Breeder
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Breeder – Die Zucht

Kritik

„Breeder – Die Zucht“ // Deutschland-Start: 11. Februar 2021 (DVD/Blu-ray)

Schon seit langer Zeit kriselt es in der Beziehung zwischen Mia (Sara Hjort Ditlevsen) und ihrem Mann Thomas (Anders Heinrichsen). Während sie die Zeit nutzt, um sich gemeinsam mit ihrem Pferd für die Qualifikation für die nächsten Olympischen Spiele vorzubereiten, ist Thomas damit beschäftigt, das Unternehmen Dr. Isabel Rubens (Signe Egholm Olsen) zu evaluieren. Eigentlich hätte Mia gerne ein Kind, was ihr Thomas einst versprochen hatte, doch nun zieht dieser sich immer mehr zurück und vertieft sich in seine Arbeit. Diese ist zumindest sehr lukrativ, denn Rubens verspricht ihren vor allem sehr wohlhabenden Klienten mittels einer speziellen Therapie nicht nur eine Verjüngung ihres Körpers, sondern zudem noch ein verlängertes Leben. Als Thomas jedoch dem dunklen Geheimnis hinter der Wundertherapie auf die Schliche zu kommen droht, erpresst ihn Ruben mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit und bindet ihn ein gar ein in ihre Machenschaften, unter anderem die Entführung junger Frauen. Eines Abends wird Mia misstrauisch und folgt ihrem Mann zu einer scheinbar stillgelegten Industrieanlage. Dort geht sie den Handlangern Rubens in die Falle, die Mia sogleich mit zu den anderen Frauen sperren, wo sie einem ungewissen, aber zweifelsohne grausamen Schicksal entgegensehen. Verzweifelt versucht Mia aus ihrem Gefängnis zu entkommen, doch ihr rennt die Zeit davon, denn schon bald erfährt sie, was der eigentliche Zweck der Fabrik ist.

Die Ausbeutung des Körpers
Der dänische Regisseur Jens Dahl hat sich in der Filmindustrie seiner Heimat vor allem durch seine Mitarbeit am Drehbuch zum ersten Eintrag in die Pusher-Trilogie seines Landsmanns Nicholas Winding Refn gemacht. Nach einem ersten Gehversuch im Genrefilm als Regisseur legt Dahl nun mit Breeder seinen insgesamt zweiten Spielfilm vor, der unter anderem auf dem diesjährigen Sitges Film Festival läuft. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Horror und Thriller, die in erster Linie eine Geschichte über die Ausbeutung des Körpers anderer im Namen von Profit und Machtgier erzählt.

Bisweilen erinnert vieles, inhaltlich wie formal, in Jens Dahls Film an das frühe Körper-Kino eines David Cronenberg. Drehbuchautorin Sissel Dalsgaard Thomsen schreibt von der Welt der Reichen und Schönen, die naturgemäß beides gerne bleiben wollen, auch wenn die bedeutet, Unsummen für den Erhalt oder die Verjüngung des Körpers auszugeben. Unterkühlt, diskret und abgeschirmt in ihren Vorstadthäusern leben die Charaktere des Films in einer fadenscheinigen Harmonie, deren Fassade bereits erste Brüche aufweist, wie man schnell an der Beziehung Mias und Thomas’ sehen kann.

In dieser Welt wird Arbeit ausgelagert und entfremdet, was sich im Verhältnis zum Körper widerspiegelt. Dieser erscheint der Klientel Rubens eher wie ein lästiger Störfaktor, der gefälligst mit Geld wieder in Form gebracht werden soll, weiter dienen und leisten soll, selbst wenn die Sensationen im Leben sich nach wie vor in Maßen halten, hat man doch schon so viel angehäuft mit seinem Geld. Innerhalb der Geschichte lernen Mia und Thomas die dunkle Kehrseite dieser Welt kennen, als sie die Handlung von der Vorstadtsiedlung in die Fabrikhallen verlagert und damit in ein Herz der Dunkelheit mitten unter ihnen.

Unter Menschenfeinden
Spätestens an dieser Stelle verändert sich Breeder und zeigt in teils schwer zu ertragenden Bildern jene Ausbeutung der Körper, die nunmehr eher an Streifen wie Eli Roths Hostel erinnert. Doch passend zu der Darstellungsweise der Oberen Zehntausend in Dahls Film, wird auch diese Arbeit Menschen übergeben, die in ihrer Brutalität und Menschenfeindlichkeit eben jene Mentalität reflektieren, die eigentlich auch die Charaktereigenschaften der oberen Schicht sind. Neben der starken physischen Darstellung Sara Hjort Ditlevsen ist es vor allem Signe Egholm Olsens Figur einer berechnenden Forscherin, die dem Zuschauer Angst macht und nicht viel weniger grausam wirkt als ihre hünenhaften Handlanger.

Credits

OT: „Breeder“
Land: Dänemark
Jahr: 2020
Regie: Jens Dahl
Drehbuch: Sissel Dalsgaard Thomsen
Musik: Peter Kyed, Peter Peter
Kamera: Nicolai Lok
Besetzung: Sara Hjort Ditlevsen, Anders Heinrichsen, Signe Egholm Olsen

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sitges 2020

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„Breeder“ ist eine Mischung aus Horror und Thriller, die teils mit sehr expliziten Bildern aufwartet. Jens Dahl legt mit seinem zweiten Spielfilm einen wuchtigen Genrebeitrag hin, der besonders für die Hartgesottenen viel zu bieten hat und zudem mit einem zynischen Blick auf das Menschenbild der reichen Elite aufwartet.
6
von 10