Animationsfilme für Kinder, das wird oft mit belanglosem, buntem Zeitvertreib gleichgesetzt. Ein bisschen was zu Unterhaltung, ohne jeden Anspruch. Dass es auch ganz anders geht, das beweist das bezaubernde The Kite. Darin erzählt Martin Smatana die Geschichte eines Jungen, der seinen Großvater in den Bergen besucht. Die Szenerie ist idyllisch, das kleine Häuschen ist von Wiesen und Tieren umgeben, einer unberührten Natur. Gemeinsam verbringen sie Zeit, lassen beispielsweise den titelgebenden Drachen steigen. Doch mit der Zeit muss der Junge feststellen, dass sein Großvater immer schwächer wird, zuletzt nicht einmal mehr das Haus verlassen kann.
Das ungewöhnliche Ende
Diese Allegorie auf Tod und Vergänglichkeit hat der slowakische Nachwuchsfilmemacher in Form eines Stop-Motion-Werks umgesetzt. Gleich zu Beginn fallen die eigenwilligen Designs der Figuren auf. Der Junge hat einen Eierkopf, nur dass der nicht vertikal, sondern horizontal auf seinen Schultern ruht. Diese sind wie der Rest der Körpers flach. Genauer bestehen sowohl er wie auch sein Großvater aus mehreren dünnen Stoffschichten. Während er selbst noch über sehr viele verfügt, werden die seines Opas immer weniger, bis er nur noch aus einer einzigen Schicht besteht – eine ungewöhnliche Verbildlichung von der verbleibenden Lebensenergie.
The Kite, das auf einer ganzen Reihe von Festivals zu sehen war, verzichtet dabei auf jegliche Form von Sprache. Der Kurzfilm braucht diese aber auch nicht, um eine Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig sehr alltäglich und universell ist, dabei schön märchenhaft. Smatana ist damit ein kleines Kunstwerk gelungen, tieftraurig und doch lebensbejahend, skurril und einfühlsam. Der etwa zwölf Minuten lange Titel ist zudem Ausdruck von Gemeinschaft und Verbundenheit, der in der zusammen verbrachten Zeit der beiden, so banal sie erscheinen mag, etwas sehr Wertvolles entdeckt.
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