Bad Samaritan
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Bad Samaritan – Im Visier des Killers

Bad Samaritan
„Bad Samaritan – Im Visier des Killers“ // Deutschland-Start: 5. Oktober 2018 (DVD/Blu-ray)

Die Idee ist ebenso simpel wie lukrativ: Wenn Sean Falco (Robert Sheehan) und Derek Sandoval (Carlito Olivero) die Autos der Kunden eines Nobelrestaurants in Empfang nehmen, dann nutzen sie die Gelegenheit, um bei den Besitzern einzubrechen, während diese noch ihr Dinner genießen. Das geht so lange gut, bis Sean bei dem ebenso vermögenden wie herablassenden Cale Erendreich (David Tennant) einsteigt. Denn dort findet er nicht nur jede Menge Wertgegenstände, sondern auch eine an einen Stuhl gekettete und geknebelte junge Frau (Kerry Condon). Ein erster Rettungsversuch schlägt fehl, da Cale schon ungeduldig auf seinen Wagen wartet. Aber Sean ist fest entschlossen, der Unbekannten zu helfen – ohne zu ahnen, worauf er sich dabei einlässt.

Die Filmgeschichte ist voller Beispiele, wie nichtsahnende Protagonisten zufällig Zeuge eines Verbrechens werden, gegen das sie machtlos sind, das ihnen aber auch niemand glauben will. Das Das Fenster zum Hof von Alfred Hitchcock ist quasi die Blaupause für einen solchen Film, auch 16 Uhr 50 ab Paddington ist ein Klassiker. Wenn Sean Falco sich plötzlich mit einem wohlhabenden Sadisten konfrontiert sieht, dann steht er also in einer ruhmreichen, wenngleich wenig tröstlichen Linie von Spontanhelden. Wobei seine Situation natürlich noch ein wenig verzwickter ist, da er sich als Zeuge gar nicht zu erkennen geben darf. Nicht ohne seine eigenen kriminellen Machenschaften zu verraten.

Sie machen, was sie wollen
Das ist ein im Grunde recht spannender moralischer Interessenskonflikt, gefangen zwischen einem Selbsterhaltungstrieb und dem Wunsch, der Unbekannten zu helfen. Sonderlich viel Zeit verschwendet Bad Samaritan – Im Visier des Killers jedoch nicht auf diesen, Sean ist viel zu schnell dazu bereit, sich für die bessere Sache zu opfern. Bewundernswert ist das sicher, wenn auch nicht sonderlich spannend. Aber die Figurenzeichnung ist offensichtlich ohnehin keine große Stärke von Drehbuchautor Brandon Boyce. Siehe Cale. Wer wie er eine große Vorliebe für Sadismus hat, sollte entweder einen verdammt guten Grund haben oder gar keinen – wie etwa Michael Myers aus Halloween. Hier landet er irgendwo dazwischen, schiebt etwas als Motivation vor, das nicht überzeugt und genauso gut hätte weggelassen werden können.

Aber auch an anderen Stellen sollte man lieber nicht allzu viele Gedanken an den Inhalt verschwenden. So hat Cale nicht nur Unmengen an Geld, sondern ist gleichzeitig ein technologisches Genie, das an mehreren Stellen gleichzeitig auftaucht, immer weiß, wer wann wie wo ist, und zur Not Wohnungseinrichtung in Sekundenschnelle verschwinden lässt. Er ist so übermenschlich gut darin, anderen Leuten Böses zu tun, dass nicht nur Sean an seiner geistigen Gesundheit zweifelt. Auch als Zuschauer darf man sich des Öfteren fragen, ob sich der wohlmeinende Einbrecher das nicht alles einbildet, zu absurd und unwirklich ist es, was in Bad Samaritan geschieht.

Ein ungleiches Duell jenseits aller Glaubwürdigkeit
Hegt man hingegen keinerlei Ansprüche an Glaubwürdigkeit, dann kann der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 durchaus Spaß machen. Das liegt jedoch in erster Linie an den Darstellern. Robert Sheehan (Moonwalkers) gibt den überforderten Helfer wider Willen, der als Running Gag – dem Titel gemäß – immer alles falsch macht bei seinen Rettungsversuchen. Vor allem aber David Tennant ist Grund genug, hier einmal reinzuschauen. Menschenfeindliche bis psychopathische Züge durfte er ja schon in Broadchurch und Jessica Jones zeigen. Hier läuft er vollends zur Hochform auf, wenn er als eiskalter Sadist mit Odnungsfetischismus Jagd auf andere macht.

Gerade die Szenen, in denen Bad Samaritan sich auf das Katz-und-Maus-Spiel konzentriert, machen den Thriller sehenswert, in all seiner Übertriebenheit. An anderen Stellen ist der von Dean Devlin (Geostorm) inszenierte Film jedoch zu plump, ist in seinen Schreckmomenten von einer Grobmotorik, die dem Mastermind Cale nicht würdig ist. Da konnten sich die Macher nicht so recht entscheiden und nahmen im Zweifelsfall immer den leichtesten Weg. Zu einem Klassiker wie die Beispiele oben reicht es daher nicht, die Geschichte um einen Dieb, der sich mit einem Sadisten anlegt, wird sicher nicht jahrzehntelang im Fernsehen zu sehen sein. Für eine einmalige Sichtung ist das hier aber solide genug.



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Wenn David Tennant hier einen eiskalten Sadisten mimt, dann ist der englische Schauspieler eindeutig in seinem Talent. Die Szenen, wenn sich der Thriller auf die Katz-und-Maus-Szenen zwischen ihm und einem harmlosen Dieb, der zufällig über ein dunkles Geheimnis stolpert, machen dann auch richtig Laune – sofern man über die mangelnde Glaubwürdigkeit hinwegsehen kann. Es mangelt jedoch an Feinschliff, gerade zum Ende hin.
6
von 10