The Annotated Field Guide of Ulysses S. Grant

The Annotated Field Guide of Ulysses S. Grant

Kritik

Die Geschichte eines Landes ist der Schlüssel zur Identität einer Nation. Abhängig von der Art und Weise, wie sich ein Land mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzt, ist meist in klares Indiz für eine aufgeklärte Bevölkerung und kann zudem ein interessanter Spiegel sein, vor dem sich die Gegenwart betrachten und verstehen lässt. Nicht umsonst ist Geschichte eine essentielles Fach an der Schule, zu Unrecht oft als Nebenfach deklariert und die Aufarbeitung der Vergangenheit eine verantwortungsvolle Aufgabe vieler, was man alleine in Deutschland an der reichen Museumskultur sehen kann.

Auch in den USA, der Heimat von Regisseur Jim Finn, ist natürlich die Geschichte des Landes ein beständiger Teil des Curriculums wie auch des öffentlichen Lebens, auch wenn nicht immer alle die Lektionen der Vergangenheit lernen wollen. Speziell der Amerikanischen Bürgerkrieg zwischen 1861 und 1865 bildet eine Phase, die zwar augenscheinlich jeder kennt, aber deren Botschaften für die Gegenwart, deren Bedeutung nur wenige kennen oder vielleicht gar nicht verstehen. Für seine Dokumentation The Annotated Field Guide of Ulysses S. Grant greift Finn deswegen nicht nur auf historisches Archivmaterial und Bilder zurück, sondern vor allem auf Brettspiele, teils aus den letzten Jahren, teils aber auch von historischem Wert, welche die bedeutenden Schlachten des Bürgerkrieges nachstellen sollen.

Krieg auf dem Spielbrett
Bilden die Brettspiele sowie anders Bildmaterial ein wichtiges Element der Dokumentation, die auf der diesjährigen DOK Leipzig ihre internationale Premiere feiert, so ist es doch auch die Geschichte von Ulysses S. Grant, jenem Befehlshaber, welcher wie kein anderer den Verlauf des Krieges prägte. Unterstützt von bereits erwähnten Brettspielen sowie eine ganze Reihe von Berichten, historischen Dokumenten sowie den Bildern der Stätten vieler der erwähnten Schlachten, zeigt Finn den chronologischen Verlauf des Krieges, angefangen bei der Schlacht von Shiloh 1862 bis hin zu der entscheidenden Schlacht von Gettysburg. Durch die Perspektive auf die Ereignisse, vereinfacht in der Form eines Bettspieles, offenbart sich die Komplexität des Krieges, aber auch das taktische Geschick wie auch die militärische Finesse der Akteure. Gerade bei der Unübersichtlichkeit vieler Schlachten bringt diese Sichtweise so etwas wie Klarheit doch betont zudem die thematischen Schwerpunkte dieser Dokumentation, welche weit über diese vereinfachte Darstellung hinausgehen.

So erklärt Finn faktenreich und eloquent die Umstände, welche zu einzelnen Ereignissen geführt haben. Die Akteure, auch Grant, sind alles andere als fehlbar, durchleben Niederlagen wie Triumphe und zeigen taktisches Geschick auf der einen Seite, während sie an anderer Stelle eine verhängnisvolle Nachsicht walten lassen. Darüber hinaus blickt Finns Dokumentation auch auf Themen wie die Sklaverei, als diese immer mehr zu einem Politikum wurde, einer Schlacht der Ideologien, die auch außerhalb des physischen Kriegsschauplatzes stattfand und bis heute ihre Spuren in den Vereinigten Staaten hinterlassen hat.

Credits

OT: „The Annotated Field Guide of Ulysses S. Grant“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Jim Finn
Drehbuch: Jim Finn
Musik: Coleen Burke
Kamera: Jim Finn

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„The Annotated Field Guide of Ulysses S. Grant“ ist eine sehr interessante historische Dokumentation. Durch seine originelle Idee gelingt Jim Finn eine Sicht auf den Amerikanischen Bürgerkrieg als Krieg der Ideologien, auf das taktische Geschick seiner Akteure sowie deren menschlichen wie auch politischen Verfehlungen.