Das Riesending – 20.000 Meter unter der Erde
© FILMWELT Verleihagentur / Foto: Dr. Wolfgang Zillig

Das Riesending – 20.000 Meter unter der Erde

Inhalt / Kritik

Das Riesending 20.000 Meter unter der Erde
„Das Riesending – 20.000 Meter unter der Erde“ // Deutschland-Start: 1. Juli 2021 (Kino) // 9. Dezember 2021 (DVD)

Tiefste Dunkelheit, Totenstille und Abgründe so weit das Auge reicht. Im Untersberg, einem Felsmassiv der Berchtesgadener Alpen, erstreckt sich das gleichnamige „Riesending“ – Deutschlands tiefstes und längstes Höhlensystem – die absolute Krönung für Höhlenforscher. So auch für das fünfköpfige Forscherteam, das Marcus Preißner, Florian Schwarz, Johann Westhauser, Thomas Matthalm und Ulrich Meyer umfasst. Schon beinahe 20 Jahre in der Erforschung, wurde die Höhle nun zum großen Teil kartographiert. Dokumentarfilmer Freddie Röckenhaus nutzt daher die Gunst der Stunde und begleitet das Team bei einer weiteren Erkundungstour. Bereits nach wenigen Metern in den klaustrophobischen Gängen kristallisiert sich jedoch heraus – hier braucht es steinharte Nerven.

Mystische Bilder

Als Setting gern im Horrorfilmgenre angesiedelt, man denke nur einmal an Produktionen wie The Descent – Abgrund des Grauens oder Die Höhle – Überleben ist ein Instinkt, keine Wahl zurück, bringen Höhlensysteme nach wie vor eine gewisse Faszination mit sich. Und völlig zu Recht, als Platz des Ungewissen sind die engen Gänge und Abgründe, die eine gewisse Beklemmung beim Erforschen mit sich bringen, fantastisch geeignet, um eine zugleich ehrfürchtige und faszinierende Ästhetik einzufangen. Abgrundtiefe Schächte, winzige Gänge und einen falschen Schritt vom Tod entfernt, gelingt es Röckenhaus dabei besonders gut, die Atmosphäre in dieser Unterwelt einzufangen. Doch kein Areal gleicht hier dem anderen, dies machen auch die Namen der unterschiedlichen Etappen deutlich. Die Rede ist hier beispielsweise von dem Schacht der Schleierfälle, die Kluft der schwarzen Kristalle, dem Wundergang und dem Krakencanyon am unteren Ende.

Durch diese Mystifizierung, als auch die Tatsache, dass das Höhlensystem immer noch nicht vollständig erforscht ist, erhält man den gesamten Film über eine gleichermaßen geheimnisvolle und schaurige Atmosphäre. Als am Grund der Höhle noch eine Seefahrt mit einem winzigen Boot bevorsteht, die sowohl an den Styx der griechischen Mythologie als auch an eine Szene aus Harry Potter und der Halbblutprinz erinnert, fühlt man sich schon gar nicht mehr in einer streng rational-fokussierten Dokumentation. Stattdessen wird versucht, das Unterbewusstsein der Zuschauer zu kitzeln – dies macht ein Beispiel besonders deutlich.  Das Gebiet nach dem Höhlensee, dass das „Auenland“ getauft wurde (ein Ort aus dem Herr der Ringe Universum), sorgt in der Hinsicht für regelrechtes Kopfkino. Und auch wenn sich Röckenhaus auf das reine Dokumentieren fokussiert, so meldet sich an diesen Stellen trotzdem das Unterbewusstsein und das individuelle Interesse für Mystik, was diese Produktion so sehenswert macht.

Geweckte Faszination

Dem entgegen gesetzt, kristallisiert sich zugleich eine präzise Entmystifizierung heraus. Selbst die Forscher verschwenden in der Hinsicht keinen Gedanken an Schätze, Gold oder antike Gräber. Stattdessen werden Mineralablagerungen, Gesteins- und Wasserproben gesammelt, Lagerbestände, Campingausrüstung und Konserven überprüft und jeder weitere Schritt in das Riesending eingehend geplant. Und doch gibt es dann nach 20.000 Metern langsam den Punkt, an dem sich die Höhle gegen den Menschen wendet. Aufgrund des schlammigen Terrains und der mittlerweile ramponierten Ausrüstung kommt das Abenteuer nun langsam zu einem Ende. Es ist fast so, als würde das Riesending nicht wollen, dass man es vollends erforscht. Aber dies scheint auch nicht wichtig zu sein. Beim Resümee der Reise erfährt man stattdessen, dass es den Forschern viel mehr um die Neugier, die Faszination und ein stückweit um das Abschalten vom Alltag geht. Leuchtende Augen, die man in der heutigen Zeit bei all dem Medienspektakel wahrscheinlich immer seltener erlebt, halten in dieser Hinsicht den Moment am Ende der Reise deutlich fest und runden die Dokumentation perfekt ab. Vor dem Hintergrund könnte man Röckenhausers Werk auch als Appell für eine digitale Auszeit interpretieren. Vielleicht bräuchten wir alle etwas mehr Abenteuer in unseren Leben.

Credits

OT: „Das Riesending – 20.000 Meter unter der Erde“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Freddie Röckenhaus, Petra Höfer
Drehbuch: Freddie Röckenhaus, Petra Höfer
Musik: Boris Salchow
Kamera: Thomas Matthalm, Katharina Bitzer, Robbie Shone
Erzähler: Benjamin Völz
Mit: Marcus Preißner, Florian Schwarz, Johann Westhauser, Thomas Matthalm, Ulrich Meyer, Wolfgang Zillig

Bilder

Trailer

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Dokumentarisch wunderschön festgehalten, steigen wir mit einem fünfköpfigen Forscherteam in die Tiefen des Riesendings – Deutschlands größtem Höhlensystems – ab. Die Erwartungen ungewiss, weckt diese Produktion die Faszination für Höhlenerkundungen.