Wir sind die Nacht

Wir sind die Nacht

(„Wir sind die Nacht“ directed by Dennis Gansel, 2010)

Deutschland versucht bei dem riesigen Vampirhype, der momentan herrscht, man denke nur mal an Twighlight, Beilight und wie sie alle heißen, mitzuhalten. Wie soll denn da noch etwas spektakuläres, Neues kommen? Und dann auch noch von dem (Nach)macher des, meiner Meinung nach, bei weitem nicht erreichten Originals von Die Welle, Dennis Gansel. Die Frage beschäftigte mich zuvor sehr, doch sollte mich das begleitend, ungute Gefühl bald verlassen…

Die kleinkriminelle Lena (Karoline Herfurth) macht einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck, als sie einem Mann die Geldbörse stielt und auf raffinierte Weise, ihrem polizeilichen Verfolger  (Max Riemelt) entflieht. Als sie nach diesem Vorfall, spät am Abend, auf der Suche nach leichter Beute, im Sinne des Geldes ist, entdeckt sie wie sich Jugendliche auf ein abgesperrtes Parkgelände begeben und folgt ihnen, von der Neugierde getrieben. In diesem Park, wird sie auf Befehl der schönen Louise (Nina Hoss) in ein augenscheinlich, heruntergekommenes Gebäude eingelassen, welches zugleich ihr neues Leben symbolisiert. Denn Louisa ist keine gewöhnliche Frau, sie ist ein Vampir und als solcher auf der Suche nach einer schönen, unsterblichen Lebensgefährtin, die sie in Lena glaubt, gefunden zu haben.

Nach dem obligatorischen Biss, eröffnet sich für Lena ein völlig neues Leben, mit unendlichen Möglichkeiten, so möge man im ersten Moment glauben. Genauer betrachtet bedeutet das Vampirdasein, eine vollkommene Sonnenabstinenz, völlige Bewegungsfreiheit nur im Dunkeln und Männer, die aufgrund ihrer normalen Sterblichkeit, im besten Falle nur kurzzeitige Weggefährten abgeben.

Da sich die verwöhnten Vampirladies nicht sonderlich Mühe geben, ihre Schandtaten zu verbergen, kommt der eifrige, junge Polizist wieder auf die Spur der Frauen. Selbstverständlich hat sich der junge Mann schon bei ihrer ersten Begegnung in die freche Lena verkuckt und auch die frisch gebissene, junge Frau ist nicht abgeneigt. Ein entscheidender Fehler, erschüttert letztendlich die heile Welt des Obervampirs Louise und lässt die ungewöhnliche Familie, Louise, Lena, Charlotte und Nora, teuer bezahlen…

Wohl wissend, ihrer Überflüssigkeit und Unsinnigkeit, habe ich Abstand von den Twilight-Teilen genommen und diesen Part, den überwiegend weiblichen Fans überlassen. Somit grenzt es also fast an ein Wunder, bedenke man meine Abneigung gegen besagte Filmreihe und des Werkes Die Welle, dass ich mir Wir sind die Nacht überhaupt angeschaut habe.

Doch glücklicherweise habe ich ein Herz gefasst und mir den Streifen zu Gemüte geführt, denn was mich in der ersten halben Stunde fesselte, war nicht etwa die nicht mangelnde Grausamkeit, sondern viel mehr die interessante Vorgehensweise von Dennis Gansel, die Hauptakteure vorzustellen und deren Lebensräume zu beleuchten. Hinzu kommen die einerseits sehr schön anzuschauenden Darstellerinnen, die auch schauspielerisch einiges auf dem Kasten haben und andererseits die zunächst völlig unattraktive, aber wiederum überaus talentierte Hauptdarstellerin Karoline Herfurth, die hier zu überzeugen weiß und im späteren Verlauf mindestens genauso zum anbeißen gut aussieht, wie ihre Mitstreiterinnen.

Stellenweise erinnert der Film ein wenig an Blade, wilde Technopartys, gemixt mit der unstillbaren Gier nach Blut. Doch an anderer Stelle, dann wieder so unschuldig und beinahe tiefsinnig wie Interview mit einem Vampir. Als Zuschauer bleibt einem diese Achterbahnfahrt nicht verborgen und genau das ist es, was mich neugierig gemacht hat, was mich trotz der geradlinigen und vorhersehbaren Story an die Leinwand gefesselt hat. Fast überflüssig zu erwähnen sind die sehr gelungenen Special Effects, die, obwohl offensichtlich, sehr dezent wirken.

Fazit: Ein Film, der einmal vollkommen auf den typisch männlichen Vampir verzichtet, und wohl auch genau aus diesem Grund auf ganzer Länge überzeugen kann. Die wohlbekannten Klischees und hollywoodähnlichen Begebenheiten einmal weggelassen, bleiben immer noch gute Darbietungen, ein befriedigender Spannungsanteil und jede Menge für’s Auge 😉

Ich freue mich eines besseren belehrt worden zu sein, denn nicht alles was in dieser Neuzeit mit Vampiren zu tun hat, gehört zum monotonen Alltagsbrei!



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