I Married a Strange Person

I Married a Strange Person!

(OT: „I Married a Strange Person!“, Regie: Bill Plympton, USA, 1997)

I Married a Strange PersonWer mit Bill Plympton auf eine Reise geht, der sollte sich darauf gefasst machen, unterwegs eine menge komischer Dinge zu sehen – in mehrfacher Hinsicht. In Mutant Aliens bekamen die Menschen außerirdischen und höchst außergewöhnlichen Besuch aus dem Weltall. In Idiots and Angels erzählte er die Geschichte eines wenig engelhaften Engels. Im Vergleich dazu wirkt sein älterer Film I Married a Strange Person! geradezu harmlos: Eine Frau wundert sich, was aus dem Mann geworden ist, den sie mal geheiratet hat. Der würde sich immer seltsamer verhalten. „Is he a robot? The Antichrist? A space alien?“, wundert sich Karen, die seit Jahren ihr Leben mit Grant das Leben teilt. Bis sie entsetzt feststellt: „It’s worse than I thought. He’s working for the government.“

Schon diese Passage zeigt, dass das erstaunlich alltägliche Thema dann aber doch nicht so ganz ernstgenommen wird. Dafür gefällt sich Plympton zu sehr als Verbreiter eines Humors, der ebenso stark im Derben wie im Grotesken verwurzelt ist. Mit zwei kopulierenden Enten beginnt sein Werk. Die sind gerade so sehr mit sich und zu befriedigenden Gelüsten beschäftigt, dass sie die Satellitenanlage von Grant und Kelly doch glatt übersehen. Der etwas unsanfte Aufprall führt dazu, dass Kent eine große Dosis elektrischer Wellen abbekommt und infolgedessen Fantasien in die Realität umsetzen kann. Seine eigenen zumindest.

Viele Wege führen in den Irrsinn
Man könnte I Married a Strange Person! also als Komödie darüber auffassen, wie gefährlich unsere geheimen Wünschen sind. Als Satire über große Unternehmen voller schwarz gekleideter Männer – denn die wollen Grants neue Fähigkeiten für sich gewinnen. Oder auch als Überlegung, wie fremd uns vertraute Menschen mit den Jahren werden. Man kann all diese schlauen Gedanken aber auch lassen. Denn so richtig sicher ist es nicht, dass Plympton mit dem Film wirklich etwas sagen wollte. Oftmals überwiegt der Eindruck, der Altmeister des etwas anderen Animationsfilms missbraucht seinen ungewöhnlichen Helden selbst nur dafür, seine ganzen verrückten Ideen in einen Film zu packen.

Tatsächlich gibt es auch eine ganze Menge zu sehen: Der Gewinner des großen Preises 1998 beim Animationsfestival in Annecy steht nie still, ständig passiert etwas. Mal werden alltägliche Ereignisse wie Fussel im Bauchnabel auf wahnwitzige Weise erklärt. Oft kann man sich aber gar nicht sicher sein, was Plympton denn da ganz genau erzählt, wenn er wieder einen seiner kreativen Höhenflüge hat. Phasenweise ist das spannend, witzig, verstörend, unterhaltsam. Das Problem hierbei ist jedoch, dass aufgrund des fehlenden roten Fadens zu schnell auch Ermüdungserscheinungen auftreten. Was beim ersten Mal noch vor den Kopf stößt, ist beim zweiten Mal schon nicht mehr so eindrucksvoll. Mit einer Laufzeit von 74 Minuten ist I Married a Strange Person! eigentlich recht kurz, aber am Ende doch zu lang – ein narrativer Kurzfilm, der nicht weiß, wann er aufhören soll.

In kleinen Dosen spannend, auf Dauer zu wenig
Aber das plagt ja des Öfteren die Werke von Plympton: Man hat sich recht schnell an ihnen sattgesehen. Verstärkend kommt hinzu, dass er nicht die ganz großen visuellen Leckerbissen bereithält. Sicher ist es beeindruckend, was er ganz alleine da regelmäßig produziert, zumal die Werke wenig mit üblichen Zeichentrickfilmen zu tun haben. Die Zeichnungen und Animationen sind aber ebenso grob wie der Humor, sehen oft auch zu ähnlich aus. Insgesamt ist I Married a Strange Person! dann auch einer der schwächeren Filme des Amerikaners. Wer sich aber an animiertem Wahnsinn erfreut, der könnte es dennoch mal hiermit versuchen, muss aber eventuell ein wenig tiefer in die Tasche greifen: In Deutschland ist der Film nie erschienen, auch die US-Version ist nur noch antiquarisch zu bekommen.



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Wo Bill Plympton draufsteht, da ist auch Bill Plympton drin. Man könnte in die Geschichte von „I Married a Strange Person!“ eine ganze Menge reininterpretieren. Im Grunde läuft es aber auf eine Ansammlung bizarr-derber Ereignisse hinaus, die ohne roten Faden aufeinander folgen. Das ist in Dosen sehr unterhaltsam, als ganzer Film jedoch eher ermüdend.
6
von 10