Erloesung
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(„Flaskepost fra P“ directed by Hans Petter Moland, 2016)

Erloesung
„Erlösung“ läuft ab 9. Juni im Kino

Man könnte es für einen Scherz halten, einen ungewöhnlichen, vielleicht sogar kranken Scherz: Als eine mehrere Jahre alte Flaschenpost im dänischen Sonderdezernat Q auftaucht, welches sich um lang zurückliegende, ungelöste Fälle kümmert, weiß keiner so recht, was mit dieser anzufangen ist. Der Schreiber erklärt darin, gefangengehalten zu werden, wie so viele Kinder zuvor auch, und Hilfe zu brauchen. Wäre der Brief nicht mit Menschenblut geschrieben, die Versuchung wäre wohl groß gewesen, den Vorfall zu ignorieren. So aber machen sich Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und Assad (Fares Fares) an die Arbeit, den Fall zu rekonstruieren. Dabei ahnen sie nicht, dass dies nur der Anfang ist, denn zeitgleich wird ein Geschwisterpaar von dem Missionar Johannes (Pål Sverre Hagen) entführt. Und das kann kein Zufall sein.

Es ist doch irgendwie schön, wenn auf manche Sachen Verlass ist: Nach Erbarmen und Schändung kommt mit Erlösung nun schon das dritte Jahr in Folge eine Verfilmung von Jussi Adler-Olsens Bestsellern in die Kinos, die nicht nur so ähnlich klingt wie die Vorgänger, sondern sich auch eng an das hält, was die Reihe so erfolgreich macht. Zwar nahm beim neuerlichen Auftritt der Sonderermittler erstmals der Norweger Hans Petter Moland (Einer nach dem anderen) auf dem Regiestuhl Platz, an Besetzung und Machart hat sich jedoch nichts geändert. Fans bekommen deshalb auch beim dritten Fall das geboten, was sie schon immer an der Reihe schätzten: düstere Bilder, angeknackste Polizisten und ein Wettlauf gegen die Zeit.

Hobby-Spürnasen bekommen hingegen auch bei Erlösung weniger zu tun. Früher noch als letztes Jahr bei Schändung steht hier bald fest, wer der Täter ist. Während die Ermittler noch im Dunkeln tappen durften die Zuschauer dem Entführer schon über die Schulter schauen. Die Frage ist also nicht, wer hier was getan hat, auch nicht ob der Schuldige geschnappt wird, sondern wie sie ihn finden und welchen Schaden er zuvor angerichtet hat. Der erste Punkt ist dabei der weniger befriedigende Punkt, denn sowohl die Tätersuche wie auch dessen Verfolgung erfordert vom Publikum die Fähigkeit, über Gezeigtes nicht weiter nachzudenken: Der Film ist in den besseren Momenten nicht nachvollziehbar, in den schlechteren völlig abstrus.

Dennoch ist die Jagd auf den Täter ungemein spannend, was in erster Linie der abgründigen Atmosphäre sowie der bemerkenswerten Brutalität geschuldet ist. Zudem wurde mit Pål Sverre Valheim Hagen der passende Darsteller gefunden: Der vor allem aus Kon-Tiki bekannte Norweger lässt einen mit seiner Mischung aus Kaltblütigkeit und schwiegermutterkompatiblen Aussehen etwas unruhig auf dem Kinosessel hin und her rutschen. Schade nur, dass die Figur selbst dabei keine echte Tiefe gewinnt. Mit ein paar Rückblenden wird zwar aus seinem Leben erzählt und sein Werdegang zum Massenmörder aufgezeichnet, doch das ist ebenso mühsam wie belanglos, die blutrote Spur ist der einzige Farbtupfer des ansonsten recht blassen Charakters.

Besser sieht es da schon zwischen den beiden Ermittlern aus, dessen Miteinander von Anfang an zu den Stärken der Reihe zählte. Auf die eher jumorvollen Auseinandersetzungen müssen wir inzwischen zwar verzichten, passend zum Ton des Films wurde es auch hier düsterer. Aber nicht minder kontrastreich: Wenn der vom Leben und der Arbeit gezeichnete Mørck und der unverbesserliche Optimist Assad aufeinandertreffen und über Gott und die Welt reden – im wahrsten Sinne des Wortes –, dann gewinnt Erlösung sogar eine ziemlich existenzielle Note, die gut zum Ambiente passt und einen auch den nicht ganz so interessanten Fall vergessen lässt.



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Der dritte Falls des dänischen Ermittlerduos ist erneut betont düster gehalten, profitiert dabei von einer ebenso spannenden wie blutigen Jagd auf den Täter und dem abgründigen Ambiente. Dafür muss man bei der Glaubwürdigkeit Abstriche machen, Geschichte und Figuren sind zudem nur manchmal interessant.
6
von 10