Origin Spirits of the Past
© GONZO/Gin-iro no kami no Agito Project

Origin – Spirits of the Past

(„Gin-iro no kami no Agito“ directed by Keiichi Sugiyama, 2006)

Origin Spirits of the Past
„Origin – Spirits of the Past“ erscheint am 22. Mai auf DVD und Blu-ray

Von der Natur, so wie wir sie kennen, ist in 300 Jahren nicht mehr viel übrig: Ein fehlgeschlagenes Experiment war es, welches das Ökosystem der Erde völlig aus dem Gleichgewicht hat geraten lassen. Seither herrscht ein gesundes Misstrauen zwischen dem Wald und den Menschen, vor allem die Verteilung des Wassers ist ein immerwährender Konfliktpunkt zwischen den Zweibeinern und den zum Leben erwachten Pflanzen. Und eben dieser Streit droht zu eskalieren, als der junge Agito in einen verbotenen Schutzbereich des Waldes eindringt und dort das Mädchen Toola findet, das in einer Maschine seit jener Zeit im Tiefschlaf verbringt. Denn ohne es zu wissen, stellt Toola eine große Gefahr für das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur dar.

Ist es das kollektive Trauma von Hiroshima und Nagasaki? Ist es der Widerspruch zwischen einer High-Tech-Nation, deren spirituelles Grundgerüst eine Naturreligion ist? Tatsache ist, dass in japanische Filmen und Serien einer zu starken Technik oft mit ein wenig Misstrauen begegnet wird, gerade im Kontrast zu einer reinen, unverfälschten Natur. Auch Origin – Spirits of the Past hat sich diesem Kampf zweier Welten verschrieben, hält sich dabei aber angenehm zurück: Anders als bei manchen Kollegen, wo Flora und Fauna grundsätzlich das Ideal darstellen, gibt es sowohl bei der Waldbevölkerung wie auch den technologisch hoch entwickelten Menschenreichen nette und weniger nette Vertreter.

Doch trotz dieser erhöhten moralischen Ambivalenz, wirklich neu ist das nicht, was Regisseur Keiichi Sugiyama in seinem Langfilmdebüt hier zu erzählen hat. Lediglich die etwas wirre Vorgeschichte um Pflanzen, die den Mond zerstören, fällt aus dem Rahmen, was danach kommt, ist im Prinzip eine bloße Variation bestehender Klischees. Das gilt dann auch für die nicht sonderlich interessanten Charaktere, die man in einer ähnlichen Form einfach schon zu oft gesehen hat und die kaum in Erinnerung bleiben. Gerade der Vergleich zu Studio Ghibli drängt sich auf, die sich des Öfteren dieser Natur-Mensch-Problematik angenommen hat. Und wer den Vergleich mit den japanischen Animationsmeistern sucht, geht selten als Sieger vom Feld. So auch hier. Eine gleichwertige Alternative etwa zu Nausicäa aus dem Tal der Winde ist Origin – Spirits of the Past damit sicher nicht. Wer aber das große Vorbild schätzt und nach ähnlich gelagerten Anime sucht, der wird hier durchaus ansprechend bedient.

Ein Grund dafür ist die insgesamt gelungene Optik. Wie bei vielen ihrer Werke setzt das Animationsstudio Gonzo auf einen Mix zwischen handgefertigten und computerberechneten Bildern. Anders als dessen kurz zuvor produzierten Fernsehserien Trinity Blood und Speed Grapher fällt der Stilbruch hier aber deutlich weniger negativ aus – schließlich wird auf diese Weise der thematische Kontrast auch visuell sehr schön festgehalten. Und während die Designs der Protagonisten nichts Besonderes sind, überzeugen die Animationen zweifelsfrei. Vor allem aber sind die überbordenden Hintergründe sehr ansehnlich, die Städte und der seltsam gespaltene Mond ebenso. Das mag nicht unbedingt genug sein, um aus Origin – Spirits of the Past einen Klassiker zu machen, aber gerade die Blu-ray-Fassung, welche diese Woche erstmals erscheint, beschäftigt das Auge so sehr, dass der nicht ganz so brillante Inhalt nur gelegentlich noch auffällt.



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Natur gut, Technik böse? Ganz so einseitig fällt das Urteil hier nicht aus, dennoch dürfte Animefans vieles hier sehr bekannt vorkommen. Aber auch wenn „Origin – Spirits of the Past“ letzten Endes nichts Neues erzählt, ansprechend ist der Film sicher – nicht zuletzt aufgrund der gelungenen Optik.
6
von 10