Above the Shadows
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Above the Shadows

Kritik

Above the Shadows
„Above the Shadows“ // Deutschland-Start: 6. März 2020 (Blu-ray)

Seit dem Tod ihrer Mutter ist Holly (Olivia Thirlby) unsichtbar für ihre Außenwelt. Nachdem sie unmittelbar nach der Tragödie immer wieder von ihrem Vater und ihren Geschwistern ignoriert wurde, war sie dann tatsächlich unsichtbar, tauchte nicht mehr auf Fotos auf und verschwand auch aus ihrem Gedächtnis. Ihre Unsichtbarkeit hat Holly derweil zu einer der gefragtesten Boulevard-Fotografen gemacht, da sie, ohne dass diese es merken, Prominente in für diese unvorteilhaften Situationen fotografieren kann und die Bilder dann an Zeitungen und Magazine verkauft. Bei einem Einsatz in einem Nachtklub denkt Holly daher zunächst an einen Irrtum, als sie der kräftige Rausschmeißer Shayne (Alan Ritchson) anspricht. Jedoch kann er die tatsächlich als Einziger sehen und sein Schicksal ist eng mit der Arbeit Hollys verknüpft, haben Aufnahmen von ihm mit einer anderen Frau dafür gesorgt, dass seine Karriere als MMA-Kämpfer zu Ende ging sowie seine Ehe zu Juliana (Megan Fox). Im Glauben, dass, wenn sie Shayne hilft, sein altes Leben wiederzubekommen, sie wieder von anderen Menschen gesehen werden kann, beginnt Holly, Kämpfe für Shayne zu organisieren und ihn wieder mit Juliana in Kontakt zu bringen. Dabei muss sie allerdings auch einsehen, dass sie dabei ist, Gefühle für Shayne zu entwickeln.

Sehen und gesehen werden
Nach ihrem Kriegsdrama Fort Bliss (2014) hat sich US-Regisseurin und Produzentin Claudia Myers für ihr Projekt Above the Shadows von ihrer Kindheit und der Beziehung zu ihrer Mutter inspirieren lassen. Wie Hollys Mutter im Film starb auch Myers’ Mutter an Krebs und das Gefühl unsichtbar zu sein, war keinesfalls eine Metapher, sondern eine Realität in der eigenen Familie, die sich dann vor allem auf die eigene Trauer konzentrierte, wie auch an der Schule unter Gleichaltrigen. Somit versteht Myers ihren Film nicht nur als ein romantisches Drama mit Fantasy-Elementen, sondern nicht zuletzt als einen Coming-of-Age-Film.

Wie es Myers in ihren Aussagen zu Above the Shadows bereits andeutet, basiert der Film auf dem wahrscheinlich jedem bekannten Gegensatz von Auffallen und Ignoriert-Werden, der gerade in der Wahrnehmung von Heranwachsenden eine Rolle spielen kann. So erklären sich die Fantasy-Elemente des Films, die bereits früh als eine Metapher enttarnt werden, wenn Hollys Mutter ihrer Tochter das Prinzip eines literarischen Vergleichs erklärt. Davon ausgehend ergeben sich viele interessante Konzepte und Fragen, beispielsweise, inwiefern die Unsichtbarkeit nicht sogar gewollt ist oder bereits eine soziale Realität, unabhängig von Alter und Geschlecht. Vor allem durch den Fokus auf die Welt des Boulevard-Journalismus und den Starkult von Sportlern zeigt Myers’ Skript einige sehr lohnenswerte Aspekte dieses Gegensatzes auf.

Allerdings seien hier auch die teils hanebüchenen Ungereimtheiten innerhalb der Handlung erwähnt, die allesamt auf eben dieses Thema der Unsichtbarkeit zurückzuführen sind und die gerade im ersten Drittel die Glaubwürdigkeit einer Figur wie Holly in Frage stellen. Schade ist auch, dass Myers darauf verzichtet, weiter auf die voyeuristische Neigung ihrer Protagonistin einzugehen, die durch den verbotenen Blick in Privatbereiche sich ein zumindest sehr einträgliches Leben leisten kann.

Das Märchen des Außenseiters
Trotz dieses problematischen Untertons innerhalb der Anlage ihrer Figur vermag die Leistung Olivia Thirlbys dennoch in manchen Aspekten zu überzeugen. Das Verständnis der Geschichte und damit ihrer Rolle als eine Außenseiter-Geschichte, wie man sie aus unzähligen Coming-of-Age-Geschichten kennt, gibt der Romanze eine passende Dramatik, auch wenn sich Myers Bilder immer wieder nahe am Kitsch bewegen.

Credits

OT: „Above the Shadows“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Claudia Myers
Drehbuch: Claudia Myers
Musik: Kaki King
Kamera: Eric Robbins
Besetzung: Olivia Thirlby, Alan Ritchson, Jim Gaffigan, Maria Dizzia, Tito Ortiz, Megan Fox

Bilder

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„Above the Shadows“ ist ein leidlich überzeugendes romantisches Drama mit einigen Fantasy-Aspekten. Zwar nicht immer überzeugend und mit vielen ärgerlichen Löchern in der Handlung vermag die grundlegende Metapher des Films dennoch über weite Strecken zu unterhalten.
5
von 10