Sword of the Stranger

Sword of the Stranger

(„Stranger Mukōhadan“ directed by Masahiro Ando, 2007)

Eigentlich wollte der herrenlose Samurai Nanashi nie wieder zur Waffe greifen, nicht mehr kämpfen müssen. Zu stark und traumatisch sind seine Erinnerungen an seine Vergangenheit als Elitekämpfer. Doch das ändert sich, als er dem kleinen Jungen Kotaro begegnet und ungewollt in einen Kampf verwickelt wird. Zunächst ging es nur darum, ihn und seinen verletzten Hund zu der nächstgelegenen Stadt zu bringen, um dort einen Arzt für das Tier zu finden. Doch mit der Zeit schwant Nanashi, dass der Kampf im Tempel kein Zufall war, dass eine ganze Horde an Kriegern Jagd auf Kotaro macht.

Meistens sind es ja die großen Namen, etwa Studio Ghibli, Satoshi Kon, Katsuhiro Otomo oder Mamoru Oshii, die genannt werden, wenn es um Must-See-Animefilme geht. Aber auch Sword of the Stranger, von dem eher unbekannten Regisseur Masahiro Ando (Canaan) umgesetzt, taucht ganz gerne mal auf diesen Bestenlisten auf. Und das ist kein Wunder, die Qualitäten des Samuraiabenteuers werden schon in den ersten paar Minuten mehr als deutlich, wenn sich eine Reihe von Männern auf äußerst effektive Weise gegenseitig das Leben nimmt.

Actionreich – und blutig – bleibt es auch die folgenden anderthalb Stunden, Sword of the Stranger hält sich nicht lange damit auf, Konflikte aufzubauen. Die werden lieber gleich per Schwert, Lanze oder Bogen beendet. Anders als die etwas kruderen Samuraianimes à la Ninja Scroll verlässt man sich hier aber nicht darauf, das Auge des Zuschauers nur mit zerfetzten Körpern an sich binden zu wollen. Auch ein eher ästhetisch ausgelegtes Publikum bekommt bei dem Film eine ganze Menge geboten: Das Studio BONES (Cowboy Bebop – Der Film, Wolf’s Rain) überzeugt vor allem durch die fast schon legendären Kampfszenen, die sowohl technisch wie choreographisch zur ersten Garde japanischer Zeichentrickkunst gehören. Auch die ruhigeren Momente sehen oft fantastisch aus, von langsam am Himmel vorbeiziehenden Wolken über das Licht- und Schattenspiel bis zu den überaus stimmungsvollen Hintergründen, die einen mitnehmen ins alte Japan.

Auch an anderen Stellen bemüht man sich hier um Realismus und Detailreichtum, bei den Figurendesigns etwa, den zahlreichen chinesischen Dialogen oder auch einem verwendeten Echo in einer Szene. Die akustische Untermalung ist jedoch nur teils geglückt. Während etwa das Flötenspiel die Atmosphäre der jeweiligen Situationen noch verstärkt und die treibenden Trommeln den Adrenalinspiegel befeuern, wird der Soundtrack zum Ende hin zugunsten von einer recht schwülstigen Musik geopfert, die man eher in einem Winnetou-Film erwarten würde und die so gar nicht zu der Action passen will. Diese eher abwürgt, als sie zu unterstützen.

Aber wer nicht gerade zu den ganz großen Fans der animierten Schwertkunst gehört, wird zu dem Zeitpunkt eventuell ohnehin schon das Interesse verloren haben, denn inhaltlich hat Sword of the Stranger nur sehr wenig zu bieten. Anfangs ist es noch relativ sympathisch, wie sich hier der dickköpfige Junge und der schweigsame Kämpfer zusammenraufen müssen, in bester Buddy-Movie-Manie ein Team aus der zufälligen Begegnung wird. Und zumindest streckenweise ist das auch noch von ein bisschen Humor begleitet. Die eigentliche Geschichte von Fumihiko Takayama (WXIII: Patlabor 3) jedoch kommt nie wirklich in Schwung, die ganzen Hintergründe werden im Laufe des Films nicht erklärt. Spielen keine echte Rolle. Da die Figuren zudem nur Stereotype sind, fällt es so zunehmend schwerer, sich noch für ihr jeweiliges Schicksal zu interessieren. So schick die Actionsequenzen auch sind, es fehlt ihnen trotz diverser pathosbehafteter Dialoge der emotionale Rahmen, der den Kämpfen auch eine Bedeutung geben könnte und aus dem Film mehr macht als ein schön anzusehendes Abenteuer.



(Anzeige)

Style over substance im alten Japan: „Sword of the Stranger“ überzeugt durch seine umwerfenden Kämpfe und allgemein eine hochwertige, stimmungsvolle Optik. Die dünne, löcherige Geschichte und die stereotypen Figuren verhindern aber, dass diese ihre volle Wucht entwickelt, die unpassend schwülstige Musik zum Ende hin trübt ebenfalls den visuell makellosen Eindruck des Animes.
6
von 10