Kupi Menya Buy Me
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Buy Me – Käufliche Liebe

Kupi Menya Buy Me
„Buy Me – Käufliche Liebe“ // Deutschland-Start: 23. August 2019 (DVD/Blu-ray)

Die junge Studentin Katya (Yuliya Khlynina) wünscht sich nichts sehnlicher, als von zu Hause und damit der Kontrolle ihrer überfürsorglichen Mutter zu entkommen. Ohne das Wissen dieser macht sich Katya auf zu einem Fotoshooting nach Abu Dhabi, jedoch wird ihr recht früh klar, dass es sich hierbei keinesfalls nur um Modeaufnahmen handelt. Vielmehr erläutert ihr die junge Liza (Anna Adamovich), dass sie beide zusammen mit den anderen Mädchen den angereisten Scheichs nur zur Unterhaltung und für schnellen Sex dienen werden. Als Katya zusammen mit Anna sowie ihrer Freundin Galya (Swetlana Ustinova) den Menschenhändlern entkommen können, hat vor allem Katya Gefallen an dem Leben im Luxus gefunden. Durch Einsatz ihrer weiblichen Reize finden die drei Frauen immer neue, reiche Männer, die bereit sind ihnen durch entsprechende sexuelle Gegenleistungen Miete, Auto und Wohnung zu zahlen. Jedoch hat dieses Leben einen weitaus höheren Preis, als Katya anfangs gedacht hat, vor allem, wenn selbst Gefühle in einer Welt, in der alles käuflich zu sein scheint, nicht mehr echt sind.

Romantischer Realismus
Nachdem er lange fürs Fernsehen gearbeitet hat, legt der aus der Ukraine stämmige Regisseur Vadim Perelman wieder einmal einen Spielfilm vor. Sehr übersichtlich ist das Profil des Filmemachers, wenn man Seiten wie IMDB konsultiert, was nicht zuletzt daran liegt, das Perelman sehr wählerisch bei neuen Projekten ist. In Interviews zu seinem zweiten Film The Life Before Your Eyes erklärt er, dass er immer auch die Zeit bedenkt, die jedes neue Projekt ihn koste und er es, wie wahrscheinlich jeder Kunstschaffende, vorziehe, an für ihn interessanten Filmen zu arbeiten. Interessant sind für Perelman, wenn man sich die bisherigen Filme betrachtet, vor allem Stoffe, die sich mit seiner eigenen Biografie befassen, wie der Umgang mit Einwanderern in Haus aus Sand und Nebel, oder eben das leider wieder sehr aktuelle Thema der Waffengewalt in den Vereinigten Staaten in The Life Before Your Eyes.

Stilistisch und thematisch reiht sich Buy Me aus dem Jahr 2018 in diese Arbeiten nahtlos ein. Die Figuren des Skripts aus der Feder Darya Gratsevichs, die mit Perelman bereits an der Miniserie Izmeny fürs russische Fernsehen gearbeitet hat, sind erfüllt von einer Mischung aus dem festen Glauben an ihren teils unschuldig-märchenhaften Wünschen und dem Wissen um die Realität, welche jedem dieser Wünsche im Weg steht. Besonders die von Yuliya Khlynina gespielte Katya hat sich diesen Traum bewahrt, ist fest entschlossen ihren Traum von Unabhängigkeit wahr werden zu lassen. Die überstilisierten Bilder von Nachtclubs, die Bildcollagen von Luxus, Drogen und einem Leben auf der Überholspur lassen indes keinen Zweifel an der märchenhaften Künstlichkeit dieser Welt.

Die Märchenwelt ist eine Männerwelt
Auch wenn Perelmans Ensemble größtenteils weiblich ist, so bleibt die Welt, in der sich die Figuren bewegen jedoch stets männlich. Wie in vielen Märchen ist der Traum einer jeden Prinzessin eng verbunden mit der Großzügigkeit und der Liebe zu einem Märchenprinzen, selbst wenn man diskutieren kann, ob dieses Kategorie tatsächlich auf die männlichen Figuren in Buy Me zutrifft. Anstatt einer stattlichen Rüstung steht ihnen das Kapital zu Verfügung sowie die Hierarchie einer patriarchalisch-zentrierten Gesellschaft, sodass die Frauen im Film immer von ihnen abhängig bleiben. Männer seien wie Toiletten, heißt es im Film, nämlich entweder besetzt oder beschissen, doch ihr Ruf und ihr Geldbeutel erlauben ihnen jenes zweite Extrem.

Die Tatsache, dass eben diese Agenda in Buy Me so transparent vorhanden ist, sich gar in dem überflüssigen Titelzusatz „Käufliche Liebe“ andeutet, bleibt einer der wichtigen Kritikpunkte an diesem Film, dessen Ende vor allem durch dessen Berechenbarkeit enttäuscht.



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"Buy Me" ist ein Drama um gesellschaftliche Oberflächlichkeit, Unabhängigkeit sowie die Stellung von Gefühlen in einer auf Kapital ausgerichteten Welt. Kann der Film durch seine weiblichen Darsteller punkten, bleibt er in seiner Struktur vorhersehbar und enttäuscht gegen Ende etwas.
6
von 10