Mini Goettinnen
© 1998 Kosuke Fujishima/Kodansha Ltd./PONY CANYON

(„Aa! Megami-sama! Chicchaitte Koto wa Benri da ne“ directed by Hiroko Kazui, Yasuhiro Matsumura, 1997-1999)

Mini GoettinnenKlein, aber oho! Auch wenn die drei göttlichen Schwestern Belldandy, Urd und Skuld in ihrer Freizeit gerne in einer Miniaturausgabe durchs Leben wandern, ihre magischen Fähigkeiten sind dadurch nicht weniger geworden. Und auch nicht das Chaos. Ständig passiert etwas, das alles durcheinanderwirbelt, an jeder Ecke wartet im Tempel ein neues verrücktes Abenteuer auf das Trio, sowie auf Gan-chan, die verfressene Ratte, mit der sie sich ihr Domizil teilen.

Wer den Originalmanga „Oh! My Goddess“ von Kōsuke Fujishima kennt, der wird auch schon über die Mini-Göttinnen gestolpert sein. In regelmäßigen Abständen wird das Hauptgeschehen durch einzelne Comicpanels unterbrochen, in denen die stark zusammengeschrumpften Damen kleine große Abenteuer erleben. Die sind meistens völlig unabhängig voneinander, ohne echte Kontinuität, beziehen sich auch kaum auf die eigentliche Geschichte des Mangas. Und das gilt dann auch für TV-Adaption, die von 1997 bis 1999 entstanden ist. Das geht so weit, dass der ursprüngliche Protagonist Keiichi Morisato, ein Student, der mit den Göttinnen zusammenwohnt, keinen Auftritt hat, allenfalls hin und wieder mal als Stimme zu hören ist.

Damit einher geht auch eine deutliche Verschiebung des inhaltlichen Fokus. Konzentrierte sich die erste Adaption des Mangas (Oh! My Goddess) auf die romantischen Aspekte, wenn Keiichi und Belldandy sich langsam näherkommen, ist Mini-Göttinnen eine (fast) reine Komödie. Von einer wundervollen melancholischen Episode namens Ein Tag im Regen einmal abgesehen ist die Aufgabe der Serie klar: den Zuschauer zum Lachen bringen! Das gelingt ihr mal besser, mal schlechter. Am unterhaltsamsten ist der Anime, wenn er sich kopfüber in die Absurdität stürzt, Gan-chan etwa gleich zu Beginn mit einer Teekanne verheiratet werden soll. Sehr schön ist auch, wenn die Serie ihre parodistische Ader entdeckt: Ob es nun Anspielungen auf Godzilla oder Galaxy Express 999 sind oder in Raumschiff Lavamat die vierte Wand durchbrochen wird, da sind schon einige sehr witzige Einfälle dabei. Meistens aber ist der Humor doch recht albern, man merkt dem actionreichen Slapstick an, dass er eher für ein jüngeres Publikum gedacht ist.

Sympathisch bleibt einem die Serie aber auch dann, vor allem dank der gewohnt skurrilen Figuren. Während die etwas naive Belldandy immer etwas zu ideal ist, sind die anderen drei vollgestopft mit Macken: Skuld unterhält mit ihren kuriosen Erfindungen, Urd durch die aufbrausende Art, Gan-chan denkt ständig nur an Futter, Schlaf und Liebe. Komplettiert wird das Ensemble durch die Dämonin Marller, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, jedem Gott das Leben zu versauen, allerdings eine große Schwäche hat: Wann immer sie Rockmusik hört, muss sie anfangen zu tanzen.

Die außergewöhnliche Persönlichkeit der Figuren ist bei der Umsetzung also erhalten geblieben, die witzigen Designs und komisch übertriebene Gestik und Mimik auch. Insgesamt ist die Umsetzung durch das Animationsstudio OLM (Pokémon, Professor Layton und die ewige Diva) solide, wenngleich man bei einer derartigen TV-Serie keine Wunderwerke erwarten soll. Nett anzusehen ist das alles, aber ohne allzu große Detailverliebtheit oder technische Spielereien: Mini-Göttinnen will nicht mehr sein als ein kleiner Spaß für zwischendurch. Das zumindest bietet der Anime dann auch, die 48 nur rund 5 Minuten langen Folgen lassen keinen Platz für Tiefgang, sind aber so abwechslungsreich, dass sich die Gesamtausgabe auch für Nichtfans der Vorlage lohnen kann.



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„Mini-Göttinnen“ behält die skurrilen Figuren der Mangavorlage bei, konzentriert sich dabei aber auf die komischen Aspekte. Die sind mal mehr, mal weniger gelungen, trotz gelegentlicher parodistischer Einlagen ist der alberne Humor eher für jüngere Zuschauer gedacht.
6
von 10