Fantastic Four 2015
© Constantin Film

Fantastic Four (2015)

(„Fantastic Four“ directed by Josh Trank, 2015)

Fantastic Four
„Fantastic Four“ läuft ab 13. August im Kino

Seit ihrer Kindheit haben Reed Richards (Miles Teller) und Ben Grimm (Jamie Bell) davon geträumt, einen Teleporter zu bauen, ohne Geld, ohne große Ausrüstung, ohne viel Erfolg. Doch das Schicksal wendet sich zu ihren Gunsten, als sie auf einer Wissenschaftsmesse Dr. Franklin Storm (Reg E. Cathey) und seine Tochter Sue (Kate Mara) kennenlernen. Gemeinsam sowie mit der Hilfe von Dr. Victor von Doom (Toby Kebbell) gelingt es ihnen tatsächlich, das Tor zu einer anderen Dimension zu öffnen. Ein großer Erfolg, der dann auch gleich Dr. Allen (Tim Blake Nelson) auf den Plan ruft, der als Vertreter der Regierung eine ganz eigene Idee für die Nutzung hat. Als Reed, Ben, Victor und Sues Bruder Johnny (Michael B. Jordan) den anderen zuvorkommen wollen und die Maschine als erstes nutzen, endet dies jedoch in einem Desaster, da die vier durch die Strahlungen dort anfangen zu mutieren und eigenartige Kräfte entwickeln.

Irgendwie scheinen die Fantastic Four und das Kino einfach nicht zusammenpassen zu wollen. Der erste Drehversuch von 1994 war so fürchterlich, dass er nicht einmal für den Videomarkt freigegeben wurde. Die Version von 2005 war ebenfalls Zielscheibe von großem Spott, dafür aber immerhin so erfolgreich, dass 2007 noch die Fortsetzung Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer in die Kinos kam. Wieder ein rundes Jahrzehnt später sollten dann aller guten Dinge drei werden, schon im Vorfeld reagierten Publikum und Kritiker aber mit so viel Häme, im besten Fall Spott, dass von vornherein klar war: Das wird nichts. Und tatsächlich scheint nun auch ein Wettlauf stattzufinden, wer den Film noch tiefer in Grund und Boden redet – angeheizt von Regisseur und Ko-Autor Josh Trank, der sich öffentlich von dem Projekt distanziert. Der absolute Supergau, zu dem Fantastic Four hochstilisiert werden soll, ist er dann doch nicht, ohne dabei die Relation zu vorherigem Superheldentrash zu verlieren, wie eben die 94er Version oder auch Captain America von 1990. Fantastic Four ist letztendlich „nur“ ein Film, den die Welt nicht gebraucht hat.

Eine Enttäuschung ist das aber natürlich schon, alleine schon des großen Talents wegen, das hier verschwendet wird. Trank etwa hatte zuvor den Indie-Superkräfte-Streifen Chronicle inszeniert, der Kritiker und Publikum im Sturm eroberte. Auch bei dem Film gehörte Michael B. Jordan schon zum Cast, bevor er anschließend mit Nächster Halt: Fruitvale Station zu einem der vielversprechendsten Nachwuchsschauspieler avancierte. Gleiches gilt für Miles Teller, der in den hoch gelobten Dramen Whiplash und The Spectacular Now mitspielte. Wenn dann auch noch ein üppiges Budget von 120 Millionen Dollar bereit gestellt wird, kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen. Sollte man meinen.

Und anfangs sieht es auch durchaus danach aus, als wäre Fantastic Four zumindest eine Alternative zu den inzwischen schon sehr formelhaften Beiträgen aus dem Marvel Cinematic Universe. Die Darsteller sind deutlich jünger, es gibt keine ständigen Selbstverweise und knallende Sprüche, stattdessen konzentriert man sich auf die Figuren und ihre jeweiligen Träume, verbindet das auch mit einem großen Science-Fiction-Anteil und einer Entdeckungsfreude, als die fremde Welt plötzlich zum Greifen nah ist. Während Letztere bis zum Schluss mit ihrer kargen, seltsamen Landschaft überzeugt, ist es um die Figuren letzten Endes schlechter bestellt. Ben etwa darf im Laufe des Films überhaupt keine Persönlichkeit entwickeln, zwischenzeitlich vergisst man sogar, dass er eigentlich eine der Hauptcharaktere sein soll. Aber auch der Rest ist sehr dünn gezeichnet, sodass nicht einmal die talentierten Darsteller etwas aus der Vorlage herausholen können. Hinzu kommt der schwache Gegenspieler, womit aber nahezu jeder Marvel-Film zu kämpfen hat. Sieht man einmal von der X-Men-Reihe ab und den Filmen, in denen Loki als Bösewicht fungiert (Thor, The Avengers), müssen immer profillose Nichtgestalten die Zielscheibe abgeben.

Das größte Problem ist hier dann auch, dass die Gewichtung einfach nicht stimmt. Es gibt kaum Momente, in denen die Protagonisten wirklich zusammenkommen und zum propagierten Team werden können. Viel Zeit, sehr viel Zeit wird für die Vorgeschichte aufgewendet, bis zu dem Moment, wo die Superkräfte ins Spiel kommen. Dann jedoch geht es auf einmal sehr schnell, im Schweinsgalopp müssen sich die vier streiten, wieder vertragen und zum Schluss die Welt retten. Das ist nicht nur völlig überhastet und lässt die Epik vermissen, welche die Marvel-Kämpfe sonst auszeichnet, die Auflösung ist auch noch unglaublicher Unsinn, ein liebloser Nachtrag zu dem, was vorher aufgebaut wurde bzw. werden sollte.

Nun ist das ein häufiges Problem von Reboots, man muss so viel investieren, um Geschichten und Figuren zu investieren, dass für den eigentlichen Film kaum mehr etwas übrig bleibt. So eklatant wie hier trat dieses Problem jedoch nur selten auf, Fantastic Four ist nicht mehr als ein Prolog für einen Film, der anschließend nicht kommt und angesichts der verheerenden Reaktionen vielleicht auch nicht mehr kommen wird. Und das ist schade, weil es vereinzelte gute Elemente gibt, die aber eben nicht zu einem guten Film zusammenfinden. Vielleicht hätte man sich da doch mehr an der Konkurrenz orientieren und die vielen inhaltlichen Leerstellen mit Humor ausgleichen sollen sollen. Gerade bei Superhelden, die wie hier letzten Endes – Hand aufs Herz – doch recht lächerlich sind, ist Ernsthaftigkeit nicht unbedingt der beste Weg, für Unterhaltung zu sorgen. Was bleibt ist eine Comicverfilmung, die vor allem recht langweilig ist und kein echtes Konzept dafür mitbringt, was sie denn nun sein will.



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Auch der dritte große Anlauf, „Fantastic Four“ im Kino zu etablieren, ist dank eines fehlenden Konzepts, einer schlechten Gewichtung und eines lächerlichen Schlussteiles missglückt. Richtig schlecht ist der Film zwar nicht, aber doch recht langweilig und vor allem eine Vergeudung diverser großer Talente.
5
von 10