Der König von Berlin
© Constantin Film

Der König von Berlin

(OT: „Der König von Berlin“, Regie: Lars Kraume, Deutschland, 2017)

Der Koenig von Berlin
„Der König von Berlin“ ist seit 7. Dezember 2017 auf DVD erhältlich

Ein bisschen Großstadtluft schnuppern und dabei noch ein bisschen was lernen: Eigentlich hat sich Kommissar Carsten Lanner (Florian Lukas) auf die zweiwöchige Fortbildung in Berlin gefreut. Doch irgendwie scheint keiner den Kollegen aus dem beschaulichen Cloppenburg ernstnehmen zu wollen. Siehe sein aktueller Fall. Da entdeckt er eindeutige Hinweise, dass der Schädlingsbekämpfer Erwin Machalik ermordet wurde, doch Kriminalhauptkommissar Kolbe (Max Hopp) interessiert das alles nicht. Selbstmord war’s, basta! Während der Rest ihn ignoriert oder gar mobbt, hält immerhin Kollegin Carola Rimschow (Anna Fischer) zu ihm. Gemeinsam ermitteln sie weiter und stoßen dabei auf Toni Matthes (Marc Hosemann) und dessen Mutter Claire (Monika Hansen), die beide für Machalik arbeiteten. Wer könnte es auf den Unternehmer abgesehen haben? Und was hat es mit der plötzlichen Rattenplage auf sich?

Mehrere Bücher mit Kurzgeschichten hatte er veröffentlicht, viel für Magazine gearbeitet, hatte sich auch als Kabarettist einen Namen gemacht. Da war es höchste Zeit, dass Horst Evers sich einmal an einem ausgewachsenen Roman versuchte. „Der König von Berlin“ hieß es und war relativ erfolgreich dabei, die kleinen Anekdoten und schrulligen Figuren in einen etwas größeren Rahmen zu packen. Offensichtlich auch erfolgreich genug, um eine Adaption fürs Fernsehen in Angriff zu nehmen. Das Drehbuch stammte dabei jedoch nicht von Evers selbst, sondern von Regisseur Lars Kraume. Der kennt sich mit TV-Filmen aus, gerade auch mit etwas dunkleren Stoffen – siehe Terror – Ihr Urteil und Dengler – Die schützende Hand. Keine ganz unpassende Wahl also, wenn es darum geht, einen grausigen Mord aufzuklären. Theoretisch.

Ein Mordsspaß
Nun ist Der König von Berlin aber eben nur zum Teil ein Krimi. Natürlich beginnt die Geschichte mit einem Mord, das Buch handelt in erster Linie von dem Versuch, den Fall zu lösen. Aber wie von Evers zu erwarten war, ist das nur ein Mittel zum Zweck, sein humoristisches Talent unter Beweis zu stellen. Das kommt prinzipiell auch in dem Film zum Tragen. Die Idee eines Rattenimperiums ist beispielsweise so absurd, dass dies in jeder Form lustig bleibt. Und auch die Figuren haben sich ihre Schrullen und Macken behalten, da läuft kaum einer herum, den man tatsächlich ernstnehmen wollte.

Und doch war die Handlung an sich eben zweitrangig. Wichtiger war bei dem Sprachakrobaten der Wortwitz, den er in seiner schreibenden Karriere kontinuierlich verfeinert hat. Ein solcher lässt sich aber nur schlecht in Bilder umsetzen, wie auch Ein Mann namens Ove kürzlich bewiesen hat – es kommt eben nicht nur auf das „was“ an, sondern auch das „wie“. Nimmt man dies weg, bleibt ein dünner Plot, eine willkürliche und überhastete Ermittlung sowie diverse Elemente, die im Nichts verschwinden. Auch wenn die Geschichte originell ist und diverse Wendungen im Gepäck hat, als tatsächlicher Krimi ist Der König von Berlin kaum zu gebrauchen.

Idioten vom Dienst
Besser fährt, wer von vornherein eher eine Komödie erwartet. Denn in der Hinsicht wird schon mehr geboten. Die Schauspieler lassen die Gelegenheit nicht ungenutzt, ihre als Karikaturen ausgelegten Rollen komplett auszuschöpfen. Anna Fischer (Heiter bis wolkig) ist als Schrecken der Straße beispielsweise immer für einen Lacher gut. Marc Hosemann (Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt) als Pseudo-Osteuropäer ebenso. Absolute Szenendiebin ist aber Carmen-Maja Antoni, die als Hausangestellte ständig in die Ermittlung hineinpfuscht. Andere Einfälle gehen weniger gut aus, da wird es teilweise schon ziemlich albern, auf eine altmodische Weise zudem. Trotz der kleinen Längen, die sich vor allem in der zweiten Hälfte bemerkbar machen, ist der Fernsehfilm, der auf dem Filmfest München 2017 debütierte, aber eine insgesamt spaßige Angelegenheit, um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben.



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Hilfe, die Ratten sind los! „Der König von Berlin“ kombiniert wie schon die Romanvorlage ein ungewöhnliches Krimiszenario mit viel Humor. Letzterer kommt im Film weniger gut hervor, da der Sprachwitz sich schlecht übertragen ließ. Trotz kleinerer Längen ist die TV-Produktion aber ganz amüsant, auch der spielfreudigen Darsteller wegen, die aus fast jeder Figur eine Farce machen.
6
von 10