Zum Glück zurück
© ZDF/Susanne Bernhard

Zum Glück zurück

Inhalt / Kritik

Zum Glück zurück
„Zum Glück zurück“ // Deutschland-Start: 1. April 2021 (ZDF)

An Beschäftigung mangelt es Anne Sandmeier (Diana Amft) nicht wirklich. Wenn sie sich nicht gerade bei ihrer Arbeit als Lehrerin verausgabt, kümmert sie sich um den Haushalt und ihre beiden Kinder Mascha (Luisa Römer) und Lenny (Fabian Ziems). Darunter leidet jedoch ihr eigenes Leben, richtig viel Zeit für sich selbst hatte sie schon lange nicht. Und so beschließen sie und ihr Mann Nils (Maximilian Grill), für ein paar Tage nach Paris zu fahren, um sich zu entspannen, etwas Neues zu sehen und ihrer Ehe wieder etwas mehr Schwung zu verleihen. Doch wohin mit den Kindern in der Zwischenzeit? Ihre Eltern (Michaela May, Michael Brandner) stehen nicht zur Verfügung, da sie noch einmal leben wollen wie zu Hippie-Zeiten. Annes Bruder Sebastian (Marc Benjamin) wiederum hadert damit, dass sein Freund David (Valentin Schreyer) ihn plötzlich heiraten und Kinder haben will …

Wohin mit meinem Leben?

So ziemlich jeder kommt irgendwann einmal an dem Punkt an, sich zu fragen: War das jetzt schon alles? Kann mein Leben nicht mehr sein als das? Glücklich ist, wer in diesem Moment ein stabiles Umfeld hat, das einen bei der Sinnsuche hilfreich zur Seite steht, vielleicht einige Tipps geben oder Perspektiven aufzeigen kann. Doof ist nur, wenn dieses Umfeld gerade in einer ganz ähnlichen Sinnkrise steckt. Dieses Szenario malt zumindest Drehbuchautor Marc Terjung (Der Sommer nach dem Abitur) in dem ZDF-Film Zum Glück zurück auf. Denn auch wenn es anfänglich eigentlich um Anne geht, die vor lauter Unterstützung für andere sich selbst vergessen hat: Irgendwie haben bei Familie Sandmeier alle mit der aktuellen Situation zu kämpfen oder sind anderweitig auf der Suche.

Das hört sich ziemlich dramatisch an. Tatsächlich ist der Ton aber überwiegend heiter. Terjung setzt dabei aber weniger auf Gags oder irgendwelche lustigen Zwischenfälle. Sohn Lenny neigt zwar dazu, sich immer wieder auf blöde Weise zu verletzen. Doch das wird nicht für irgendwelche Slapstickeinlagen missbraucht. Stattdessen arbeitet Zum Glück zurück mehr mit einer Situationskomik sowie einem Humor, der sich aus den Reibereien der zum Teil etwas kurioseren Figuren ergibt. Wenn die Eltern sich beispielsweise als Hippies neu erfinden oder Sebastian durch seinen wohlmeinenden, aber übergriffigen Partner in unangenehme Situationen gerät, dann hat das eine Mischung aus Schmunzeln und Mitleid zur Folge.

Zwischen Klischees und Nachdenklichkeit

Ganz frei von Klischees ist das sicher nicht. Wenn etwa die Tochter sich vehement für die Natur einsetzt, dann weckt das schon den Eindruck, dass man einfach alles irgendwo noch unterbringen wollte, was heutzutage so ansteht. Da machte man es sich auch bei der Figurenzeichnung ein wenig einfach. Andere Stellen von Zum Glück zurück sind da schon besser geglückt. So gelingt es dem Film beispielsweise aufzuzeigen, dass es nicht das eine Glück gibt, sondern jeder etwas anderes vom Leben erwartet und braucht. Das zeigt sich gerade bei Sebastian und David, deren Partnerschaft davon überschattet wird, dass die zwei letztendlich völlig unterschiedliche Dinge wollen. Man muss es dem Film an der Stelle auch anrechnen, dass er nicht zwanghaft versucht, alles zusammenführen und Unterschiede bagatellisieren zu wollen. Nicht alles muss passen.

Zum Glück zurück ist deshalb in erster Linie eine Aufmunterung dazu, etwas zu suchen, das tatsächlich passt. Für sich herauszufinden, wer man ist, wer man sein möchte und was alles möglich ist. In einer Zeit, die für die meisten mit großen Einschränkungen verbunden ist, stimmt die Komödie wieder zuversichtlich und erinnert einen daran, dass die Welt groß und weit und voller Möglichkeiten ist, ohne sie dabei zu sehr zu idealisieren. Das ist insgesamt sympathisch, an manchen Stellen auch tatsächlich bewegend, wenn Finden und Scheitern eng beieinander liegen. Wenn Selbstverwirklichung ebenso legitim ist wie der Wunsch, eine Zeit lang niemand sein müssen und keine Erwartungen mehr zu erfüllen haben.

Credits

OT: „Zum Glück zurück“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Dirk Regel
Drehbuch: Marc Terjung
Musik: Gerd Wilden junior
Kamera: Vladimir Subotic
Besetzung: Diana Amft, Michaela May, Maximilian Grill, Michael Brandner, Marc Benjamin, Valentin Schreyer, Luisa Römer, Fabian Ziems

Bilder

Interview

Zum Glück zurück Diana Amft InterviewWas ist das Geheimnis eines harmonischen Familienlebens? Und wie sehen bei ihr Rückzugsmomente aus? Diese und weitere Fragen haben wir Hauptdarstellerin Diana Amft in unserem Interview zu Zum Glück zurück gestellt.

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In „Zum Glück zurück“ gerät erst eine Mutter in die Sinnkrise, dann der gesamte Rest der Familie. Das Ergebnis ist eine sympathische TV-Komödie, die dazu ermuntert sich selbst zu suchen, dabei aber nicht zu sehr idealisiert. Denn am Ende kann und muss nicht alles passen, wenn wir durch eine Welt stolpern, die voller Möglichkeiten ist und einem gleichzeitig mal zu viel sein kann.
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von 10