Protokoll Mord auf hoechster Ebene De Premier
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Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene

Das Protokoll
„Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2017 (DVD/Blu-ray)

Es ist einer der wichtigsten Termine, die der belgische Premierminister und der zeitige Ratsvorsitzende der EU (Koen De Bouw) in seiner Laufbahn wahrzunehmen hat: ein Treffen mit der US-amerikanischen Präsidentin. Die Vorbereitungen darauf laufen schon seit Längerem auf Hochtouren. Auf eine Sache war er jedoch nicht vorbereitet: Auf dem Weg zum Parlament werden er und seine Assistentin Eva (Charlotte Vandermeersch) entführt. Und um der Sache noch ein bisschen mehr Nachdruck zu verleihen, wurden zeitgleich seine Frau und die beiden Kinder gekidnappt. Sie sollen nur dann freikommen, wenn er eine Forderung der Entführer erfüllt: die Ermordung der Präsidentin …

Dass Politik ein richtig dreckiges Geschäft sein kann, vor allem wenn diese über Ländergrenzen hinweggeht, das zeigt derzeit – mal wieder – Donald Trump, der auf alle Gepflogenheiten und Gesetze pfeift, solange ihm das einen eigenen Vorteil bringt. Ob er auch einen Mord in Auftrag gegeben hat, ist bislang noch nicht bekannt, selbst wenn er immer mal wieder mit Gewaltaufrufen kokettiert. Aber die Sitten sind so rau geworden, dass einen Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene nicht mehr wirklich schockieren kann. Was vor einigen Jahren, als der Film erschien, noch wie eine völlig übertriebene Eskalation wirkte, das ist diverse desillusionierende Entwicklungen später gar nicht mehr so weit hergeholt.

Die unbekannte Bedrohung
Ein Kommentar zum aktuellen Geschehen ist Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene jedoch nicht, zumal darin eine progressive Frau die USA leitet. Also das Gegenteil von jetzt. Wobei die Informationslage dürftig ist, sowohl auf sie wie auf andere bezogen. Die meisten Figuren bekommen nicht einmal einen Namen, von einer Persönlichkeit ganz zu schweigen. Das ist teilweise durchaus ein Problem: Auch wenn die Erpressung des Premiers keine weiteren Kontexte braucht, das mit der Anteilnahme wird doch ein wenig erschwert, wenn wir nicht wissen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben. Die Geschichte wird einfach zu abstrakt.

Wie das Ganze ausgeht, will man natürlich schon wissen. Regisseur und Co-Autor Erik Van Looy, der nach seinem wenig erfolgreichen englischsprachigen Debüt The Loft nach Belgien zurückkehrt, rückt mit einem Szenario an, das durchaus ein wenig Spannung erzeugt, allein schon weil die Zeit sehr drängt. Eine Gegenstrategie entwickeln? Kaum möglich, wenn eine Waffe an die Schläfe deines Kinds gehalten wird und das Treffen unmittelbar bevorsteht. Zumal er auch auf starke Retter verzichtet: Der Premier ist auf sich allein gestellt, da er mit niemandem sprechen darf und ohnehin wohl niemand ihm glauben würde.

Der lange Weg ins Ziel
Und doch, mehr als solide ist das hier nicht. Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene ist überaus gradlinig, lässt keine Überraschungen zu. Später werden wir zwar ein paar Hintergrundgeschichten sehen und lauschen dürfen. Die laufen aber seltsam losgelöst vom Geschehen, haben auf den Verlauf kaum Auswirkungen. Das führt zu einem sehr ambivalenten Gefühl. Auf der einen Seite ist man auf das Ende gespannt bzw. die Entscheidung, welche der Premier treffen wird. Der Mittelteil fesselt jedoch kaum. Wo bei anderen Filmen der Weg das Ziel ist, da ist er hier nur ein notwendiges Übel.

Leider ist dieses Ende dann auch noch relativ enttäuschend. Van Looy zeigt sich hier mutlos und gleichzeitig überambitioniert, wenn der Film auf geradezu absurde Weise über das Ziel hinausschießt. Wenn dann diverse Figuren auch noch nahe an Karikaturen sind, fällt es schwer, den Streifen noch irgendwie ernstzunehmen. Und das ist irgendwie dann doch ganz schade, wie aus einer derart brisanten Situation so wenig herausgeholt wird. Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene ist ein Politthriller, der seinen Zweck als Zeitvertreib erfüllt, für einen regnerischen Montagabend, aber einfach nicht interessant genug ist, als dass man ihn gezielt anschauen müsste.



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Der belgische Premier wird dazu erpresst, die US-Präsidentin zu ermorden – das hat doch mal Sprengkraft. „Das Protokoll – Mord auf höchster Ebene“ macht natürlich schon auch neugierig, was am Ende passieren wird, ist als Film aber doch eher langweilig. Die Figuren sind nichtssagend, es fehlen die Überraschungen, dafür wird es zum Ende hin komplett übertrieben.
5
von 10