Shakespeare für Anfänger
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Shakespeare für Anfänger

(„The Carer“ directed by János Edelényi, 2016)

Shakespeare fuer Anfaenger
„Shakespeare für Anfänger“ ist seit 8. Juni 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Mit seinen Shakespeare-Darstellungen machte sich Sir Michael Gifford (Brian Cox) während seines schauspielerischen Zenits einen Namen. Das Publikum lag ihm zu Füßen und er lebte seinen Traum auf den Bühnen des Landes. Seit seiner Parkinson-Erkrankung ist von der einstigen Leidenschaft nicht mehr viel übrig geblieben. Er versinkt im Selbstmitleid und alltäglichen Wutausbrüchen, unter denen seine Mitmenschen zu leiden haben. Gerade seine Tochter Sophia (Emilia Fox), die für ihn nach einer Pflegekraft sucht, steht kurz vor der Verzweiflung. In einem letzten Versuch stellt sie die junge Ungarin Dorrotya (Coco König) ein. Die ist frech, furchtlos und verdammt dickköpfig – genau wie ihr Patient. Beide verbindet jedoch nicht nur ein loses Mundwerk, sondern auch eine innige Leidenschaft für das Theater. Dadurch entwickelt sich eine Freundschaft, die ihm aus seinem alltäglichen Trott hilft und ihr den eigenen Traum im Scheinwerferlicht ein klein wenig näher bringt.

Zwei Personen, die an unterschiedlichen Lebenspunkten auf einander treffen und das Leben des anderen grundlegend verändern. Je drastischer dieser Unterschied desto imposanter. Ziemlich beste Freunde (2011) dürfte der wohl erfolgreichste Ableger dieser Drehbuchgrundlage der letzten Jahre sein, bei der das persönliche Glück in der Nächstenliebe verborgen liegt. Es folgten etliche Nachahmer und wer nicht an den Erfolg anknüpfen konnte, wurde sogleich wieder vergessen. Meist behalf man sich eines schwerstbehinderten Protagonisten und stellte ihm einen konträren Gegenpart zur Seite. Mal ein Drama, eine Komödie oder gar eine Romanze, wie in Ein ganzes halbes Jahr (2016), aber eben oftmals leblos und ohne neue Impulse. Mit Shakespeare für Anfänger wagt sich Regisseur János Edelényi nach einer langjährigen Pause deshalb auf bekannte Filmbühnen, die Basis für ein unterhaltsames Comeback mit Gefühlseinlagen geben, aber wenig Spielraum für einfallslose Kompromisse lassen.

Alles nur Theater … zum Glück
Kopie oder keine Kopie, das ist hier die Frage! Zugegebenermaßen sind Parallelen zu gleichartigen Werken gerade zu Beginn nicht von der Hand zu weisen. Ein miesepetriger, reicher und vom Parkinson gebeutelter Sir Michael trifft auf eine vorlaute Dorrotya, die ihn zwar respektiert, es trotzdem gar nicht erwarten kann, eines Tages selber ihren Stempel auf der Theaterwelt zu hinterlassen. Das erste Treffen verläuft wie erwartet bescheiden und alles deutet auf eine abruptes Ende des Arbeitsverhältnis hin. Es folgt ein intimer Moment, in dem er am Tiefpunkt ankommt und sie die Möglichkeit erhält, sein Vertrauen zu erlangen. So weit, so gesehen. Hier enden allerdings die üblichen Verdächtigen und Gemeinsamkeiten zu genannten Titeln. Besonders die Liebe zum Theater ist es, die dem Duo seine charakteristische Wertschätzung für einander verleiht und im täglichen Kampf gegen die bislang unheilbare Krankheit die Oberhand behält.

Er, sie, es geht doch
Über allem erhaben steht ein herausragender Brian Cox (Churchill), der die Rolle des erkrankten Shakespeare-Darstellers zur Perfektion durch alle Facetten der menschlichen Emotion führt und selbst in den trübsinnigsten Momenten noch einen Funken der Hoffnung durchschimmern lässt. Ihm gegenüber befindet sich mit Coco König (Die Räuber) eine talentierte Jungdarstellerin, die noch am Anfang ihrer Karriere steht, sich davon aber zu keinem Zeitpunkt beirren lässt. Dabei ist es nicht nur die herzliche Darbietung der Protagonisten, sondern das rundum gelungene Ensemble an Nebenschauspielern, welches der Geschichte ihre würdige Resonanz einverleibt. Von persönlichen Tiefen in die höchsten Höhen, vom Patienten und Pflegerin zum Mentor und Schülerin, nur um am Ende als Freunde auf einer Augenhöhe zu triumphieren. Ein kunstvoller Akt der Sonderklasse!



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Ein greifbares Drama, dass durch seine authentische Art und herzerwärmende Erzählung die Freundschaft zweier Menschen und ihrer Liebe zum Theater mit Bravour einfängt.
8
von 10