HANDS OF STONE
© Ascot Elite

Hands of Stone

„Hands of Stone“, USA/Panama, 2016
Regie: Jonathan Jakubowicz; Drehbuch: Jonathan Jakubowicz; Musik: Angelo Milli
Darsteller: Robert De Niro, Édgar RamírezAna de Armas

Hands of Stone
„Hands of Stone“ ist seit 20. April 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Mit vielen Boxkämpfern hat Ray Arcel (Robert De Niro) im Laufe seiner langen Trainerkarriere schon zusammengearbeitet. Ein Talent zu erkennen, das hat er während dieser Zeit gelernt. Und Roberto Durán (Edgar Ramírez) hat Talent, sehr viel sogar. Er soll Hände aus Stein haben, so heißt das. Doch die wollen erst noch richtig genutzt werden. Einfach ist das nicht, denn zumindest anfangs ist das Verhältnis zwischen Trainer und Sportler recht angespannt. Und auch wenn sich später Erfolge einstellen, sehr große sogar, kommt es immer wieder zu Konflikten – vor allem als Roberto eine folgenschwere Entscheidung trifft.

Eine Vorliebe für den Boxsport scheint er ja schon zu haben, der gute alte Robert De Niro. Unvergesslich ist sein oscarnominierter Auftritt in Wie ein wilder Stier, wo er den ehemaligen Weltmeister Jake LaMotta verkörperte. Mehr als 30 Jahre später spielte er in Zwei vom alten Schlag einen ehemaligen Boxer, der es noch einmal wissen will. In Hands of Stone begnügt er sich zwar mit einem Platz neben dem Ring, darf dafür als ebenfalls legendärer Trainer Arcel seine Kenntnisse mit dem jungen Talent und dem Publikum teilen.

Von den langweiligen Anfangsjahren
Dieses Talent ist nicht nur ein beliebiges: Fünf Mal errang der Panamaer den Weltmeistertitel, in vier verschiedenen Gewichtsklassen. Das muss man erst einmal schaffen. Hands of Stone interessiert sich aber gar nicht für diese ungewöhnlichen Klassenwechsel, sondern konzentriert sich auf die Anfangsjahre des Ausnahmesportlers. Und die sind leider so gar nicht ungewöhnlich. Der Junge aus den Slums, der Essen klaut, um seine Familie durchzubringen, der spätere Supermacho, der ebenso verbissen für die Liebe wie gegen seine Gegner kämpft, der ruhmreiche Underdog, das sind recht bekannte Stationen. Um nicht zu sagen: austauschbar.

Nun kann natürlich nicht jeder einen aufregenden Lebenslauf haben. Hands of Stone verpasst es jedoch, aus dem vorgegebenen Material etwas Spannendes herauszukitzeln. Aus der Figur Durán eine interessante Persönlichkeit zu machen, die mehr zu bieten hat als die Auszeichnungen. Ramírez (Carlos – Der Schakal, Girl on the Train) bringt sicherlich eine Menge Präsenz und Physis mit. Aber auch ihm gelingt es nicht, aus dem ihm angebotenen Stoff wirklich etwas zu machen. Gleiches gilt für Ana de Armas, die dessen Frau Felicidad verkörpert, letztendlich aber nie mehr sein als ein bisschen Hintergrunddeko im Leben des Boxers.

Das Leben ist mehr als nur Sport
Interessanter sind da schon die Themen, die der Film unterwegs immer mal wieder streift. Die Eigentumsverhältnisse des Panamakanals gehören dazu, der – anders als man vielleicht denken könnte – eben nicht Panama, sondern lange den USA gehörte. Damit verbunden sind allgemeine Ausführungen zu dem nicht immer ganz einfachen Verhältnis der beiden Länder, das sich in Durán als Sohn eines Amis spiegelt. Auch das Boxgeschäft als solches – man will ja schließlich Geld verdienen – wird angesprochen. Für Tiefe reicht aber der Platz nicht, wie bei den Figuren auch wird nur an der Oberfläche gekratzt.

Für Boxfans ist der kleine Einblick in die Anfangsjahre eines Jahrhundertsportlers natürlich trotzdem nicht ohne Reiz. Die Kämpfe selbst sind zwar nicht übermäßig mitreißend, erfüllen aber ihren Zweck. Gleiches gilt für die obligatorischen Texttafeln zum Schluss, die dem Vorangegangenen noch etwas mehr historischen Kontext geben. Wer kein glühender Anhänger dieses Sports ist, kann zwar trotz allem reinschauen, mehr als ein altmodisches, unambitioniertes Biopic springt dabei jedoch nicht heraus.



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„Hands of Stone“ erzählt von den Anfangsjahren eines legendären Boxers und seines ebenfalls berühmten Trainers. Das hört sich spannend an, ist es aber nur selten. Die Kämpfe sind eher zweckmäßig denn mitreißend, trotz der prominenten und zweifelsfrei talentierten Darsteller entwickeln die Figuren nicht genügend Profil, um als Porträt wirklich interessant zu sein. Sportfans schauen rein, der Rest verpasst nicht viel.
5
von 10