24 Hours to Live
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24 Hours to Live

„24 Hours to Live“, USA/Südafrika, 2017 
Regie: Brian Smrz; Drehbuch: Zach Dean, Jim McClain, Ron Mita; Musik: Tyler Bates
DarstellerEthan Hawke, Paul Anderson, Qing Xu, Liam Cunningham

24 Hours to Live
„24 Hours to Live“ ist seit 1.. Mai 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Das hatte sich Travis Conrad (Ethan Hawke) alles ganz anders vorgestellt. Eigentlich hatte der Söldner aufhören wollen, nachdem er alles verloren hat. Seine Frau. Sein Kind. Ein letztes Mal nur noch zur Waffe greifen, auf Drängen seines Freundes Jim Morrow (Paul Anderson). Doch die Mission geht schief. Conrad verpasst es nicht nur, seine Zielperson Lin Bisset (Qing Xu) zu eliminieren. Er wird sogar selbst von der Interpol-Agentin erschossen. Eine Gnadenfrist erhält er jedoch: Ein medizinisches Verfahren ermöglicht es ihm, noch einmal für 24 Stunden zurück ins Leben zu finden. Während sein Chef Wetzler (Liam Cunningham) diese Zeit nutzen will, um an dringend benötigte Infos von Conrad zu gelangen, hat dieser eine eigene Vorstellung davon, was er mit diesen Stunden anfängt.

Irgendwie scheint es das Schicksal von vielen Schauspielern zu sein, dass sie mit den steigenden Jahren auf das Actionabstellgleis verfrachtet werden. Bei Nicolas Cage und Bruce Willis darf man die seriösen Filme der letzten Jahre mit der Lupe suchen, auch Darsteller wie Antonio Banderas, John Cusack oder Ben Kingsley fallen zunehmend durch etwas fragwürdige Rollenwahlen auf. Ethan Hawke hat es da noch vergleichsweise gut erwischt. Zum einen ist er nach wie vor in empfehlenswerten Dramen zu bewundern – zuletzt etwa in Maudie und Born to Be Blue. Außerdem sucht er sich im Gegensatz zu seinen Kollegen zumindest interessante Werke aus, wenn er in den waffengeprägten Genrebereich wechselt, beispielsweise The Purge – Die Säuberung, Predestination oder In A Valley of Violence.

Hey, den kenn ich doch … glaub ich
Auch 24 Hours to Live hebt sich von den vielen anderen Rachethrillern ab, die den Markt geradezu überschwemmen. Klar, ein Söldner, der seine Familie verloren hat, sich mächtige Kanonen schnappt und alle bestrafen will, die irgendwie damit zusammenhängen, das ist jetzt kein besonders aufregendes Konzept. Und auch Hawke schafft es nicht, aus der Figur etwas wirklich Relevantes herauszukitzeln, was man nicht von den ganzen anderen Filmen schon kennt. So wie eigentlich jeder, der hier durchs Bild läuft, allenfalls Erinnerungen an frühere Leinwandfiguren weckt, ohne selbst großartig in Erinnerung zu bleiben.

Dafür sind die Rahmenbedingungen anders, als wir sie in dem Bereich gewohnt ist. Ein Söldner, der eigentlich schon tot ist, nun aber noch mal 24 Stunden hat, bevor er dann richtig stirbt? Das klingt mehr nach einem Comic denn einem gewöhnlichen Filmvertreter. So wirklich viel holt das Drehbuchteam leider nicht aus dem Stoff heraus. Überlegungen bzw. eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit findet nicht statt. Es wird ja nicht einmal versucht, das Experiment und die Mittel in irgendeiner Form zu erklären.

Wettlauf gegen die Zeit
Immerhin sorgt das Szenario auf diese Weise aber dafür, dass hier wirklich mal Zeitdruck angesagt ist – und das ohne auf übliche Hilfsmittel wie tickende Bomben oder künstliche Deadlines zurückzugreifen. Nach 24 Stunden versagt der medizinische Eingriff und es bleibt zwangsläufig nur noch der Tod übrig. Für Trübsal oder längere Überlegungen ist an der Stelle keine Zeit. Hier gilt es schnell an Antworten zu kommen. Und was bietet sich da mehr an als ein umfangreiches Waffenarsenal? Wäre doch schade, das nicht zu nutzen.

Der Einsatz desselben sieht dann auch ganz passabel aus. Dass Regisseur Brian Smrz eigentlich aus dem Stuntman-Bereich kommt und dort einige Jahrzehnte Erfahrung angesammelt hat, das merkt man 24 Hours to Live an. Bei den Verfolgungsjagden scheppert es gehörig, bei den Schusswechseln fliegt einem doch so einiges um die Ohren. Sich so sehr auf diese Aspekte zu konzentrieren und den originellen Einstieg derart lieblos wieder fallenzulassen, das ist sicher sehr schade. Wer aber gar nicht so wahnsinnig viel Wert darauf legt, dass ein Film was zu erzählen hat und stattdessen lieber ein paar wuchtige Actionszenen sehen mag, der wird hier ganz ordentlich bedient.



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Stell dir vor, du bist tot und kannst noch einmal für 24 Stunden zurück ins Leben, was würdest du damit anfangen? Im Fall von „24 Hours to Live“ bedeutet das in erster Linie, alles und jeden niederzuballern, der mich in diese blöde Lage gebracht hat. Das ist einerseits eine ziemliche Verschwendung – von knapper Lebenszeit wie von einem originellen Szenario. Da Schusswechsel und Verfolgungsjagden aber routiniert in Szene gesetzt wurden, können Actionfreunde trotzdem reinschauen.
5
von 10