Tokyo Ghoul Root A
© Sui Ishida/Shueisha,Tokyo Ghoul Production Committee

(„Tokyo Ghoul √A“ directed by Shuhei Morita, 2015)

Tokyo Ghoul Root A Vol 1
„Tokyo Ghoul √A“ ist auf vier Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Seine Begegnung mit Jason vom Phönixbaum, die Folter, die er dabei ertragen musste, hat alles für Ken Kaneki geändert. Nicht nur, dass sein Aussehen sich gewandelt hat, er nun mit schneeweißen Haaren durch die Straßen Tokyos läuft, er hat auch seine innere Ghul-Hälfte angenommen und beschlossen, diese zum Schutz seiner Freunde einzusetzen. Und die können jeden Schutz gebrauchen, schließlich hat die Anti-Ghoul-Einheit CCG die Spur von Yoshimura aufgenommen, der mächtigen „Einäugigen Eule“. Das wiederum bringt nicht nur Kens ehemaligen Mentor in Gefahr, sondern auch alle anderen Ghule, die in dessen Café Antik Zuflucht gefunden haben.

14 Mangabände in 12 Episoden zusammenfassen zu wollen, das darf man ambitioniert nennen. Oder auch fahrlässig. Fans von Sui Ishidas Vorlage waren von der Animeadaption Tokyo Ghoul dann auch eher wenig begeistert. Regisseur Shuhei Morita (Kakurenbo) und Drehbuchautor Chūji Mikasano hatten das Material so stark zusammengekürzt, dass das Original kaum noch wiederzuerkennen war. Die Pein von Kaneki, der plötzlich zwischen der Welt der Menschen und der der Ghule gefangen war, bot zwar interessante Ansätze, die aber aus Platzgründen kaum ausgearbeitet werden konnten.

Bei Tokyo Ghoul √A – alternativ Tokyo Ghoul Root A – sollte dann alles anders werden, schließlich wurde hier eine neue, nur fürs Fernsehen geschriebene Geschichte erzählt. Anders ist der Nachfolger, ja, aber nicht unbedingt besser. Im Gegenteil. Anstatt weiter von den seelischen Qualen Kanekis zu berichten, darf nun vor allem Kämpfen zwischen Menschen und Ghulen zugeschaut werden. Wahlweise auch Kämpfen zwischen Ghulen, denn die Bandenkriege haben hier eine neue Dimension erreicht. Kaneki selbst hält sich nun auffallend zurück: Nicht nur, dass er deutlich distanzierter auftritt, ihn nichts mehr aus der Ruhe bringt, er spielt für die Geschichte eine fast schon erschreckend geringe Rolle.

Stattdessen rücken andere Figuren in den Vordergrund, vor allem die Ermittler des CCG. Dass diese von tragischen Schicksalen geplagt werden, dürfte niemanden überraschen, bei Tokyo Ghoul wird keiner verschont, kein Mensch, kein Ghul. Falls es das Ziel von Mikasano war, der dieses Mal erneut für den Inhalt verantwortlich ist, einem die Charaktere dadurch näher am Herzen zu platzieren, sie fühlbar zu machen, dann hat er dieses verfehlt. Erneut laufen hier zu viele Leute herum, bleibt bei nur zwölf Episoden nicht genügend Zeit, hier auch mal jemandem wirklich etwas Tiefe zu geben. Wie auch, wenn alle paar Minuten wieder zu den Waffen gegriffen wird, um das nach Blut lechzende Publikum bei der Stange zu halten?

Die actionlastigere Neuausrichtung kann man mögen, muss man aber nicht. Vor allem nicht, wenn das Ergebnis so mäßig präsentiert wird wie hier. Hauruckanimationen treffen auf meist sehr sparsam gestaltete Hintergründe, von den zahlreichen Effekten einmal abgesehen ist Tokyo Ghoul √A über weite Strecken ein Desaster – da hat sich das Animationsstudio Pierrot (NarutoNils Holgersson) wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Kaschiert werden soll das durch den äußerst freigiebigen Griff ins Digitalblut und Figuren, denen der Wahnsinn ins Gesicht geschrieben steht. Wirklich funktionieren tut das nicht, an Stelle der düsteren Atmosphäre wird es maximal unfreiwillig komisch, gerade auch der grotesken Waffen wegen, die es mit denen aus Akame ga Kill! aufnehmen können. Nur dass sich hier jeder viel zu ernst nimmt.  Erst zum Ende hin fängt sich die Serie wieder, ein paar atmosphärische Bilder des winterlichen Tokyo stimmen das Auge gnädig, auch die große Endschlacht kann sich – trotz der noch immer suboptimalen Animationen – sehen lassen. Aber das reicht nicht, um den doch sehr langweiligen bis ärgerlichen Rest wirklich ausgleichen zu können, die zweite Staffel bringt statt der erhofften Verbesserungen nur Verschlimmerungen mit sich.



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Nach der von Fans kritisch aufgenommenen ersten Staffel sollte es die TV-Neuentwicklung „Tokyo Ghoul √A“ besser machen. Stattdessen enttäuscht die Serie umso mehr: Der interessante Konflikt von Kaneki wurde aufgegeben, dafür wird hier vor allem gekämpft, was aufgrund der schwachen Optik aber nach hinten losgeht.
4
von 10