Soldaten

Soldaten

Inhalt / Kritik

Für die Deutsche Bundeswehr markiert das Jahr 2011 einen Einschnitt innerhalb der Geschichte dieser Institution, denn mit dem Abschaffen der Wehrpflicht wurde die einstige Pflichtarmee zur einer Berufsarmee. Auch wenn es immer wieder Stimmen gab, die für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht plädierten, hat die Bundeswehr trotz vieler Hürden diesen schwierigen Übergang überwunden und nahm im Jahre 2020 an mehr Auslandseinsätzen als je in ihrer Geschichte teil. Wenn nun der Afghanistan-Einsatz zu Ende geht, wie am 14. April beschlossen, dann geht damit eine der längsten Missionen der Bundeswehr ihrem Ende zu. Ein Einsatz, der nicht nur einer der wichtigsten und umstrittensten war, sondern zudem einigen Soldaten das Leben kostete. Trotz dieser Gefahren gehört die Bundeswehr für viele Menschen nach wie vor zu einem der beliebtesten Arbeitgeber, insbesondere auf einem immer unsicher werdenden Arbeitsmarkt, der nicht nur immer anspruchsvoller, sondern vor allem auch immer wechselhafter wird.

Für ihre Dokumentation Soldaten blickten die Filmemacher Christian von Brockhausen (Könige der Welt) und Willem Konrad hinter die Kulissen der Bundeswehr und begleiteten über viele Monate lang drei junge Männer, die sich für eine Zukunft dort entschieden. Neben den Aufnahmegesprächen, den ersten Prüfungen wie auch der Grundausbildung gehen die Regisseure der Frage nach, was dies heute für Menschen sind, die sich für die Bundeswehr entscheiden, woher sie kommen und was sie zu einer solchen Entscheidung bewegt. Der Film, der auf dem diesjährigen DOK.fest München seine Deutschlandpremiere feiert, gibt somit nicht nur einen Einblick darin, was es heißt, Soldat zu sein, sondern zeigt, wie diese Entscheidung die drei Protagonisten mit der Zeit formt und anders auf ihre Familie wie auch ihre Biografie blicken lässt.

Irgendjemand muss es ja machen

Soldaten ist vieles aber mit Sicherheit kein Imagefilm für die Bundeswehr, wie man es aufgrund der Thematik vielleicht erwarten würde. Die nüchternen Bilder der Dokumentation verfolgen den Werdegang der drei jungen Männer, erzählen davon, wer sie sind und wie sie sich mit der Zeit verändern und auf ihre Rolle als Soldat blicken. Vor allem die Gespräche mit ihnen gibt nicht nur Auskunft über ihre Einstellungen zu ihrer neuen Rolle und wie sie diese definieren, sondern verweist auch auf aktuelle Debatten wie soziale Ungleichheit und Abstiegsängste in einer immer mehr auf Abschlüsse aufbauenden Welt. Nicht nur aufgrund ihrer eigenen Biografie oder der ihrer Familie zeigen sich die realen Ängste dieser drei Menschen, die vor allem einen sinnvollen Beitrag leisten wollen, etwas zurückgeben wollen und für die solche Konzepte nicht bloß leere Phrasen sind, die ihnen der Gehorsam diktiert.

Besonders interessant ist hierbei die Veränderung, welche man beobachten kann. Der einst rebellische Alexis bemerkt, wie er innerhalb eines Teams funktionieren kann und wird für den scheuen, introvertierten Jeremy zu einem Ansprechpartner. In einer Lebensgeschichte, welche die Protagonisten gelehrt hat, auf nichts oder nur wenig in ihrem Leben stolz zu sein, gibt es auf einmal etwas Neues, beispielsweise die größte Hürde, nämlich sich selbst zu überwinden.

Credits

OT: „Soldaten“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Christian von Brockhausen, Willem Konrad
Drehbuch: Christian von Brockhausen, Willem Konrad
Musik: Christoph Schauer
Kamera: Christian von Brockhausen, Willem Konrad

Bilder

Trailer



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„Soldaten“ ist ein teils sehr intimes Porträt heutiger Soldaten, wie sie zu diesen werden, was sie antreibt und wie diese Entscheidung sie verändert. Christian von Brockhausen und Willem Konrad gelingt ein sehr sensibler Film, der nicht nur auf aktuelle Diskussionen verweist, sondern die Frage stellt, was es heißt, heute Soldat zu sein und zu einem solchen zu werden.