VFW Veterans of Foreign Wars
© capelight pictures

VFW – Veterans of Foreign Wars

Kritik

VFW Veterans of Foreign Wars
„VFW – Veterans of Foreign Wars“ // Deutschland-Start: 10. Juli 2020 (DVD/Blu-ray)

Bereits seit vielen Jahren betreibt Fred Parras (Stephen Lang) eine Gaststätte ausschließlich für Kriegsveteranen (Veterans of Foreign Wars – VFW) wie ihn selbst. Konsequenterweise zählen zu seinen Stammkunden etwa Walter (William Sadler) und Abe (Fred Williamson), mit denen er in den 60er Jahren viele Touren nach Vietnam machte und in der Armee diente. Ihr heutiges Leben spielt sich in erster Linie in der Kneipe ab, wo sie sich immer wieder alte Geschichten erzählen und den Zustand der Welt kritisieren, die immer weiter vor die Hunde geht, ihrer Meinung nach. Als Beweis für diese Behauptung müssen sie nur die Gaststätte verlassen, denn um sie herum haben sich Drogendealer, Gangs und Junkies niedergelassen und kein Polizist bei klarem Verstand traut sich mehr in diesen Teil der Stadt. Eines Abends, man wollte gerade aus Freds Geburtstag anstoßen, wird der Frieden der Gruppe unterbrochen, denn eine junge Frau (Sierra McCormick) stürzt herein, verfolgt von einer Horde Drogensüchtiger. Nur mit vereinten Kräften können die Ex-Soldaten der Frau helfen, doch mit ihren Handlungen haben sie ihr eigenes Todesurteil gesprochen. Lizard, wie die Frau heißt, hat als Rache für ihre tote Schwester eine große Ladung Hypo, eine derzeit angesagte Designerdroge, gestohlen, die deren Besitzer wiederhaben möchte. Da dieser aber nur wenige Männer unter sich hat, hetzt er kurzerhand die Junkies gegen die Menschen in der Kneipe auf und verspricht ihnen einen hohen Anteil an den Drogen. Für Fred und seine Kumpel bricht eine lange Nacht an, in der sie nicht mehr länger nur Lizard verteidigen müssen, sondern auch sich selbst, koste es, was es wolle.

Welt im Krieg
Bereits durch Filme wie Bliss oder The Mind’s Eye hat sich US-Regisseur Joe Begos als ein sehr fähiger und im Bereich des Genrefilms erfahrener Filmemacher ausgewiesen. Während Bliss ein  Kinostart gewährt wurde in Deutschland, lief VFW auf vielen Genrefestivals wie den Fantasy Filmfest White Nights 2020 neben Filmen wie Jojo Rabbit oder Gundala. Schon hier zeigte sich, welchen Anklang der mit vielen Genrezitaten gespickte Film beim Publikum fand, was nicht zuletzt mit den Verbindungen des Films zum US-amerikanischen Grindhouse-Kino und der damit verknüpften Ästhetik zusammenhängt.

Im Kern ist VFW nicht nur ein brutaler Film, sondern auch von einem tiefen Zynismus erfüllter Streifen. Wenn bereits nach wenigen Minuten einem wehrlosen Süchtigen mit der Schrotflinte der Kopf weggeschossen wird und sich die ersten Blutfontänen über den Bildschirm ergießen, weiß man, in welcher gnadenlosen, anarchischen Welt man sich befindet. Der Krieg ist zu einer Realität in den Straßen geworden, zeigt sich an jeder Ecke und greift mehr und mehr um sich, sodass nur noch wenige, einsame Bastionen wie die schlicht VFW benannte Kneipe Freds, übrigbleiben. In seiner Charakterzeichnung und der düster-überdrehten Vision der Welt hat Begos’ Film etwas von modernen Exploitationstreifen wie Hobo With a Shotgun oder dem systemkritischen Pessimismus des frühen John Carpenter, dessen Assault – Anschlag bei Nacht viele Parallelen zu VFW aufweist.

Diese Parallelen zu Carpenters Kino zeigen sich auch in der atmosphärischen Filmmusik komponiert von Steve Moore, der schon die Musik für Begos’ Bliss machte. Die dunklen Klänge betonen die düster-hoffnungslose Stimmung der Welt des Films, in der nur noch die Starken regieren und die Schwachen zum Kanonenfutter der Dealer werden.

Die Kampfzone
Ein besonders hervorzuhebender Aspekt des Films ist die Bedeutung und Struktur des Raumes. Der Raum der Gaststätte als Ort der Erinnerung an alte Zeiten wird zu einer Bastion eben jener Werte, für welche die Soldaten um Fred herum immer gekämpft haben. Die fortwährende Begrenzung des Raumes, unterstrichen durch die Kameraführung Mike Testins, zeigt die Verzweiflung des Kampfes, der hier ausgefochten wird mit aller Härte und Brutalität, von der es im Film sehr viel gibt. Dies ist die Heimat oder das „Zuhause“, wie Fred es nennt, das es zu verteidigen gilt, denn mental sind diese Männer immer noch im Krieg und es brauchte nur eine Weile, bis dieser sie mit aller Gewalt einholte.

Credits

OT: „VFW“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Joe Begos
Drehbuch: Max Brallier, Matthew McArdle
Musik: Steve Moore
Kamera: Mike Testin
Besetzung: Stephen Lang, William Sadler, Fred Williamson, Martin Kove, Tom Williamson, Sierra McCormick, Travis Hammer

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„VFW“ ist ein brutaler Film von Joe Begos, der durch seine Effekte, seine Darsteller und seine geniale Filmmusik überzeugen kann. Es ist ein Film über Menschen, die den Krieg und die Gewalt zu einem essenziellen Teil ihres Lebens gemacht haben, sowie eine Welt ohne Hoffnung. Diese düstere Vision gehört zu den zynischsten, aber deswegen gerade gelungensten Genrebeiträgen der letzten Jahre.
8
von 10