Charade

Charade

(„Charade“, directed Stanley Donen, 1963)

Wenn ein Film im Rahmen der amerikanischen „Criterion Collection“ auf DVD erscheint, kann man sich der Qualität dieses Werks in den meisten Fällen sicher sein. Das rührige Label hat sich längst einen Namen unter Cineasten gemacht mit ihren liebevollen Editionen großer Meisterwerke der Filmgeschichte, zu denen oft unzählige Bonusmaterialien zählen. Im Rahmen dieser Kollektion erschien bereits vor einiger Zeit auch Stanley Donens bester Film Charade mit Audrey Hepburn und Cary Grant in einem seiner letzten Filme. Bis heute gilt dieses Werk als Paradebeispiel für die Mischung von Humor und Thriller, den Fußstapfen Hitchcocks folgend, der vier Jahre zuvor mit Der unsichtbare Dritte in derselben Mischung einen der spritzigsten Filme überhaupt vorgelegt hatte.

Audrey Hepburn spielt Reggie Lampert, die sich von ihrem Mann scheiden lassen will. So teilt sie es auch ihrer Ferienbekanntschaft Peter Joshua (Cary Grant) mit, dem sie im europäischen Skiort begegnet. Doch als Reggie wieder in ihrem Haus in Paris ankommt, muss sie erfahren, dass ihre Wohnung ausgeräumt und ihr Mann verstorben ist. Doch mehr als das: er wurde ermordet. Dem nicht genug, macht die Polizei Reggie deutlich, dass ihr Mann 250 000 Dollars erbeutet hat – ein Betrag, hinter dem nun drei Gangster her sind (u.a. Charles Coburn und der ewige Nebendarsteller George Kennedy). Für Reggie wird dies zur gefährlichen Angelegenheit, da jeder glaubt, sie wisse, wo sich das Geld befindet. Doch als sie deutlich macht, dass dies nicht der Fall sei, glaubt ihr niemand und ihre Verfolger wollen ihr nicht von der Seite weichen. Zum Glück steht ihr Peter Joshua bei, der als Beschützer an ihrer Seite weilt – doch ist er wirklich ein Freund oder auch nur hinter dem Geld her?

Bereits die Anfangscredits machen deutlich, in welchen Film man hier hineinkatapultiert wird, denn das Design von James Bond-Titeldesigner Maurice Binder wirkt in all ihrer Farbenpracht wie der Vorspann von Vertigo auf Drogen. Hinzu kommt die kultige, rhythmische Musik von Komponistenlegende Henry Mancini und der Zuschauer wird auf eine unterhaltsame Achterbahnfahrt geschickt, die bis zum Schluss niemals stillsteht, sondern in jeder Sekunde voller Leben pulsiert, sich entwickelt, Spannung erzeugt und vor Allem enorm viel Spaß bereitet. Die Dialoge sind amüsant, die Schauspieler haben ausnahmslos sichtlich Spaß an der Verkörperung ihrer skurrilen Rollen, das Drehbuch lässt trotz der zunehmenden Komplexität keinen Raum für Löcher oder Lücken in der Logik.

Was sich in der ersten Hälfte als altmodische und sehr komische Screwball-Comedy erweist (man denke an die Beerdigung, auf der mehrere Gäste testen, ob der im Sarg liegende noch lebt), entwickelt sich immer mehr zum spannenden Thriller, lässt das humoristische Element jedoch nie vermissen. Der Grund, weshalb sich die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten kann, ist, da das Konzept vorsieht, der Zuschauer müsse immer genauso viel wissen wie Hepburn, sodass man sich nie sicher sein, wem sie vertrauen kann oder nicht.

Charade ist ein sehr trickreiches Verwirrspiel, welches immer neue Wendungen nimmt und dadurch stets auf Neue zu überraschen vermag. Der Weg für Reggie ist mit vielen Leichen gepflastert, ein anstrengender Weg für die zarte Amerikanerin, aber wie ein Spaziergang für den Zuschauer, für den, je weiter der Film fortschreitet, bald jeder der Akteure in Frage kommt, das Geld zu besitzen. Es ist fast wie das alte Brettspiel Clue in welchem man Schritt für Schritt herauszufinden versucht, wer der Mörder ist. Mag die Liebesgeschichte zwischen Hepburn und Grant zu Beginn konstruiert und stereotyp anmuten, so wird man erkennen müssen, dass dieses Element des Drehbuchs entscheidend für das Finale dieses Streifens ist, sodass man dem Film die erwähnte Naivität nicht anlasten kann.



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„Charade“ garantiert für zwei Stunden Spaß und Spannung ohne Pause, ein trickreiches Erlebnis, das man nicht so schnell wieder vergessen wird und das auch zu wiederholtem Anschauen einlädt. Einer der besten Thriller seiner und unserer Zeit.
10
von 10