Die Rückkehr der Wölfe
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Die Rückkehr der Wölfe

Kritik

Die Rückkehr der Wölfe
„Die Rückkehr der Wölfe“ // Deutschland-Start: 17. September 2020 (Kino)

Kaum ein Tier löst bei Menschen wohl derart gemischte Gefühle aus wie der Wolf. Eine große Faszination geht von dem Tier aus, das in Rudeln lebt, oftmals versteckt vor Menschen, und dessen Geheul Stoff aus Legenden ist. Gleichzeitig ist das Bild mit einer großen Furcht verbunden vor einem Räuber, der verschlagen und heimtückisch ist, blitzschnell und dabei brutal. Geprägt wurde dies sicher auch von den Sagen und Märchen, welche ihn als eine Verkörperung des Bösen darstellen. Im Märchen Rotkäppchen verkleidet er sich, um zuerst die ahnungslose Großmutter, später auch deren Enkelin zu fressen. Mythengestalten wie der Werwolf, der nachts die Menschen überfällt und in Stücke reißt, haben ihr Übriges getan.

Dabei sind Angriffe des Wolfes auf den Menschen eigentlich sehr selten, wie Experten in Die Rückkehr der Wölfe verraten. Scheu ist er, vorsichtig, zieht sich lieber zurück, wenn er einem Menschen begegnet. Ausgangspunkt des Dokumentarfilms ist, der Titel verrät es bereits, wie der ursprünglich in Mitteleuropa ausgerottete Wolf nach und nach zurück, sich in der Schweiz, Österreich und Deutschland wieder ausbreitet. Doch ist das nun gut oder schlecht? Darüber wird hier ausgiebig diskutiert, ebenso darüber, weshalb der Wolf überhaupt sein schlechtes Ansehen hat, das dazu beigetragen hat, dass der Mensch ihn um jeden Preis loswerden wollte.

Die Geschichte eines Konkurrenzkampfes
Eine der verblüffenden Theorien: Er sei dem Menschen zu ähnlich, was zu einem inkompatiblen Konkurrenzverhalten führt. Andere sagen, dass der Mensch in erster Linie an dem Nutzen eines Tiers interessiert ist. Sollte es keinen erkennbaren Nutzen haben, so wie der Wolf, dann kann der auch weg. Inzwischen hat sich das Bewusstsein in der Hinsicht natürlich gewandelt, es ist ein größerer Respekt vor dem Wert des Lebens an sich entstanden: Jedes Tier hat seinen Platz auf dieser Welt, hat ein Recht darauf zu existieren. Schön ist an der Stelle der Widerspruch, wenn hierzulande vom Ausland eingefordert wird, sie sollen doch bitte ihre Tiere schützen, bei uns aber alles verbannt wird, was uns unbequem erscheint.

Tatsächlich ist das schwierige Verhältnis zum Wolf besonders darauf zurückzuführen, dass er Nutztiere des Menschen reißen kann. Das tut er vor allem in den Zeiten, in denen anderweitig nicht genug zu fressen ist. Gegenmaßnahmen sind möglich, gerade etwa bei Schafherden. Doch schützende Hunde bedeuten mehr Aufwand, bedeuten höhere Kosten. Und wie immer, wenn es darum geht, wirtschaftliche Interessen und Schutz von Umwelt und Tieren in Einklang zu bringen: Die Prioritäten sind klar. Das mit der Natur ist ja schön und gut, kosten darf es aber nichts.

Die Angst vor dem Unkontrollierbaren
Die Rückkehr der Wölfe zeigt aber nicht allein die Schattenseiten auf und berichtet von schwierigen Entscheidungen. Der Film nimmt uns auch mit in Länder, in denen der Wolf nicht verschwunden ist, sei es Polen und Bulgarien in Europa oder Minnesota in den USA. Dort hat man gelernt, mit dem Raubtier zu leben, hat sich darauf eingestellt, dass er Teil der Umwelt ist, mit dem man sich arrangieren muss. Wie gut das gehen kann, zeigt ein spezieller Wolftrainer, der davon berichtet, dass das wilde Tier durchaus mit Menschen harmonieren kann. Gleichzeitig habe es aber auch immer etwas Unberechenbares an sich, was ein maßgeblicher Grund für die Angst vor ihm ist: Was wir nicht kontrollieren können, das müssen wir fürchten.

Regisseur Thomas Horat gelingt damit ein doch recht weitläufiger, differenzierter Überblick für ein Thema, das mit vielen Emotionen und Unwissen verbunden ist. Eindeutige Antworten gibt Die Rückkehr der Wölfe dabei nicht unbedingt, zu unterschiedlich sind die Reaktionen während unser filmischen Weltreise. Zumindest aber schafft es der Film, dass man das Tier mit anderen Augen sieht, überhaupt wirklich hinsieht, anstatt nur die Hände vors Gesicht zu nehmen. Und es sind schöne Bilder dabei, von der Natur wie auch der Tiere, verblüffende Bilder, welche die Nähe zum Hund aufzeigen, der unser bester Freund wurde, und die dazu beitragen, dass die Dokumentation sehenswert ist.

Credits

OT: „Die Rückkehr der Wölfe“
Land: Schweiz
Jahr: 2019
Regie: Thomas Horat
Drehbuch: Thomas Horat
Musik: Artra Trio, C.Gibb
Kamera: Luzius Wespe, Lukas Gut

Bilder

Trailer



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„Die Rückkehr der Wölfe“ erzählt von dem gefürchteten Raubtier, das sich wieder bei uns breit macht, aber auch wieso es überhaupt dieses schlechte Ansehen genießt. Der Dokumentarfilm wirft dabei einen differenzierten Blick auf das Thema, verweist auf die Vergangenheit, um auch mögliche Wege des Zusammenlebens zu besprechen.