Panic Lauren Oliver Interview
Szenenbild aus der Serie "Panic" nach dem Roman von Lauren Oliver (© Amazon Studios)

Lauren Oliver [Interview]

Lauren Oliver
© 2016 Larry D. Moore

In ihrem Roman Panic erzählt die US-amerikanische Schriftstellerin Lauren Oliver von jungen Menschen, die an gefährlichen Mutproben teilnehmen, in der Hoffnung, am Ende dafür das Preisgeld zu bekommen. Zum Start der gleichnamigen Serie auf Amazon Prime Video am 28. Mai 2021 haben wir uns mit der Autorin über das Werk und die Herausforderungen der Jugend unterhalten.

Wie kamst du auf die Idee für deinen Roman Panic?

Ich habe damals in Oregon gelebt, als mir die Idee für die Geschichte kam. Panic war für mich immer mein persönlichstes Buch, weil ich darin auf allegorische Weise eine Übergangsphase verarbeite, die ich selbst als Jugendlich hatte. Es geht darin um die falschen Taktiken, die ich als junger Mensch ausprobiert habe, um meine Ängste loszuwerden.

In der Serie sind deine Figuren bereit, zum Teil sehr gefährliche Dinge zu tun, um zu gewinnen und das Preisgeld zu bekommen. Hat jeder von uns seinen Preis, bei dem er zu solchen Sachen bereit wäre?

Ich hoffe wirklich, dass es nicht so ist. Wir als Gesellschaft sollten daran glauben, dass ein Menschenleben keinen Preis hat. Gleichzeitig ist das natürlich Teil der Serie. Ein Teil der Serie handelt davon, wie sie alle fälschlicherweise glauben, dass das Zeichen von Mut ist. Und klar spielt Geld in unserem Leben eine große Rolle. Wir alle brauchen es und es gibt Leute, die schreckliche Dinge tun müssen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Insofern wäre es naiv zu glauben, dass sie nicht zu solchen Aufgaben bereit wären.

In den USA wird immer wieder diskutiert, dass Bildung zu teuer ist, wenn sich junge Menschen auf Jahre verschulden, nur um studieren zu können. Sollte die Politik in der Hinsicht mehr unternehmen?

Natürlich. Und das nicht nur in den USA, sondern weltweit. Hätte ich meine ursprüngliche Vision von Panic weiterverfolgt, wären wir bei 10.000 Episoden über Klassenunterschiede und alles, was damit zusammenhängt. Ich kann den Wut der jungen Menschen verstehen, die in eine Welt hineingeboren werden und das Gefühl haben, von den Erwachsenen im Stich gelassen worden zu sein. Gleichzeitig ist das etwas, das du in allen Generationen wiederfindest. Die aktuelle wird immer wieder mit der aus den 1960ern vergleichen, wenn es darum geht, wie aktiv sie für ihre Interessen eintritt. Bei ihnen war es damals auch so, dass sich viele auflehnten und das ablehnten, was ihnen hinterlassen wurde. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Warum interessiert du dich allgemein so sehr für die jüngere Generation und schreibst Young Adults Romane?

Es liegt zumindest nicht daran, dass ich mich jünger fühle, als ich es bin. Ich fühle mich manchmal so, als wäre ich schon 500. (lacht) Ich denke, dass dieses Alter eines ist, in dem du besonders Geschichten brauchst, weil du zu dem Zeitpunkt anfängst, deine eigene Identität und deine Werte wirklich auszudrücken, losgelöst von dem, was dir vorher vermittelt wurde. Du wirst in dem alter zu einem Menschen mit individuellen Überzeugungen. Die Geschichten, die du in dieser Phase erfährst, sind oft auch die, die dich dein Leben lang begleiten werden. Die dich am meisten beeinflussen, während du älter wirst. Außerdem wird oft etwas abschätzig auf dieses Alter herabgeblickt. Dabei sind es die jungen Leute, die eine Revolution vorantreiben. Wenn du erst einmal erwachsen bist, riskierst du dein Leben nicht mehr. Wenn du erst einmal glaubst, dass alle Politiker gleich sind, gehst du nicht mehr raus, um dich für einen von ihnen einzusetzen. Die Essenz solcher Young Adult Geschichten ist, vom reinen Schwarz-Weiß-Denken wegzukommen und hin zu einem nuancierten Verständnis von der Welt.

Vielen Dank für das Gespräch!



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