Der lange Abschied - Der Usedom-Krimi
© NDR/ Alexander Fischerkoesen

Der Usedom-Krimi: Der lange Abschied

Inhalt / Kritik

Der Usedom Krimi
„Der lange Abschied – Der Usedom-Krimi“ // Deutschland-Start: 18. November 2021 (Das Erste)

Eigentlich wollten die mehr als 70 Jahre alten Ulf Meinhof (Christian Steyer), Eva Staupe (Imogen Kogge) und Renate (Gabrielle Scharnitzky) nur gemeinsam einen schönen Campingtrip durch Polen machen, sich ein bisschen die Gegend ansehen und dabei kräftig feiern. Doch dann geht auf einmal alles schief. Ulf wird verwirrt aufgegriffen und ist überzeugt davon, jemanden umgebracht zu haben. Er weiß nur nicht wen. Er weiß ja nicht einmal, wer er selbst ist. Tatsächlich fehlt von Renate jede Spur. Aber was ist geschehen? Während Karin Lossow (Katrin Sass), die zufälligerweise im selben Krankenhaus ist, versucht, Ulf wieder auf die Sprünge zu helfen, stellt sich Kommissarin Ellen Norgaard (Rikke Lylloff) nach langem Zögern ihrer inhaftierten Mutter Patrizia (Marion Kracht) …

Wo ist das Verbrechen?

Nachdem in den beiden vorangegangen Wochen in Entführt ein entführtes Kind befreit wurde und in Ungebetene Gäste das Rätsel um einen Autounfall mit Fahrerflucht seine Auflösung fand, steht nun mit Der lange Abschied – Der Usedom-Krimi eine ganz andere Geschichte an. Meistens beginnen solche Krimis damit, dass wir das Ergebnis eines Verbrechens sehen und die Protagonisten und Protagonistinnen herausfinden müssen, was da vorgefallen ist. Hier gibt es zunächst kein Verbrechen, sondern nur die Möglichkeit eines solchen. Ebenfalls ungewöhnlich: In der Regel versuchen die Täter das alles so gut es geht zu vertuschen, es soll bloß keine Spur zu ihnen führen. Ulf hingegen läuft der Polizei sogar hinterher, um etwas zu gestehen, von dem er nicht weiß, ob es stattgefunden hat.

Das erinnert ein wenig an Tatort: Dreams neulich. Auch da befürchtete eine Person, eine andere getötet zu haben, war sich aber nicht sicher. Während beim Krimikollegen jedoch eine experimentelle Mischung aus Gesellschaftskritik und Science-Fiction draus wurde, da ist man bei Der lange Abschied – Der Usedom-Krimi einem Drama deutlich näher. Der 16. Teil der ARD-Krimireihe beschäftigt sich mit diversen Leuten, die irgendwie grundsätzlich kaputt sind oder unter der einen oder anderen Sache zu leiden haben. Bei Lossow ist es beispielsweise das im Vorgänger abgebrannte Haus. Die Nebenhandlung um die Mutter-Tochter-Konflikte greift auf Entführt zurück. Das Bestreben der Reihe, längerfristig angelegte Geschichten zu erzählen, wird also fortgesetzt.

Interessante Figuren in einem ziellosen Film

Für Langzeitfans ist das gut, für ein neu hinzugekommenes Publikum eher weniger. Man verzichtete hier darauf, Leute abholen zu wollen, die vielleicht mal in die Krimireihe reinschnuppern wollen. Ein weiteres Manko von Der lange Abschied – Der Usedom-Krimi ist, dass der Film irgendwie nicht so recht in die Gänge kommt. Gerade weil da verschiedene Stränge irgendwie zusammengeführt werden sollten, darf man sich zwischendurch fragen, welche Geschichte hier überhaupt erzählt werden sollte. Auch wenn der Titel impliziert, dass da irgendein Endpunkt vorbereitet wird, der zu einer Art Zäsur wird: Der Film plätschert vor sich hin, spaziert mal hier vorbei, schaut dort kurz rein, nur um am Ende auf eine geradezu dreist unbefriedigende Weise aufgelöst zu werden.

Von diesem finalen Ärgernis einmal abgesehen ist Der lange Abschied – Der Usedom-Krimi den beiden direkt vorangegangenen Teilen aber schon überlegen. Das liegt jedoch nur bedingt an der Geschichte, zumindest die besagten Nebenhandlungen sind so langweilig wie zuvor. Dass die einzigen guten Szenen rund um das unfreiwillige Zusammenleben mit der Familie gleich wieder einkassiert wurden, ist ebenfalls keine Glanztat. Spannend wird es jedoch, wann immer der Krimi sich dem älteren Trio zuwendet, ihrer Vorgeschichte, der Tragik ihres Lebens. Für Rätselliebende ist das zwar zu wenig, so wie die Reihe zuletzt allgemein wenig zu bieten hatte. Immerhin bekommt es aber mit interessanten Figuren zu tun, was hier nun wirklich keine Selbstverständlichkeit ist.

Credits

OT: „Der lange Abschied – Der Usedom-Krimi“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Ralf Huettner
Drehbuch: Dinah Marte Golch
Musik: Colin Towns
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Besetzung: Katrin Sass, Rikke Lylloff, Till Firit, Marion Kracht, Max Hopp, Rainer Sellien, Christian Steyer, Imogen Kogge, Merab Ninidse

Bilder

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Wenn zu Beginn ein Mann einen Mord gestehen will, von dem er nicht weiß, ob er stattgefunden hat, dann bewegt sich „Der lange Abschied – Der Usedom-Krimi“ vom Genreeinerlei weg. Und auch die Figuren des Falles tragen dazu bei, dass der Film interessanter ist als die Vorgänger. Dafür fehlt ein klarer Fokus, die Auflösung ist zudem schwach.
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