Lights of Kyoto

Lights of Kyoto

„Gyakkou no Koro“, Japan, 2017
Regie: Keiichi Kobayashi; Drehbuch: Keiichi Kobayashi; Vorlage: Katsuki Tanaka
Darsteller: Mahiro Takasugi, Wakana Aoi, Hiroya Shimizu, Aimi Satsukawa

Lights of Kyoto

Sommer in Kyoto. Es ist unerträglich heiß und das Zirpen der Zikaden ist fast das einzige, was Kyotos Geräuschkulisse Tag und Nacht ausmacht. Takatoyo Akata (Mahiro Takasugi) ist ein ganz normaler pubertierender Schüler. Unsicher, was er mit sich selbst anfangen soll, einerseits wissbegierig, andererseits lernfaul. Den Sommer verbringt er allein in einem Klassenzimmer, wo er Englischvokabeln lernt, von denen er jede einzelne wieder vergisst. Ganz im Gegensatz zu Kohei (Hiroya Shimizu), der als vielversprechendes Musiktalent die Schule abbricht und nach Tokyo geht, um richtig durchzustarten. Kurz wünscht sich Takatoyo zu sein wie er, dann reißt er sich wieder am Riemen und paukt in den Sommerferien durch, nur um im nächsten Moment lethargisch auf den Tatami-Matten in seinem Zimmer zu liegen. Daneben gibt es noch Mikoto Tachibana (Wakana Aoi), in die er sich verliebt, aber richtig zusammen sind sie irgendwie auch nicht… Typisch Teenager!

Kurz, aber langatmig
Mit gerade mal einer Stunde Laufzeit fällt Lights of Kyoto unter die mittellangen Filme. Die Story ist eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, beziehungsweise eher ein kurzer Ausschnitt aus dem pubertären Schulleben Takatoyos und basiert auf dem gleichnamigen Manga von Katsuki Tanaka, der bereits 1989 erschienen ist. Trotz der Kürze des Films ist er leider nicht kurzweilig, da er sehr langsam erzählt ist und einige Längen hat, die sich trotz der wohl absichtlich ruhigen Erzählweise nicht erschließen. Die interessantesten Momente ergeben sich für den Zuschauer, wenn Takatoyo im Voice Over spricht und wir explizite Einblicke in sein Denken bekommen.

Durch die schlecht genutzte Kürze des Films bleiben außerdem leider die anderen Charaktere auf der Strecke. In Takatoyo als Protagonist erhält der Zuschauer noch die meisten Einblicke. Vor allem aber Kohei bleibt nach nur wenigen Szenen unbeachtet, obwohl weitere Szenen mit ihm die Geschichte sicher bereichert hätten. Auch wenn Regisseur Keiichi Kobayashi bereits zwei Spielfilme gedreht hat, wirkt der Film technisch leider in der ersten Hälfte nicht sehr versiert, vor allem wenn Schnitte zwischen Einstellungen unrhythmisch gesetzt sind oder Einstellungsgrößen unpassend gewählt wirken.

Tierische Gastauftritte
Neben einer ein Mal auftauchenden animierten Katze und einer Eidechse gibt es außerdem noch eine Szene, in der animierte Figuren vor realem Hintergrund auftreten. Während der Einsatz der Katze leider völlig unmotiviert scheint, begründet sich der Einsatz der zweiten Szene auf ihre Verwendung als Rückblende und funktioniert durch ihre starke Visualität sehr gut. Leider verpasst es Kobayashi, daraus einen noch größeren Mehrwert für den Film zu generieren, indem er mehr Rückblenden einbaut oder weitere Motivation für den Einsatz von Animationen an mehr Stellen im Film findet. Da der Einsatz wohl in erster Linie auf die Mangavorlage zurückzuführen ist, hätten gerne noch mehr animierte Szenen im Film Platz finden dürfen.

Durch die Einteilung in drei Kapitel erhält der Film seine Struktur, die die klassische Dramaturgie ersetzt. Die daraus entstehende Ziellosigkeit und nicht wirklich vorhandene Motivation des Protagonisten spiegeln dabei gut das Gefühlsleben der meisten Teenager wieder. Durch das langsame Erzählen wird außerdem das typische Sommerloch widergespiegelt, wenn in den Sommerferien einfach nichts Spannendes passieren will.



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Takatoyo Akata ist gefangen im Sommerloch Kyotos und in seinem Teenager-Dasein. Er ist unzufrieden, faul, dann wieder fleißig, irgendwie vielleicht auch verliebt und prügelt sich. Der mittellange Film von Regisseur Keiichi Kobayashi folgt Takatoyo durch seine Sommerferien und erzählt von typischen Situationen, die wohl jeder in seiner Pubertät durchlebt. Trotz seiner Kürze ist der Film stellenweise etwas langatmig und bietet abgesehen von der Verwendung einer Animation als Rückblende keine dramaturgischen, technischen oder vor allem auch inhaltlichen Innovationen.
6
von 10