Dragon Nest
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Dragon Nest – Die Chroniken von Altera

(OT: „Lóng zhī gǔ·pòxiǎo qíbīng“, Regie: Yuefeng Song, China, 2014)

Dragon Nest
„Dragon Nest – Die Chroniken von Altera“ ist seit 25. August 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Jahrzehnte sind inzwischen vergangen, seitdem die Menschen und die Elfen gemeinsam den Schwarzen Drachen sowie zahllose andere Monster in die dunklen Berge vertrieben haben. Friede herrschte seither in dem Land Altera. Oder so dachte man zumindest. Doch unbemerkt von dem wachen Auge der Sieger haben sich die Bestien zusammengerottet und planen, das Land zurückzuerobern. Von der Allianz von einst ist zudem nur wenig geblieben: Menschen und Elfen gehen heute getrennte Wege. Nun liegt es an einer kleinen Gruppe von Abenteurern, darunter der junge Lambert und die Elfin Liya, das drohende Unglück noch zu verhindern. Und die Zeit drängt, denn ihre Gegner haben es auf einen Kristall abgesehen, der ihnen die Macht über die gesamte Welt verleihen würde.

Chinesische Animationsfilme in Deutschland als Nische bezeichnen zu wollen, wäre noch sehr geschmeichelt. Die Serie Shaolin Wuzang war so ziemlich das einzige animierte Werk aus dem Reich der Mitte, welches es in den letzten Jahren hierhergeschafft hat. Und das war nicht mal rein chinesisch, sondern vielmehr eine Co-Produktion mit Frankreich. Ansonsten musste man auf Filmfeste ausweichen, wo immerhin Big Fish & Begonia sowie Have a Nice Day zu sehen waren. Filme, die neugierig darauf machen, welche Schätze im fernen Osten sonst noch so verborgen sein könnten.

Fantasy nach dem üblichen Muster
Aber auch mit denen ist Dragon Nest kaum zu vergleichen. Denn hier muss man schon wissen, woher der Film kommt, erraten würde es wohl kaum einer. Wobei, zu 100 % chinesisch ist er ohnehin nicht. Vielmehr liefert das bekannte Computer spiel „Dragon Nest“ Dragon Nest die Vorlage hierzu. Und das stammt nun mal aus Korea. Inhaltlich wiederum orientierte man sich schwer am Westen – Elfen, Zauberer, Drachen, das ist klassisches Fantasymaterial, wie es nicht nur bei Herr der Ringe Standard ist. Größere Eingewöhnungsphasen braucht es da nicht, die Exotik hält sich in Grenzen. Und auch Kenntnisse über das Spiel sind nicht vorausgesetzt, da der Film 50 Jahre zuvor spielt.

Anspruchsvoll ist die Geschichte aber so oder so nicht. Die Einteilung in gut und böse ist sehr eindeutig, der „Twist“ über einen nur dem Anschein nach heldenhaften Mitglied der Truppe wird gleich zu Beginn vorweggenommen. Zum Ende hin wird doch noch mal ein bisschen mit Grautönen gespielt, ohne aber dass dem Publikum wirklich viel dabei abverlangt würde. Stattdessen ist Dragon Nest ein klassisches Abenteuer, in dem sich verschiedene Helden zusammentun, um gemeinsam auszuziehen, Gefahren zu überwinden und einen mächtigen Gegner zu besiegen. Wie Record of Lodoss War, nur etwas jugendlicher und mit CGI-Optik statt Zeichentrick.

Nichtssagende Puppen in effektvollen Kämpfen
Die Figuren bleiben dabei weitestgehend blass und ohne größere Entwicklung, von einigen weiß man bis zum Schluss nicht, wer sie eigentlich sein sollen. Lediglich die amouröse Annäherung von Lambert und Liya bringt etwas Dynamik ins Spiel, wird zum Schluss zudem für die Zuspitzung missbraucht. Spannend ist das weniger, aber doch recht unterhaltsam. Zudem sieht Dragon Nest deutlich besser aus, als man erwarten durfte. Wer etwa visuelle Verbrechen wie 3 Little Pigs and the Magic Lamp gewohnt ist, würde kaum glauben, dass beide Filme aus China stammen. Die Designs sind etwas gewöhnungsbedürftig, gerade Lambert sieht eher wie eine Puppe denn wie ein Mensch aus. Dafür aber gibt es reichlich Effekte, wenn sich die Helden in einen neuen Kampf stürzen. Da diese zudem über vielfältige Kräfte verfügen, die gerade in den turbulenteren Momenten gut in Szene gesetzt werden, ist der Animationsfilm für Fantasyfans tatsächlich einen Blick wert.



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Fantasy made in China, made in Korea, made in Europe. Man sieht der Computerspiel-Adaption „Dragon Nest“ kaum an, dass sie fernöstliche Wurzeln hat. Und auch die blassen Figuren tragen dazu bei, dass der Film kaum Individualität entwickelt. Dafür ist er hübsch anzusehen, auch der effektvollen Kämpfe wegen ist das hier für Fantasyfilms nicht die schlechteste Wahl.
6
von 10