21 Bridges
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21 Bridges

Kritik

21 Bridges
„21 Bridges“ // Deutschland-Start: 6. Februar 2020 (Kino) // 12. Juni 2020 (DVD/Blu-ray)

Integrität und Härte sind die Werte, die einen Polizisten wie Detective Andre Davis (Chadwick Boseman) ausmachen. Erfüllt von einer tiefen Abneigung gegen Kriminelle, durch welche er seinen Vater in jungen Jahren verlor, hat er sich innerhalb der Hierarchie des New Yorker Polizeidezernates einen gewissen Ruf erarbeitet, der ihm zum einen den Respekt vieler Kollegen, aber auch die Aufmerksamkeit der Internen Ermittlung eingebracht hat, die gegen ihn wegen unverhältnismäßiger Härte gegen Verdächtige vorgeht. Aufgrund dieses Rufs ist er in den Augen vieler Polizisten der richtige Mann, als er die Leitung der Suche nach zwei flüchtigen Räubern und Polizistenmördern übernehmen soll. Entschlossen entscheidet er, mit dem Segen seiner Vorgesetzten, die Insel Manhattan für ein paar Stunden vollkommen abzusperren, was ihm und Detective Burns (Sienna Miller) vom Drogendezernat hoffentlich genug Zeit gibt, die Täter zu schnappen, die derweil versuchen ihre Beute – eine große Menge Kokain – zu verkaufen und sich so schnell es geht abzusetzen. Doch je mehr Zeit vergeht, je mehr Zweifel hat Davis an der Unschuld der Polizisten, die bei dem Raubüberfall ums Leben kamen. Er muss feststellen, dass er sich in vielfacher Hinsicht in einem Wettlauf mit der Zeit befindet, denn die beiden Flüchtigen haben Antworten auf Fragen, die für viele sehr unangenehm sein könnten.

Der totale Staat

Die Namen Anthony und Joseph Russo sind in den letzten Jahren aufgrund ihrer Mitarbeit am Marvel Cinematic Universe zu einem Aushängeschild für heutiges Blockbusterkino geworden. Während sich ihr letzter Film Avengers: Endgame zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten erhebt, produzieren und schreiben die Brüder an Projekten, die sich vor allem im Action- und Thrillergenre bewegen wie der Film Out of the Fire mit Chris Hemsworth. Auch 21 Bridges bewegt sich in diesen Genres und wird inszeniert von Brian Kirk, der bislang vor allem für Episoden von Serien wie Boardwalk Empire, Game of Thrones und Luther auffiel.

In gewisser Weise versteht sich 21 Bridges als ein Film in der Tradition des Thrillerkinos der späten 60er und frühen 70er Jahre. Besonders Filme wie Serpico oder French Connection – Brennpunkt Brooklyn scheinen als Inspirationsquellen zu dienen, wenn es um die Perspektive auf den Mikrokosmos der Großstadt geht und die Idee des Polizisten als Jäger und Antihelden. Interessant ist hierbei, wie der Film die Idee des Überwachungs- und Polizeistaates in Szene setzt, wenn im Dienste der Verbrecherjagd kurzerhand ein Teil der Stadt komplett abgeriegelt wird. In diesen Totalen erhält man als Zuschauer eine beklemmend aktuelle Sicht auf ein System, das gewillt ist, im Namen von Recht und Ordnung Freiheiten zu beschneiden, jene zu überwachen und jeglichen Regelverstoß aufzuzeichnen. Selten sieht man im Blockbusterkino eine solche Version des totalitären Staates, eines Systems, das Stärke nach außen um jeden Preis zeigt.

Der Held der Straße

Innerhalb dieses thematischen Rahmens ist die Figur, die Chadwick Boseman spielt, als der Bewahrer von Recht und Ordnung eingesetzt, auf dessen Initiative genannte Überwachungsaktion durchgeführt wird. Andre Davis ist ein Agent des Systems und dessen Werte, die ihm praktisch in die Wiege gelegt worden sind und der nach einem strengen Code agiert, der ihn zum Ziel interner Ermittlungen gemacht hat. Anders als ein Jimmy Doyle (French Connection) oder ein Frank Serpico stellt er sich eben nicht gegen das System, sondern ist sein treuester Repräsentant, was gewisse Parallelen zu Bosemans Rolle als Black Panther aufzeigt. Basierend auf dieser Anlage ist auch 21 Bridges in gewisser Weise eine Art Superheldenfilm und von daher eher konventionell und berechenbar.

Credits

OT: „21 Bridges“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Brian Kirk
Drehbuch: Adam Mervis, Matthew Michael Carnahan
Musik: Alex Belcher, Henry Jackman
Kamera: Paul Cameron
Darsteller: Chadwick Boseman, Sienna Miller, J.K. Simmons, Stephan James, Taylor Kitsch

Bilder

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„21 Bridges“ ist ein konventioneller, in Teilen interessanter Thriller, dessen Vision vom totalitären Staat den besten thematischen sowie visuellen Aspekt bildet. Erzählerisch bietet die Katz-und-Maus-Jagd in den Straßen Manhattans wenig Neues, bleibt berechenbar und in mancher Hinsicht ideologisch fragwürdig.
6
von 10