Ip Man 4 The Finale
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Ip Man 4: The Finale

Kritik

Ip Man 4 The Finale
„Ip Man 4: The Finale“ // Deutschland-Start: 5. März 2020 (Kino) // 17. September 2020 (DVD/Blu-ray

Der Schock sitzt tief bei Ip Man (Donnie Yen): Erst hat er seine Frau verloren, nun ist er selbst an Krebs erkrankt. Die Ärzte machen ihm nicht viel Hoffnung, es ist nur eine Frage der Zeit, bis es mit ihm vorbei ist. Ausgerechnet jetzt macht sein eigener Sohn Ip Ching (Jim Liu) Ärger, rebelliert gegen seinen Vater, von dem er sich unverstanden fühlt. Und so nimmt der Großmeister des Wing Chun eine Einladung seines Schülers Bruce Lee (Danny Chan) an, ihn in San Francisco zu besuchen, schließlich erhofft er, dort eine Zukunft für seinen Sohn zu finden. Doch kaum angekommen, droht der nächste Ärger: Zong-hua Wan (Yue Wu), Leiter der Chinese Benevolent Association, ist über die Aktivitäten Lees so gar nicht glücklich und verweigert Ip Man daher die Unterstützung bei einem Empfehlungsschreiben …

Man soll niemals nie sagen. Eigentlich hieß es ja, dass nach Ip Man 3 Schluss sein würde mit der Saga um Ip Man, der als einer der Großmeister der Kung-Fu-Richtung Wing Chun Geschichte schrieb, vor allem auch als Lehrer der Hollywood-Legende Bruce Lee. Klar, weitere Episoden aus dem Leben des Chinesen ließen sich schon erzählen. Aber so richtig viel fiel den Machern ja nicht mehr ein. Hinzu kam: Donnie Yen, der schon 2008 beim ersten Teil Ip Man in die Rolle der Martial-Arts-Ikone geschlüpft war, ist nicht mehr der Jüngste. Nur mit Mühe und diversen Tricks ließ sich noch die Illusion aufrechterhalten, dass der Mittfünfziger noch die notwendige Geschwindigkeit mitbrachte. Viel ließ sich aus dem Ganzen also nicht mehr herausholen.

Der Mensch hinter der perfekten Fassade
Und doch, der dritte Teil war so erfolgreich, dass man es nicht dabei belassen wollte. Zumindest einmal noch wollte man den Kämpfer auf die Bühne bitten, Vorhang auf für Ip Man 4: The Finale. Dass es das Finale sein wird, wie der Titel verspricht, ist dieses Mal relativ wahrscheinlich. Schließlich endet der Film damit, dass Ip Man seiner Krankheit erliegt. Wilson Yip, der von Anfang an bei der Reihe Regie führte, nutzt diese traurige Entwicklung, um dem Abschluss noch ein bisschen mehr emotionale Tiefe zu geben. Der Film ist die Würdigung eines Helden, dient gleichzeitig als Rückblick auf dessen bewegtes Leben – vor allem zum Ende hin, wenn der Pathos richtig groß werden darf.

Während das durchaus unter die Kategorie Kitsch fällt, sind die Versuche interessanter, das Menschliche hinter dem Überkämpfer zu entdecken. Wenn Ip Man gleich zu Beginn dem Sohn eine Ohrfeige gibt und ihm das Verständnis für die Wünsche und Nöte des Jugendlichen fehlen, dann ist das eine erfreuliche Abweichung von dem sonst propagierten Image des Supermenschen, dem immer alles in jeder Situation gelingt. In Ip Man 4: The Finale darf er endlich einmal auf den letzten Zügen menschliche Züge entwickeln. Zumindest ein bisschen, allzu viel sollte man sich davon nicht erwarten, zumal Donnie Yen mit dem üblichen stoischen Gesichtsausdruck durch die Gegend läuft. Der ganz große Schauspieler wird er auch beim Finale nicht.

Alles schon da gewesen
Auch sonst ist Ip Man 4: The Finale im Grunde nur das, was man drei Filme lang vorher schon gesehen hat. Der Ablauf der Kämpfe, wer gegen wen wann gewinnt und verliert, folgt einem so festen Schema, dass man nach 15 Minuten schon die folgenden anderthalb Stunden vorhersagen kann. Auch sonst gab sich das große Drehbuchteam so gar keine Mühe, ein bisschen Abwechslung hineinzubringen. Die Figuren sind schreckliche Stereotypen, die Chinesen inszenieren sich – wie schon in den vorangegangenen Filmen – als fortwährende Opfer von Rassismus, während die eigene Darstellung von Ausländern rassistisch ist. Die Chinesen sind noble, elegante Ehrenmänner, die Amis brutale Fieslinge ohne jegliche Kultur und Anstand. Neben Wolf Warrior gibt es wohl keine chinesische Reihe, die derart ungeniert nationalistisch auftritt.

Den Inhalt sollte man besser also ignorieren können oder als das genießen, was er ist: dümmlich, dreist und ziemlich cheesy. Denn wer das Ganz nicht ernst nicht, kann durchaus Spaß haben, beispielsweise mit Scott Adkins, der einen primitiven Sergeant beim US-Militär spielt, der verächtlich auf die weichen Bewegungen des Kung Fu herabblickt. Die Kämpfe mit ihm oder auch den anderen Schlägern lassen sich natürlich sehen, umso mehr, da hier eine Reihe von Leuten ihre Martial-Arts-Künste demonstrieren. Und auch die Bilder drumherum sind ganz schön, Ip Man 4: The Finale hat gerade aus dem China Town in San Francisco einiges herausgeholt. Fans der Reihe, die sich bislang nicht an den fragwürdigen Inhalten störten, kommen so erneut auf ihre Kosten. Wer hingegen nichts mit den Vorgängern anfangen konnte, braucht es hier nicht zu versuchen, trotz des Schauplatzwechsels und des drohenden Todes von Ip Man hat sich herzlich wenig verändert.

Credits

OT: „Ip Man 4: The Finale“
Land: China, Hongkong
Jahr: 2019
Regie: Wilson Yip
Drehbuch: Edmond Wong, Hiroshi Fukazawa
Musik: Kenji Kawai
Kamera: Siu-Keung Cheng
Besetzung: Donnie Yen, Yue Wu, Vanness Wu, Scott Adkins, Vanda Margraf, Jim Liu, Kent Cheng

Bilder

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„Ip Man 4: The Finale“ schließt nahtlos an die Vorgänger an, bietet erneut eine Mischung aus schönen Martial-Arts-Szenen und fragwürdigen Inhalten, irgendwo zwischen cheesy und rassistisch. Der Film richtet sich damit eindeutig an bestehende Fans, Neues und Überraschungen sucht man hier größtenteils vergebens. Lediglich der Versuch, aus dem Titelhelden einen Menschen mit Fehlern zu machen, fällt positiv auf.
5
von 10