The Floating Castle – Festung der Samurai

The Floating Castle – Festung der Samurai

(„Nobô no shiro“ directed by Isshin Inudo and Shinji Higuchi, 2012)

The Floating Castle – Festung der SamuraiEine bekannte These besagt ja, dass Angestellte in einer Hierarchie so lange befördert werden, bis sie die Stufe ihrer Unfähigkeit erreicht haben. Dass das auch viel schneller gehen kann, beweist der Blick auf vererbte Hierarchien: Familienunternehmen und Adel. Nehmen wir Nagachika Narita (Mansai Nomura) zum Beispiel. Ein herzensguter Mann, keine Frage. Aber im Führen von anderen Menschen ebenso unerfahren wie unbegabt. Und das ist für einen militärischen Führer ein wenig ungünstig. Da sein Vater, dem eigentlich die Verteidigung des Oshi-Schlosses anvertraut wurde, jedoch im Sterben liegt, muss es eben Nagachika richten. Ein Mann, der nicht einmal dazu in der Lage ist, den traditionellen Reistanz durchzuführen, ohne gleich alle Pflanzen totzutrampeln.

Aber verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen. Und die Bewohner des Schlosses sind mächtig verzweifelt, schließlich steht eine Armee von 20.000 Mann vor den Toren unter der Führung des mächtigen Toyotomi Hideyoshi (Masachika Ichimura). Und diesseits der Tore? 500 Soldaten. Angesichts des leichten Ungleichgewichtes der Truppengrößen ist die Kapitulation reine Formsache, sollte man meinen. Umso größer dann die Augen der Delegation, als Nagachika verkündet, das Schloss nicht kampflos aufgeben zu wollen. Nicht weil der so siegesgewiss ist, aber der Gutmensch bringt es einfach nicht übers Herz, dass die Prinzessin des Schlosses, Kaihime (Nana Eikura), an den Feind übergeben werden soll. Zum Glück stehen dem exzentrischen Militärführer bei seinem Vorhaben die drei treuen Samurai Sakamaki (Hiroki Narimiya), Izumi (Tomomitsu Yamaguchi) und Tanba (Koichi Sato) zur Seite, ein jeder bereit, die Festung bis auf den letzten Mann zu verteidigen.The Floating Castle – Festung der Samurai Szene 1

Historische Schlachtenfilme sind immer so ein Ding. Auf der einen Seite gefallen sie meist durch tolle Bilder und eine stimmungsvolle Ausstattung, ersaufen zum Ende hin leider meistens aber auch in Pathos und ausufernder Ehrbeschwörungen. The Floating Castle – Festung der Samurai schafft das seltene Kunststück, das erste ohne das zweite zu bieten. Das gelingt den beiden Regisseuren Isshin Inudo und Shinji Higuchi vor allem durch eine dicke Portion Komik. Da wäre in erster Linie natürlich Nagachika, der den bezeichnenden Spitznamen „Dummkopf“ erhält und zumindest vordergründig einem Slapstickfilm entnommen zu sein (später wird er beweisen, dass in ihm doch mehr steckt, als der Spott es vermuten lässt). Aber auch die Schlacht an sich enthält diverse nicht ganz ernst gemeinte Szenen, die fast schon an „Asterix und Obelix“ erinnern.The Floating Castle – Festung der Samurai Szene 2

Für Kinder ist der japanische Historienfilm dennoch nur bedingt zu empfehlen, denn wenn es an die eigentlichen Kämpfe geht, wird an Blut, Leichen und Enthauptungen nicht gespart, weshalb die Freigabe erst ab 16 auch mehr als gerechtfertigt ist. Freunde von Schlachten dürften sich auch an der ungewohnten Kulisse erfreuen. Filme zur Zeit der Samurai gibt es natürlich mehr als genügend, aber der Schauplatz – die Festung wird aufgrund der sie umgebenden Flüsse und Sümpfe die „schwimmende Festung“ genannt – sorgt für eine interessante Abwechslung. Da auch die Ausstattung wie bereits gesagt sehr sehenswert ist, und dem Zuschauer einige hübsche historische Rituale – der besagte Reistanz – sowie eine spektakuläre Überflutung geboten werden, gehört The Floating Castle auf jeden Fall zu den gelungensten Vertretern der letzten Zeit. Und ganz ehrlich: Wem macht es nicht Spaß zu sehen, wie der Underdog dem übermächtigen Gegner kräftig den Hintern versohlt? Nur Puristen werden angesichts der teils albernen Grundstimmung sicher die Nase rümpfen und sollten sich an traditionellere Genrebeiträge halten.

The Floating Castle – Festung der Samurai ist seit 27. August auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Tolle Bilder, eine sehenswerte Ausstattung, dazu blutige Kämpfe und eine spektakuläre Überflutung – The Floating Castle bietet Fans von historischen Schlachtenfilmen eine Menge zu sehen. Puristen werden sich aber an den vielen komischen Szenen stören, die dem japanischen Streifen fast schon etwas Slapstickhaftes geben.
7
von 10