Pet Shop of Horrors

(OT: „Pet Shop of Horrors“, Regie: Toshio Hirata, Japan, 1999)

Pet Shop of HorrorsEs ist schon ein sehr exklusiver Laden, den Graf D. da führt. Denn auch wenn er immer wieder betont, nur Haustiere zu verkaufen, so sind es doch ganz besondere Haustiere. Und ziemlich anspruchsvolle. Jedes seiner Fabelwesen kommt mit speziellen Regeln, welche die neuen Eigentümer zu beachten haben. Tun sie das nicht, übernehme D. keine Verantwortung für die Folgen. Des Öfteren kommt es auf diese Weise vor, dass seine unvorsichtigen Kunden ein vorzeitiger Tod ereilt. Zu oft, wenn es nach Polizist Leon Orcot geht, der hinter dem unscheinbaren Tierladen etwas anderes vermutet. Eine Reihe seltsamer Todesfälle? Das kann nicht mit rechten Dingen zu sich gehen. Und so stattet er regelmäßig dem exzentrischen Inhaber einen Besuch ab, lernt ihn mit der Zeit näher kennen, immer in dem Bestreben, hinter das Geheimnis des Shops zu kommen.

Drei Regeln, die es zu beachten gibt, sonst geht das mit deinem neuen Haustier böse aus – da braucht es keine sonderlich große Filmkenntnisse, um an Gremlins zu denken. Damals verwandelte sich das nicht artgerecht gehaltene, putzige Gizmo in hässliche und brutale Monster. Das ist bei Pet Shop of Horrors, welches auf einem Manga von Matsuri Akino basiert, recht ähnlich. Um eine reine Kopie handelt es sich bei der Vorlage bzw. auch der Animeumsetzung jedoch nicht, da der Japaner aus einer ähnlichen Situation andere Schlüsse gezogen hat.

Mord und Tragik
Zunächst einmal wären da die Monster selbst. Bei der ersten der vier Folgen kommt ein Kaninchen vor, das die Gestalt eines Menschen annehmen kann – inklusive einer Anspielung an Alice im Wunderland. Die drei weiteren sind der großen, weiten Fabelwelt entnommen, enthalten Figuren aus der griechischen Mythologie, aber auch aus dem heimischen Fundus. Wichtiger noch ist aber, dass sie nicht aus Grausamkeit oder purer Spielfreude das Ende ihrer Herrchen und Frauchen herbeiführen oder wahllos durch die Gegend morden. Vielmehr sind sie Teil einer persönlichen Geschichte, kein Tier landete zufällig im Haus der jeweiligen Besitzer.

Jede der vier Episoden ist dabei anderen Protagonisten gewidmet, menschlichen wie tierischen. Monster of the Week könnte man zu dem Konzept sagen. Treffender wäre aber Drama of the Week. Vergleichbar zu Vampire Princess Miyu werden hier Horror und tragische Geschichten miteinander verknüpft. Verlust und Trauer sind oft die Motoren der Menschen, welche sie in den kleinen Laden geführt haben. Das macht sie zwar nicht unbedingt immer sympathisch, aber doch immerhin nachvollziehbar. Anders als bei so manchem Slasher-Streifen feuert man hier nicht die Monster an, endlich loszuschlagen. Die ganz große Abwechslung bringt das jedoch nicht mit sich. Während die Monster schön variantenreich sind, ähneln sich zumindest die ersten vier Geschichten inahltlich doch stark. Nur bei der letzten wird die Figurenkonstellation noch einmal überarbeitet. Spannend ist die Mangaadaption daher auch nicht so recht, man weiß eigentlich immer, was als nächstes passiert.

Weniger wäre mehr gewesen
Und auch bei der Rahmenhandlung wäre mehr drin gewesen. Erneut liegt der Vergleich zu Miyu nahe. Während dort Medium und Vampir aber immer stärker zusammenfanden, regiert bei Pet Shop of Horrors der Status Quo. Entwicklung ist in der Formel nicht vorgesehen, interessant ist ohnehin keiner der beiden Dauercharaktere. D. ist ein betont weiblicher Schönling, wie man ihn in Mangas und Animes oft vorfindet, mit einer dezent lächerlichen Vorliebe für Süßspeisen. Leon wiederum ist ein stereotyper Cop, der besessen von diesem einen Fall ist. Man hätte auf diese Bindeglied lieber gleich ganz verzichtet und eine reine Anthologie à la Geschichten aus der Gruft oder Monsters daraus gemacht.

Atmosphärisch ist die vom Animationshaus Madhouse (Boogiepop Phantom, Wicked City) produzierte Mini-Serie nämlich allemal. Beeindruckende Effekte gibt es hier keine, selbst für einen Anime aus dem Jahr 1999 ist das erstaunlich altmodisch. Aber es passt irgendwie zu dem Inhalt, der an frühe Schauermärchen erinnert, auch zu dem traditionsbewussten Chinatown, in dem der Tierladen steht. Das hätte gut und gern aus den 80ern stammen können und hat auch den Charme der damaligen Werke. Wer diese mochte, kann sich den ziemlich günstigen UK-Import zulegen, eine deutsche Fassung ist bis heute nicht erschienen.



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Ein mysteriöser Laden voller Fabelwesen, ein hartnäckiger Cop und viele traurige Schicksale – das ist der Stoff, aus dem „Pet Shop of Horrors“ gemacht ist. Das ist insgesamt altmodisch-atmosphärisch, streckenweise auch ziemlich traurig. Die Spannung ist aufgrund des sehr formelhaften Aufbaus jedoch eher gering, die Rahmenhandlung zudem völlig überflüssig.
6
von 10