kaum erwarten, ihren Geliebten ihren Eltern, dem Zeitungsverleger Matt Drayton (Spencer Tracy) und seiner Frau, der Kuratorin Christine Drayton (Katherine Hepburn), vorzustellen. Der Altersunterschied zwischen den beiden zukünftigen Eheleuten spielt für Joanna genauso wenig eine Rolle wie die Tatsache, dass John Afroamerikaner ist. Da Joanna ihre Eltern nicht über ihre Begleitung aufgeklärt hat, sind Christine und Matt mehr als überrascht sind, als ihnen ihre Tochter ihren Verlobten vorstellt. Vor allem ihr Vater ist sich, trotz seiner liberalen Haltung, unsicher, ob den beiden wirklich bewusst ist, auf welches Leben sie sich einlassen.

Ein Test für liberale Werte

Als Rat mal, wer zum Essen kommt im Jahre 1968 in die Kinos kam, war dies inmitten eines Jahres, welches zu den wohl geschichtsträchtigsten für die USA in diesem ohnehin turbulenten Jahrzehnt gehört. Denn während in Vietnam der Krieg immer weiter ging, konnte die Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King bedeutende Siege für sich erzielen. Die Entwicklung der US-amerikanischen Gesellschaft, die er als unaufhaltsam ansah, sah Regisseur Stanley Kramer auch als eine Probe für die liberalen Werte, auch die eigenen, wenn es darum ging, Afroamerikanern, doch auch anderen, nicht nur dieselben Rechte zuzugestehen, sondern ihnen auch jene Möglichkeiten zu geben, die ihnen bislang verschlossen waren.

Darüber hinaus war das Jahr 1967, an dessen Ende Rat mal, wer zum Essen kommt, stand, eines der wichtigsten Jahre in der Karriere von Schauspieler Sidney Poitier, der nach Junge Dornen und In der Hitze der Nacht seine nunmehr dritte Hauptrolle in einer Hollywoodproduktion bekam, was auch auf kultureller Ebene einen Zeitenwechsel anzeigte. Zudem war es seine zweite Zusammenarbeit mit Kramer nach Flucht in Ketten (1958), der in gewisser Weise als eine Art Gegenstück zu Rat mal, wer zum Essen kommt gesehen werden kann. In seiner Rolle als John Prentice zeigte er nicht nur abermals seine Qualitäten als „leading man“, sondern eine Figur, die zur Probe für jene liberalen Werte wurde oder wie es überhaupt um die Konzepte wie Gleichberechtigung und Demokratie bestellt war, wenn auf einmal sie eigenen Familie betroffen war. Der dialoglastige Film, das Haus der Draytons und dieser eine Abend werden zu einem Spielfeld für diese Werte, die Joanna, weil sie nach diesen aufgezogen wurde, nun eingelöst sehen möchte. Von daher kann ihre Idee, ihre Beziehung würde „schon kein Problem“ darstellen, vielmehr als ein Appell gedeutet werden, dem Wunsch nach Veränderung endlich Taten folgen zu lassen.

Das tote Gewicht der alten Generation

Somit ist es abermals die Toleranz, die Kramer auf den Prüfstand stellt. Wie schon in Wer den Wind sät oder Das Narrenschiff geht es ihm, und damit auch dem von William Rose geschriebenen Drehbuch, darum, diesen Wert in den Alltag zu übertragen, ob dies einlösbar ist oder an diversen Hürden, Vorurteilen, Ängsten oder Bedenken, scheitert. In Rat mal, wer zum Essen kommt trifft die junge Generation, die nun eben diese Ideen eingelöst sehen will, auf die alte Welt, repräsentiert durch die beiden Schwiegereltern und verlangt nach einer Neuverhandlung, nach einem Abschied von dem „toten Gewicht“, was man mit sich herumschleppe. Dies gelingt über pointierte Dialoge sowie über das hervorragende Ensemble, welches die Ernsthaftigkeit der Themen ebenso betont wie die humorvollen Stellen. Letztlich ist es auch eine Ironie des Schicksals, wenn gerade jene, die am lautesten auf Bürgerrechte für alle pochen, auf einmal an ihren Worten gemessen werden, wie es ein Freund der Familie Matt in einer denkwürdigen Szene mitteilt.

Credits

OT: „Guess Who’s Coming to Dinner“
Land: USA
Jahr: 1967
Regie: Stanley Kramer
Drehbuch: William Rose
Musik: Frank De Vol
Kamera: Seam Leavitt
Besetzung: Spencer Tracy, Katherine Hepburn, Sidney Poitier, Katharine Houghton, Cecil Kellaway

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1968 Bester Film Nominierung
Beste Regie Stanley Kramer Nominierung
Bestes Drehbuch William Rose Sieg
Bester Hauptdarsteller Spencer Tracy Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Katharine Hepburn Sieg
Bester Nebendarsteller Cecil Kellaway Nominierung
Beste Nebendarstellerin Beah Richards Nominierung
Beste Musik Frank De Vol Nominierung
Bestes Szenenbild Robert Clatworthy, Frank Tuttle Nominierung
Bester Schnitt Robert C. Jones Nominierung
BAFTA 1969 United Nations Award Stanley Kramer Sieg
Bester Hauptdarsteller Spencer Tracy Sieg
Beste Hauptdarstellerin Katharine Hepburn Sieg
Bestes Drehbuch William Rose Nominierung
Golden Globes 1968 Bester Film (Drama) Nominierung
Beste Regie Stanley Kramer Nominierung
Bestes Drehbuch William Rose Nominierung
Bester Hauptdarsteller (Drama) Spencer Tracy Nominierung
Beste Hauptdarstellerin (Drama) Katharine Hepburn Nominierung
Beste Nebendarstellerin Beah Richards Nominierung
Beste Nachwuchsdarstellerin Katharine Houghton Nominierung

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"Rat mal, wer zum Essen kommt" ist eine Komödie, die viele ernste und nach wie vor aktuelle Themen behandelt. Stanley Kramer bewies abermals seinen Ruf als progressive Stimme Hollywoods, der in großen Produktionen Themen der Zeitgeschichte aufgriff, in diesem Falle den Generationenkonflikt und das Recht auf Gleichberechtigung. Mit seinem tollen Ensemble und einem guten Drehbuch gelang ein vergnüglicher, aber sehr nachdenklicher und menschlicher Film.
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