Destruction of Silence

Destruction of Silence

(„Destruction of Silence“ directed by Jakob Gisik, 2013)

Destruction of SilenceJust wenn man denkt, man hätte mit dem gerade mal 46 Minuten langen The Garden of Words schon den kürzesten DVD-Release des Jahres gesehen, kommt ein deutscher Film dazwischen und unterbietet den japanischen Kollegen noch mal um glatte fünf Minuten. Sicher, da schlummern noch mehr Extras auf der Scheibe, darunter ein früherer Kurzfilm von Regisseur Jakob Gisik. Doch das Filetstück ist und bleibt Destruction of Silence.

Bemerkenswert ist die kurze Laufzeit vor allem, da es sich hier um einen Kriegsfilm handelt, ein Genre, das doch gerne mal in epischer Länge seine Helden feiert. Das ist hier nicht nur deutlich kürzer, sondern auch persönlicher: Philipp Schmidt (Horst Janson), der als Junge im dem Zweiten Weltkrieg seine Eltern verlor und danach in die USA auswanderte, spricht in einem Interview über seine Erfahrungen. Und die hängen vor allem mit einem Menschen zusammen, dem amerikanischen Soldaten Jack Brown (Rolf Schapals), der ihn damals verwaist vorfand und rettete.

Um den Krieg selbst geht es hier also nur bedingt, der ist im Film ohnehin fast schon vorbei. Große Schlachten braucht der Zuschauer daher auch nicht zu erwarten, Kämpfe gibt es kaum und sind, auch durch das geringe Budget bedingt, recht unspektakulär. Und doch gibt es, Geldmangel hin oder her, immer wieder geschickt in Szene gesetzte Momente und stimmungsvolle Bilder. Bemerkenswert zum Beispiel, wie Gisik zwischendurch auf eine Ästhetik und Sounduntermalung zurückgreift, die einem Horrorfilm entnommen sein könnten. Manchmal möchte man fast meinen, hinter dem nächsten Baum lauert kein Soldat, sondern ein zähnefletschendes Urzeitmonster. Beklemmend, unheimlich, unangenehm – Destruction of Silence macht da schon einiges richtig.Destruction of Silence Szene 1

Atmosphärisch gelungene Szenen gibt es aber auch im leisen, zwischenmenschlichen Bereich. Behutsam wird die Figur von GI Brown eingeführt, darf anfangs fleißig mit Vorgesetzten und anderen Soldaten agieren. Und wenn am Ende der alt gewordene Schmidt die Vergangenheit Revue passieren lässt, darf man auch schon mal gerührt sein.

Während die Umsetzung interessante Aspekte hat, hapert es jedoch auf der inhaltlichen Seite. Unklar bleibt zum Beispiel, wie ein 6-jähriger deutscher Junge sich mit einem amerikanischen Soldaten unterhalten kann, ohne dass es zu Sprachproblemen kommt. Und dass ein Kind, das gerade seine Eltern verloren hat, so schnell und ohne Vorbehalt Vertrauen zu einem fremden Mann fasst, noch dazu vom feindlichen Lager, will einem nicht recht einleuchten. Auch wie Schmidt alle Geschehnisse aus Browns ersten Kriegstagen kennt, sogar banale Details, bleibt ein Geheimnis.Destruction of Silence Szene 2

Selbst wenn man über diese wenig plausiblen Punkte hinwegsieht, stolpert man doch über die Frage, was denn nun eigentlich das Thema des Films sein soll. Die Unmenschlichkeit des Krieges? Was es heißt, als junger Mensch in den Krieg ziehen zu müssen? Die Beziehung zwischen Brown und Philipp? Gerade wenn bei einem Kurzfilm der Erzählrahmen so knapp ausfällt, wäre es geschickter gewesen, stärker auf einen Aspekt zu fokussieren. Wenn Gisik an seinem nächsten Werk arbeitet, findet er hoffentlich eine erzählenswerte Geschichte für seine Regiearbeit. Denn dass er an der Stelle Potenzial zu Größerem – und Längerem hat – das beweist Destruction of Silence allemal.

Destruction of Silence ist seit 13. Februar auf DVD erhältlich



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Der deutsche Nachwuchskurzfilm Destruction of Silence über ein persönliches Schicksal im Zweiten Weltkrieg gefällt durch eine stimmungsvolle Umsetzung, schwächelt aber im inhaltlichen Bereich.
6
von 10